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Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Titel: Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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für alles entschädigen, was er um ihretwillen gelitten hatte. Liebe konnte beides bedeuten: Qual und Lust. Manchmal war beides unlösbar miteinander verbunden.

10. KAPITEL
    Eine Woche nach dem denkwürdigen Wohltätigkeitsabend hielt Barbara Reiner den Zeitpunkt für gekommen, ihrer Tochter einen Besuch abzustatten. Ihr Mann Kurt war aus geschäftlichen Gründen noch einige Tage in Sydney geblieben, und sie wollten morgen nach Melbourne zurückfliegen.
    Bis Silver Valley waren es knapp zweihundert Kilometer. Vivian würde aller Wahrscheinlichkeit nach in Riverbend sein – in der Lodge selbstverständlich. Wie wenig Anstand hatte er gezeigt. Das traditionsreiche Gutshaus der Marsdons ausgerechnet an Rohan Costello zu verkaufen! Er war ein Dummkopf und machte sich ständig etwas vor. Die falschen Entscheidungen, die er getroffen hatte, waren ja fast schon sprichwörtlich.
    Barbara hatte nicht die Absicht, sich für eine so lange Strecke selbst ans Steuer zu setzen, deshalb bat sie ihren Mann, ihr einen Mietwagen mit Chauffeur zu besorgen – nach Möglichkeit einen Bentley. Die Limousine war bequem, und außerdem wollte sie Eindruck machen. Durch einen Anruf bei „Vortex“ hatte sie festgestellt, dass Rohan Costello in Sydney war. Ihm in Riverbend zu begegnen wäre eine Katastrophe gewesen. Er hätte Charlotte den Rücken gestärkt, und das wollte sie um jeden Preis vermeiden.
    Christopher – Rohans Sohn! – würde in der Schule sein. Barbara wusste noch genau, wann ihr der erste Verdacht gekommen war. Sie hatte Charlotte irgendeinen Rat gegeben, und da hatte sich der Junge, der gern den Beschützer seiner Mutter spielte, umgedreht und sie so wach und verständig angesehen, als wäre er bereits erwachsen. Er hatte sie abgeschätzt – und verurteilt.
    Plötzlich war ihr klar geworden, dass sie diesen Blick und diese strahlend blauen Augen kannte. Vivians hatten dieselbe Farbe, aber sie leuchteten nicht so intensiv, und auch der durchdringende Blick fehlte ihnen. Barbara hätte nichts beschwören können, doch seit diesem Tag ahnte sie, dass etwas nicht stimmte.
    Von da an existierte der Junge nicht mehr für sie. Anderen mochte das herzlos erscheinen, aber die hatten nicht so gelitten wie sie. Und jetzt noch dieses Theater mit Charlotte, die am Leben geblieben war! Sie hatte nichts dazugelernt und Rohan in seiner neuen Rolle akzeptiert. Dass es notwendigerweise einen Skandal geben würde, schien ihr gleichgültig zu sein. Sie kannte nur ein Ziel: Rohan Costello zurückzugewinnen.
    Zugegeben, er hatte es inzwischen zu etwas gebracht, aber seine niedere Herkunft konnte auf die Dauer nicht verborgen bleiben. Und dann der schändliche Verrat an Martyn! Wenn sie darüber schweigen sollte, mussten Charlotte und Rohan sich trennen. Das war der Preis. Wahrscheinlich wusste Rohan gar nicht, dass Christopher sein Sohn war. Männer waren so leicht zu betrügen, wenn eine kluge Frau es darauf anlegte.
    Charlotte wusste kaum noch, wann ihr Sohn zum letzten Mal den Schulunterricht versäumt hatte, aber im Ort kursierte ein Virus, und viele Eltern waren so vorsichtig, ihre Kinder zu Hause zu lassen. Auch Christopher durfte bei seinem Computer bleiben und sich mit den Lernprogrammen beschäftigen, die Rohan für ihn ausgesucht hatte. Sie waren eigentlich für ältere Jungen bestimmt, aber Christopher war ungewöhnlich wissbegierig.
    Charlotte hatte es fast die Sprache verschlagen, als die Schuldirektorin einmal zu ihr gesagt hatte: „Das einzige Kind, das eine so außergewöhnliche Begabung zeigte wie Ihr Sohn, Mrs Prescott, war Rohan Costello.“
    Christopher erspähte den schwarzen Bentley, der am frühen Nachmittag die Auffahrt heraufkam, zuerst. Er lief die Treppe hinunter und rief dabei: „Mummy, Mummy … ob das Grandma Marsdon ist?“
    Vivian kam aufgeschreckt aus seinem Arbeitszimmer. „O nein“, murmelte er vor sich hin. „Hoffentlich nicht.“ Als er Charlottes ratloses Gesicht sah, fragte er: „Was könnte sie denn wollen?“
    â€žVielleicht bringt sie Süßigkeiten“, schlug Christopher vor und wollte sich über seinen Witz totlachen.
    Süßigkeiten? dachte Charlotte alarmiert. Wohl kaum. „Geh wieder hinauf in dein Zimmer, Darling“, befahl sie.
    â€žDarf ich denn nicht bleiben?“ Christopher spürte instinktiv, dass seine Mutter

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