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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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bedeckt. Die UEFA nahm die ungewöhnliche Behelfsaktion ab und gab das Spielfeld frei. Nach dem Spiel zog es uns noch einmal auf den Roten Platz, der bei leichtem Schneefall und effektvoller Beleuchtung geradezu kitschig-pittoresk wirkte und unwillkürlich an die vertrauten Hintergrundbilder der ARD-Korrespondenten vor Ort erinnerte. Bis heute ist Moskau eines der spektakulärsten Ziele in der Champions League geblieben, und wir waren froh, es auch bei genau diesen klischeehaften Witterungsbedingungen für fünf Tage erlebt zu haben.
       Olympique Lyon: Dem klaren 3:0-Erfolg in Moskau folgte zwei Wochen später eine ebenso klare 0:3-Niederlage in Lyon. Mit drei VW-Neunsitzern zog es den Fanclub ausgesprochen vielköpfig nach Frankreich. Der Trip wäre hier nicht weiter der Rede wert gewesen, wenn mich am Tag nach dem Spiel, beim Bummel durch die Innenstadt, nicht Antje auf dem Handy angerufen hätte: »Ich habe eine wichtige Information für dich! Unser Büro in Köln wird geschlossen und in acht Monaten nach München verlegt. Ich habe die Möglichkeit mitzugehen. Finanziell würde alles geregelt. Lass dir das mal durch den Kopf gehen, ob das für uns in Frage kommt. Du hast ja jetzt auf der Rückfahrt Zeit dazu.« Patsch! Was jetzt? Da stand ich nun mitten in Frankreich, und dann so eine Nachricht. Die peinliche Darbietung der Bayern-Mannschaft am Vorabend geriet völlig in Vergessenheit. Tatsächlich zermarterte ich mir auf den knapp 800 Kilometern Rückfahrt unentwegt das Hirn …
    Antje hatte ein Jahr zuvor die Stelle gewechselt, dabei unseren gemeinsamen Arbeitgeber verlassen und bei einer ausländischen Rückversicherungsgesellschaft angefangen, die jahrelang ihren Deutschland-Sitz in Köln hatte. Jedenfalls bis jetzt. Nun plante man im Zuge einer Fusion auch einen Standortwechsel nach München. Dutzende Argumente und Aspekte, große und kleine, galt es abzuwägen und zu berücksichtigen. Nach München ziehen? Eine neue Wohnung suchen? Einen neuen Job annehmen? Wir machten uns die Frage nicht leicht. Bei einer Entscheidung von solcher Tragweite gibt es selten das eine, ganz große Pro- oder Contra-Argument. Da will vieles beachtet werden, schließlich waren wir erst wenige Wochen zuvor innerhalb von Bergisch Gladbach in eine größere Wohnung gezogen. Auch die Tatsache, dass ich mein erst kurz zuvor errungenes Mandat als Kommunalpolitiker würde abgeben müssen, spielte eine Rolle. Ich gebe zu, dass auch der FC Bayern und der regelmäßige Besuch seiner Heimspiele ein nicht unerhebliches Kriterium war. Eine schwierige Situation.
    Letztlich entschlossen wir uns, den Schritt nach München zu wagen. Die finanziellen Rahmenbedingungen waren einfach zu großzügig, als dass wir uns die Chance auf einen kompletten beruflichen und privaten Neuanfang entgehen lassen wollten. Antje sollte ab Dezember in München mit ihrer Tätigkeit beginnen. Ab sofort galt es, dort auch für mich einen Job und eine gemeinsame Wohnung zu finden. Das mit der Wohnung musste relativ schnell gehen. Für die Jobsuche hatte ich über ein Jahr Zeit. So lange zahlte nämlich Antjes Arbeitgeber die Doppelmiete sowie wöchentliche Heimflüge, die wahlweise von mir nach München oder von ihr nach Köln genutzt werden konnten. Nicht dass wir uns am Rande Kölns unwohl gefühlt hätten. Ganz im Gegenteil. Doch wenn man die Chance hat, sich dermaßen abgesichert einmal im Leben so massiv zu verändern, dann muss man das auch wagen. Ich räume aber ein, dass uns beiden, insbesondere aber mir, die Aussicht auf die zehnfache Anzahl von Heimspiel-Besuchen pro Saison die Entscheidung durchaus erleichtert hat.
    Bevor das Unternehmen »Umzug nach München« so richtig konkret wurde, endete für den Fanclub die Hinrunde der Saison 2000/01 mit einem Knalleffekt – nämlich der Zusage des FC Bayern, für die Weihnachtsfeier unseres Fanclubs einen Spieler vorbeizuschicken. Ein Ritterschlag für uns. Nur, welcher Gast es werden würde, das stand noch nicht fest. Die Bandbreite bewegte sich zwischen Michael Wiesinger und Oliver Kahn. Es wurde schließlich Stefan Effenberg! Und damit brach, ausgelöst durch eine Presseinformation des FCB, ein ungeahntes Medieninteresse über uns herein. Zwei Kamerateams und drei Rundfunkreporter schauten am Sonntagmittag bei unserer Veranstaltung vorbei, bei der eigentlich zwei Welten aufeinanderprallten: hier die gespannte Erwartungshaltung der Fanbasis, die einen Bayern-Spieler mehrheitlich noch nie außerhalb eines

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