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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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Auch wenn die Flucht nach Kapstadt gelang – was sollten sie dort tun? Sie mussten Südafrika schnell verlassen, doch in welches Land sollten sie von dort ausreisen? Deutschland kam nicht in Frage, vielleicht England oder Holland? Den Gedanken hatte er schnell wieder verworfen. Ohne ausreichende Geldmittel würden sie als Familie kaum in diesen Ländern überleben können. Je näher sie ihrem Ziel kamen, umso sicherer wurde er sich, dass er seiner Frau und seinem
Kind diese Zukunft ersparen musste. Schließlich wurde nur er gesucht, Jella und seine Tochter dagegen nicht. Er konnte und wollte den beiden diese Unsicherheit nicht zumuten. Jella und ihrer beider Tochter gehörten nach Owitambe.
    Rajiv gesellte sich zu ihm und nahm auf dem gegenüberliegenden Felsen Platz. Wie es seine Art war, drängte er sich in keiner Weise auf. Fritz war seinem Freund dankbar dafür. Auf der anderen Seite drängte es ihn, sich jemandem anzuvertrauen.
    »Ich werde Südwest allein verlassen«, teilte er dem Inder mit. »Jella und unsere Tochter werden zurück nach Owitambe gehen.«
    »Ich nehme an, du hast mit ihr schon darüber gesprochen?«, fragte Rajiv. Fritz schüttelte den Kopf.
    »Das hat noch Zeit.«
    »Das wird deiner Frau nicht gefallen«, stellte Rajiv fest.
    »Daran kann ich nichts ändern. Irgendwann wird sie jedoch feststellen, dass es besser für sie ist.«
    »Was ist besser für mich?« Jella war unbemerkt zu den Männern getreten. Fritz zuckte kurz zusammen, doch er fasste sich schnell.
    »Ich werde allein nach Kapstadt reisen«, teilte er ihr knapp mit. Jella warf Rajiv einen kurzen Blick zu, bevor sie ihm antwortete.
    »Das habe ich mir fast gedacht«, sagte sie überraschend gefasst. Fritz blickte sie befremdet an. Er hatte mit Aufbrausen, Wut, mit einer typischen Jellareaktion gerechnet, aber nicht mit dieser fast schon an Gleichmut grenzenden Antwort. Dennoch fühlte er sich genötigt, sich ihr zu erklären.
    »Ich kann dir und unserer Tochter diese ungewisse Zukunft nicht zumuten. Wir …«
    Jella machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Schon gut, spar dir deine Worte. Ich akzeptiere deine Entscheidung.«
    Fritz war sprachlos. Eigentlich hätte er sich über das Verständnis
seiner Frau freuen müssen, aber stattdessen fühlte er sich tief gekränkt. Er wollte etwas sagen, aber dann ließ er es doch bleiben. Es war ja für sie alle leichter, wenn sie die Lage gleich beurteilten.
    »Allerdings …«, Jella war noch fertig, »… musst du unter diesen Umständen verstehen, dass es besser ist, wenn du unsere Tochter erst gar nicht zu sehen bekommst. Sie wird sonst nie verstehen, weshalb du sie gleich wieder verlassen hast.«
    Fritz schluckte, aber dann gab er mit einem kurzen Nicken sein Einverständnis. Es war sicher besser so.
     
    Die nächsten beiden Tage gingen sich die beiden so weit es ging aus dem Weg. Jella suchte immer wieder Rajivs Nähe. Die beiden schienen sich bestens zu unterhalten. Manchmal lachten sie sogar. Fritz spürte Eifersucht. Was tuschelten die beiden so vertraut miteinander? Immer wieder musste er sich zwingen, wegzusehen.
     
    Auf Nebenwegen erreichten Fritz und Rajiv die Walfischbucht. Jella war mit den beiden Buschmännern nach Swakopmund geritten, um Imelda von ihrer sicheren Ankunft zu informieren. Am Abend wollten sie sich an der Anlegestelle treffen, wo er die Schiffspassage, die Imelda auf einen fremden Namen gebucht hatte, antreten sollte. Im Morgengrauen würde das Dampfschiff nach Kapstadt ablegen. Im Stillen hoffte Fritz, dass Jella ihre Drohung, ihm Riccarda ganz vorzuenthalten, nicht wahrmachen würde. Zu seiner großen Enttäuschung kam sie jedoch nicht einmal selbst mit in die Walfischbucht, um sich von ihm zu verabschieden. Imelda betrat allein die kleine Schänke, in der sie sich verabredet hatten. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie ihren Sohn und schließlich auch Rajiv in ihre Arme schloss. Fritz sah sie erstaunt an. Er erfuhr erst jetzt, dass die beiden ein Paar waren.

    »Ich wünsche euch alles Gute«, meinte er schließlich trocken. Er spürte ein schmerzliches Ziehen in seiner Brust und wünschte sich, dasselbe würde auch für Jella und ihn gelten. Es gelang ihm nur mit Mühe, seine Gefühle zu unterdrücken. Als seine Mutter ihn nach seinen Plänen fragte, antwortete er einsilbig, versprach aber, sich unter falschem Namen zu melden. Sein letzter Abend in Afrika in der dunklen, verqualmten Schänke war kein sehr lustiger. Imelda wirkte ziemlich durcheinander

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