Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen
lassen.â
âO Mum!â, stöhnte Charlotte, die der Verzweiflung nah war.
Vivian brauchte einige Sekunden, ehe er wieder sprechen konnte. âIch hätte dir nicht so lange nachgeben dürfenâ, sagte er endlich. âIch hätte deinen Feldzug gegen einen unschuldigen Jungen und seine tapfere Mutter, die einmal dein Schützling war, verhindern müssen. Matties Verlust hat dich um den Verstand gebracht. Ich hätte dafür sorgen müssen, dass du in psychiatrische Behandlung kommst. Stattdessen habe ich zugesehen, wie du dich und die Costellos ruiniert hast. Rohan hatte keine Schuld an Matties Tod. Es war ein tragischer Unfall. Damit habe ich mich längst abgefunden.â
Vivian Marsdon wandte sich an seine Tochter. âStimmt das mit Christopher, Charlotte?â
âNatürlich stimmt es!â, fuhr Barbara dazwischen. âIch laufe schlieÃlich nicht herum und erzähle Märchen.â
âDu bist nicht gefragt, Barbaraâ, warnte Charlottes Vater sie. âIch bin am Ende meiner Geduld mit dir.â
âGeduld?â, kreischte Barbara. âIch bin noch keine Stunde hier!â
Charlotte achtete nicht auf ihre Mutter. âJa, Dadâ, erwiderte sie. âAls ich Martyn heiratete, glaubte ich jedoch, es wäre sein Kind.â
âDa hörst du es, Vivian.â
âHalt den Mund!â Die Rachsucht seiner Exfrau schockierte Vivian. âWenn du nicht sofort den Mund hältst, werfe ich dich aus dem Haus.â Nie zuvor hatte er mit so viel Autorität gesprochen.
âWie bitte?â Barbara warf sich in ihrem Stuhl zurück. âIch habe mich wohl verhört.â
âBitte seid still ⦠alle beide.â Charlotte konnte den Streit nicht länger ertragen. âEs war ein schwerer Fehler, Martyn zu heiraten, aber ich wusste mir damals nicht anders zu helfen. Du warst über alle Berge, Mum, und Dad von meiner Schwangerschaft zu erzählen, wagte ich nicht. Ich brauchte einfach Hilfe.â
âUnd dafür war der arme Martyn gut genugâ, spottete ihre Mutter. âWahrhaftig ein Beweis für deine groÃe Liebe zu Costello! Du hast Martyn benutzt.â
âIn gewisser Weise, ja.â Charlotte hatte eine Abtreibung nie erwogen und keinen anderen Ausweg gesehen, als den mutmaÃlichen Vater zu heiraten.
âDas genügt, Barbaraâ, ergriff Vivian wieder das Wort. âAn dich konnte sich Charlie ja nicht wenden. Schon damals, als noch Frieden bei uns herrschte, warst du keine Vertrauensperson für deine Tochter. Für dich existierte immer nur Mattie.â
âWeil er schwach war und meine Fürsorge brauchte.â
âDu hast ihn über die MaÃen verwöhnt und seine Schwäche dadurch noch gefördert. Meine Warnungen hast du in den Wind geschlagen â¦â
âSprecht bitte leiserâ, unterbrach Charlotte ihren Vater. âNicht auszudenken, wenn Christopher uns hört!â
âDas kann er nicht, mein Kind.â Vivian streichelte beruhigend ihre Hand. âEr ist ja in seinem Zimmer.â
âJa, zum Glück.â Charlotte hätte den Gedanken nicht ertragen. âWas wolltest du eigentlich mit deinem Besuch erreichen, Mum?â
Barbara beugte sich vor. âIch möchte, dass du Costello nicht heiratest. Du und er ⦠das könnte ich nicht ertragen. Wenn du mir dieses Versprechen gibst, erübrigt sich jedes weitere Wort. Dann kannst du meinetwegen diese Komödie weiterspielen.â
Charlotte starrte ihre Mutter fassungslos an. Unter der eleganten äuÃeren Schale verbarg sich ein schwer kranker Mensch. âIch fürchte, daraus wird nichtsâ, erklärte sie. âRohan hat seinen Sohn auf den ersten Blick erkannt.â
âIst das wahr?â, fragte Vivian verblüfft.
âWie immer hast du nichts bemerkt.â Barbara lachte überlegen. âDer Junge wird eines Tages Rohans Ebenbild sein. Dafür sprechen schon seine auÃergewöhnlich blauen Augen.â Sie wandte sich an ihre Tochter. âBist du wirklich bereit, einen Skandal zu riskieren, Charlotte? Für Costello? Er hat in der Geschäftswelt einen guten Ruf zu verlieren. Ein uneheliches Kind dürfte leicht zum Stolperstein für ihn werden ⦠zumal wenn die Mutter dieses Kindes mit dem Jugendfreund des Vaters verheiratet war. Ganz Silver Valley wird kopfstehen, und die Prescotts ⦠Der Himmel allein weiÃ, was sie
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