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Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Capp
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Schwingtrog zum Trennen von Gold und Kies gedient hat. Auch Jemma sieht er gern bei der Arbeit zu: Die stille Kraft, mit der sie vor der Leinwand steht, die plötzlichen Bewegungen ihres Pinsels, der Blick, den sie auf das schlafende Kind richtet, ehe sie sich wieder der Leinwand zuwendet, wo langsam eine Landschaft wie durch schmelzenden Schnee Gestalt annimmt. Gelegentlich stillt sie auch Lucy, wenn er vorbeikommt, und singt dabei. Niemals sonst hat er sie singen hören. Sie hat eine tiefe, rauchige Stimme, die nicht besonders melodisch klingt, aber in dem luftigen Raum sehr angenehm widerhallt. Obwohl ihre Lieder wenig Ähnlichkeit mit den Schlafliedern haben, an die er sich aus seiner Kindheit erinnert, hat sich ein Lied ganz besonders in seinem Kopf festgesetzt.
    Ru-, Ru-, Ruderboot
    auf der Wogen Schaum.
    Voran, voran, voran, voran –
    das Leben ist ein Traum.
    Voran, voran, voran, voran –
    das Leben ist ein Traum.

20
    Als Nathaniel Byrne sieben Jahre alt war, fand er einen Graptolithen – einen verzweigten fossilen Organismus, der einst im Ozean geschwommen war – in den schuppigen Schichten schwarzen Schiefers am Ufer des Loddon River. Während er dieses primitive Wesen mit seinem Vergrößerungsglas untersuchte und dabei das Fischauge vor- und zurückzog, sodass das Fossil anschwoll und zusammenschrumpfte und vor seinen Augen fast zu verschwimmen schien, wurde eine Legende lebendig. Fast spürte er die Wellen jener längst vergangenen Zeit an seine Füße klatschen. Danach bebten seine Nasenflügel jedes Mal, wenn ein Nordwind vom tiefen Landesinneren heranpeitschte, gewürzt mit rotem Staub wie Cayennepfeffer und dem schwachen, aber unverkennbaren scharfen Geruch des Meeres.
    Als er älter wurde, zog sich der große Ozean im Herzen des Landesinneren wie Ebbe immer weiter zurück, weil Abenteurer immer kühnere Vorstöße in das nicht kartografierte Hinterland machten und über Hunderte von Kilometern Boote hinter sich herschleiften, ohne auch nur eine Spur von Wasser zu entdecken. Selbst als Charles Sturt den Fluss Murray bis zu einer Salzlagune verfolgte und somit die Vision eines Flusssystems, das vom Great Divide ins Innere floss, zerstörte, weigerte sich der junge Nathaniel, die Hoffnung ganz aufzugeben. Er spürte es in den Knochen, als wären sie Wünschelruten, dass die Reste jenes Wasserkörpers, der einmal den größten Teil des Landes bedeckt hatte, noch immer gefunden werden konnten. Anstatt sich von Sturts misslungenem Versuch, ein Binnenmeer zu entdecken, entmutigen zu lassen, zog Byrne neue Hoffnung aus der Beobachtung des Forschers, den während seiner ganzen Reise das schwache Echo einer unterseeischen Welt verfolgt hatte. In der Simpson Desert war der Forscher schimmernden Dünen begegnet, die sich wie unendliche Ozeanwellen bis zum Horizont erstreckten. Es seien, pflegte Nathaniel jene zu erinnern, die sich über ihn lustig machten, weite Teile des Landes noch nie durchquert worden. Und wie sich verschiebende Sandhügel drängte sich dieses nicht ergründete Territorium in seine Träume.
    Bis jetzt hat Nathaniel Byrne allerdings noch keine Schritte zur Vorbereitung einer Expedition unternommen, doch ist ihm dieses Vorhaben immer dann zupassgekommen, wenn junge Damen, denen er zwar gewogen war, damit anfingen, seine Aufmerksamkeit falsch zu deuten. Er könne ihnen keine Zukunft bieten, sagt er ihnen dann. Es wäre nicht fair, sie zu täuschen und ihnen Hoffnungen zu machen. Abgesehen von allem anderen würde er einen armseligen Ehemann abgeben, da er über keinerlei finanzielle Sicherheit verfüge und auch nicht vorhabe, sich an einem Ort niederzulassen. Sich auf diese Weise aus der Affäre zu ziehen ist immer eine sensible Angelegenheit, und es gab Situationen, da trat er seinen Rückzug gefährlich spät an, was ihm den Ruf eines Schufts einbrachte. Aus diesem Grund findet er es nunmehr sicherer, mit verheirateten Frauen zu flirten, und, sollte der Drang zu stark werden, die Dienste der überaus geschickten Damen des Red Lion in Anspruch zu nehmen. Betsy war bisher dort seine Favoritin, doch er meidet sie, seit sie ihn gefragt hat, wovor er Angst habe. Er war immer davon ausgegangen, dass sie diejenige sei, die ihn zu verstehen schien und auch warum er diesem Leben den Vorzug gab. Die anderen fragten ihn immer, wann er denn heiraten werde, Betsy aber nie. Nun hegt er den Verdacht, sie habe sich in ihn verliebt. Er muss an ihre großen dunklen Augen denken, die ihn beim Anziehen

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