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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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komplett eingeschüchtert und werden immer stiller, andere fühlen sich verbal herausgefordert. Die Szenerie war ein Eldorado für soziologische Feldstudien.
    Die neue Amsterdam-ArenA war noch im Bau, so dass das Spiel im Olympiastadion von 1928, einem nostalgischen Schmuckkästchen, stattfand. Wohin man blickte: zeitgenössische Architektur mit entsprechend Patina. Herrlich. Auch für die Zuschauer hatte man sich etwas einfallen lassen und Zehntausende kleiner Fähnchen mit dem Vereinswappen verteilt, dem Bildnis von Ajax, einem griechischen Heerführer aus dem trojanischen Krieg. Eine eindrucksvolle Choreographie, die erst sehr viel später auch in Deutschland Nachahmer fand.
    So listig wie die Griechen im trojanischen Krieg brauchte Ajax allerdings nicht vorzugehen. Trotz des zwischenzeitlichen 1:1, das zum Einzug ins Endspiel gereicht hätte, war der FC Bayern gegen die Holländer dermaßen chancenlos, dass auch dem optimistischsten Fan klar wurde, dass hier und heute nichts mehr zu holen war. 3:1 zur Halbzeit. Die Holländer hatten bereits in der Pause etwas zu feiern, holten wieder ihre Fähnchen raus und André Rieu mit seiner Violine in den Mittelkreis. Sein bass- und soundgeschwängertes Klassik-Potpourri dröhnte durchaus gekonnt durch das weite Rund. Die Holländer taten das Ihrige zur optischen Untermalung und schwenkten im Takt ihre Fähnchen. Das sind Momente, da sagt man am besten gar nichts mehr und lässt die Eindrücke auf sich wirken.
    Die zaghaft-dünnen »Bayern-Bayern«-Rufe aus dem deutschen Fanblock wirkten ob dieser eindrucksvollen Demonstration mehr als hilflos und zerstoben im Amsterdamer Nachthimmel. Hier wurden die deutschen Champions-League-Hoffnungen bereits in der Pause zu Grabe getragen. Endstand 5:2. Das zweite 5:2 in 14 Tagen! Beide sind mir nicht gut bekommen. Aber wenn es denn ohnehin schon unvermeidlich war, dann war es wenigstens schön, dabei gewesen zu sein.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

1995/96
    D REAM -T EAM
    Was für eine Aufbruchstimmung! Nach dem doch eher als mühsam empfundenen Engagement von Giovanni Trapattoni war Otto Rehhagel als neuer Trainer zunächst eine erfrischende Abwechslung. Was nutzte alles Flair des Maestros, wenn man unterschwellig das Gefühl hatte, dass er die Mannschaft, primär aus sprachlichen Barrieren, nur unzureichend erreicht. Ausgesprochen sympathisch war er ja. Auch der Entwicklung einzelner Talente wie Hamann, Nerlinger, Babbel oder Kuffour verschaffte er einen großen Schub. Irgendwie passte er ja auch zum FCB. Ich war hin- und hergerissen, denn der Anblick jenes Trainers, eben Rehhagel, der die Jahre zuvor unser größter Widersacher in der Bundesliga gewesen war, schien mir doch arg gewöhnungsbedürftig. So schnell vermochte ich die gedankliche Barriere nicht zu überwinden und den Sympathie-Schalter umzulegen.
    Dennoch schien er das Starensemble, das sich in der Sommerpause schier im Wochentakt um einen weiteren Top-Neuzugang erweiterte, tatsächlich im Griff zu haben. Sein Start in München war in der Liga mit sieben Auftaktsiegen in Folge dermaßen eindrucksvoll, dass sich jede weitere Kritik verbat. Insbesondere das beeindruckende 6:2 beim Karlsruher SC, das ich mir vor Ort im Wildpark anschaute, ließ mich wieder einmal vom Erreichen der magischen Grenze von 100 Bundesligatoren in einer Saison träumen. Das klingt zunächst einmal viel, aber wenn man es auf 34 Spieltage herunterbricht, dann relativiert es sich wieder etwas. Und dennoch wurde so etwas in der Bundesligageschichte 1971/72 mit 101 Treffern durch den FCB nur einmal erreicht.
    Ich war jedenfalls dermaßen euphorisiert, dass ich mich der geschickt aufgezogenen Marketingstrategie für das neue, rot-blau gestreifte Bayern-Trikot nicht länger entziehen konnte und mir erstmals überhaupt ein Bayern-Leibchen kaufte. Ich wurde 27 Jahre darüber. In mancherlei Hinsicht bin ich wirklich zu geizig oder einfach nur ein »Spätzünder«. Wahrscheinlich beides. Obwohl ab dieser Saison die Spieler feste Rückennummern mit Namenszug auf den Trikots bekamen, verzichtete ich auf eine entsprechende Zusatzbeflockung. Aus gutem Grund. Eine Freundin von mir entschied sich eine Saison später für die Rückennummer 15 mit dem Schriftzug »Sutter« und schaute recht dumm aus der Wäsche respektive ihrem Trikot, als der langmähnige Schweizer den FC Bayern kurz darauf Richtung Freiburg verließ.
    Mit Antje gönnte ich mir nach vielen Jahren zu

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