Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen
Antwort. âDad wird sich glücklich schätzen, nichts mehr mit ihr zu tun zu haben.â
âDarauf kannst du wetten.â Rohan war noch mit den Getränken beschäftigt. Viel lieber hätte er Charlotte auf die Arme genommen und in sein Schlafzimmer getragen. Ob Martyn das auch getan hatte? Einmal, zehnmal, hundertmal? Er wagte nicht, darüber nachzudenken.
âDu kannst auch froh seinâ, sagte er stattdessen. âGanz zu schweigen von unserem Sohn. Es ist wirklich kein Verlust für ihn, dass seine Grandma sich nicht um ihn kümmert. Wir müssen in Zukunft sorgfältig auf ihn achten. Nach der Vorstellung von heute Abend würde ich sie nicht gern in seiner Nähe sehen. Es war so ein netter Abend, bevor sie auftauchte. Ich hätte gern auf diese Konfrontation verzichtet.â
Charlotte seufzte und schlenderte zu dem groÃen Fenster, das fast bis zum FuÃboden reichte. Der Blick über den Hafen und die City war überwältigend schön, sowohl am Tag wie bei Nacht. Jetzt schien ihr eine bunt glitzernde Märchenstadt zu FüÃen zu liegen.
Im Ganzen herrschte in dem Penthouse eine Atmosphäre, die an einen vornehmen Herrenklub erinnerte. Charlotte lieà die Hand über die Rückenlehne eines lederbezogenen Lehnstuhls gleiten. Das Material fühlte sich wunderbar weich an. Das dazugehörige Sofa war mit einem schwarzen genoppten Stoff bezogen, der von Goldfäden durchsetzt war. Rohan passte in diese luxuriöse Umgebung, als hätte er immer so gelebt.
âMum gehört zu den Beschwernissen meines Lebensâ, sagte sie und setzte sich auf das Sofa. âSie macht mich einfach fertig. Irgendwo verspürte ich immer noch einen Rest Liebe für sie, das ist jetzt jedoch vorbei. Sie hasst dich noch genauso wie damals. Kann man sich das vorstellen?â
âSei bitte auf der Hut, Charlotte. Aber genug von deiner Mutter. Der arme Kurt Reiner verdient eher unser Mitgefühl. Er muss sehr unglücklich sein.â
âVielleicht betrinkt er sich sinnlos, wenn Mum in ihre düsteren Stimmungen verfällt.â
Rohan lachte, obwohl ihn Charlottes traurige Miene bedrückte. Mit ihrem blonden Haar und dem weiÃen Kleid wirkte sie wie eine Feenerscheinung. Vorsichtig nahm sie die smaragdenen Ohrgehänge ab und legte sie auf den niedrigen Glastisch.
âDie Ohrringe sind wirklich schwerâ, seufzte sie und schüttelte ihr Haar. âDas Kollier auch.â
Sie griff nach dem Verschluss, aber Rohan hielt sie davon ab, ihn zu öffnen. âBehalt es anâ, bat er.
âWarum?â Charlottes Blut pulsierte schneller. âHast du etwas Besonderes im Sinn?â
âDu etwa nicht?â Sein Blick wurde feuriger. âBeim Sex verstehen wir uns doch so gut.â
âDas ist lange, lange her.â
âMeinst du?â Rohan lächelte überlegen. Sie spielte die Unnahbare, und das reizte ihn noch mehr. âDu lässt dich immer noch gern küssen.â Er kam mit seinem Cognacschwenker in der Hand zu ihr. âEs erregt dich genauso wie früher.â
âDann könntest du doch zufrieden sein.â
Rohan antwortete nicht gleich. Charlottes Schönheit faszinierte ihn. Sie brauchte keine Smaragde oder Diamanten. âIch werde erst zufrieden sein, wenn ich die ganze Geschichte kenneâ, sagte er schlieÃlich. âDarf ich mich zu dir setzen?â
âO Rohan!â Sie brauchte ihn nur anzusehen, um zu wissen, was er vorhatte.
âEntspann dich, Charlotte.â Anstatt neben ihr Platz zu nehmen, wählte er den Ledersessel. Er hatte seine Fliege aufgebunden, aber nicht abgenommen. Die Enden der Schleife stachen dunkel von dem weiÃen Smokinghemd ab. Er war wirklich ein Mann zum Träumen.
âDeine Wohnung gefällt mir.â Charlotte trank einen winzigen Schluck Cognac und spürte sein sanftes Feuer.
Rohan sah sich flüchtig um. âIch fühle mich hier auch sehr wohl.â
âWie viel Zeit wirst du dann in Riverbend verbringen?â Charlotte fixierte das Cognacglas, als könnte sie die Antwort in der goldbraunen Flüssigkeit lesen. âHast du vor, Christopher und mich dort unterzubringen?â
âDu meinst, ob ich beabsichtige, meine Frau und meinen Sohn dort einzuquartieren? Ja, das will ich. Ich stamme aus keiner alteingesessenen Familie mit dem entsprechenden gesellschaftlichen Hintergrund. Mein Vater ist immer noch verschollen. Er
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