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Sehnsucht und Erfüllung

Sehnsucht und Erfüllung

Titel: Sehnsucht und Erfüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri Whitefeather
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endlich wieder in Ohio?”
    “Nein, noch nicht. Er will in zwei Wochen zurück sein.”
    Linda setzte sich auf die Bettkante. “Gut. Dann kannst du also mit mir zurückfliegen. Ich werde das arrangieren.”
    Wie sich herausstellte, hatte ihre Mutter sich auch schon erkundigt, wie man mit Kleinkindern reiste. Es ärgerte Kelly, ihr all diese Entscheidungen abgenommen wurden.
    “So bald möchte ich noch nicht nach Hause. Ich bleibe hier, bis ich wieder zur Arbeit muss.”
    “Das glaube ich einfach nicht.” Frustriert fuhr sich Linda mit einer Hand durchs Haar. “Bis dahin sind es fast zwei Monate. Willst du denn so lange mit dem Vaterschaftstest warten? Du kannst Jason schlecht auf Unterhalt verklagen, wenn du dir mit dem Test derart viel Zeit lässt, Kelly.”
    “Das tue ich ja gar nicht. Ich habe mich mit Marvin beraten. Jason kann in Ohio Blut abgenommen werden und Brianna hier in Texas. Man kann das Ganze also auch abwickeln, ohne sich am gleichen Ort aufzuhalten.” Sie wollte ihren Mutterschaftsurlaub genießen und sich nicht über Jasons Verhalten Gedanken machen. “Ich werde abwarten, bis Jason sich bei mir meldet.” Sie würde ihm Zeit lassen zu verarbeiten, dass Brianna seine Tochter war. “Ich werde ihn nicht auf Unterhalt verklagen.”
    “Das ist Wahnsinn.” Mit Rücksicht auf das Baby fuhr Linda in leiserem Ton fort: “Weißt du eigentlich, wie schwer es ist, nur von einem Einkommen zu leben, wenn man ein Kind hat? Brianna verdient mehr. Ihr Vater ist reich. Warum soll er nicht zahlen?”
    Kelly legte das Baby in das tragbare Kinderbett und stopfte die Decke fest. Brianna brauchte Liebe und Fürsorge, und die würde Jasons Geld ihr nicht geben. “Mom, die ganze Diskussion dreht sich eigentlich gar nicht um Brianna, stimmt’s? Es geht um dich und mich und die Dinge, die ich deiner Meinung nach als Kind vermisst habe, weil du sie dir nicht leisten konntest.”
    Linda traten Tränen in die Augen. “Ja, als du klein warst, hätte ich dir so gern hübsche Kleider und tolle Puppen gekauft. Und später hätte ich dich gern aufs College geschickt.”
    Kelly setzte sich neben ihre Mutter. “Ich habe nie gesagt, dass ich aufs College wollte. Ich habe nicht mal mit dem Gedanken gespielt.”
    “Doch nur, weil du wusstest, dass wir uns das nicht leisten konnten.”
    “Das stimmt nicht. Vielmehr hatte ich keine Ahnung, was ich werden wollte. Was hätte ich studieren sollen? Ich bin nicht superschlau.”
    “Du hättest Kunst studieren können.”
    Kelly war sprachlos. Kunst? Ihre Mutter hielt ihre Zeichnungen für so gut, um daraus einen Beruf zu machen? Eltern ermutigten ihre Kinder eigentlich nicht, etwas so Unsicheres wie Kunst zu studieren, oder?
    Liebevoll betrachtete sie Brianna in ihrem Bettchen. Falls ihre Tochter Talent für Musik oder Schauspielerei entwickeln würde, würde sie sie darin bestärken? Kellys Blick verschwamm. Natürlich würde sie das.
    “Danke, Mom.”
    “Wofür?”
    “Dafür, dass du mich lieb hast.”
    Danach lagen sie einander eine Weile weinend in den Armen. Es tat Kelly sehr gut. “Ich werde noch etwas länger in Texas bleiben. Ich kann dir das nicht näher erklären. Ich muss es einfach tun.”
    Linda strich ihr übers Haar. “Dann werde ich versuchen, es zu verstehen. Verzeihst du mir, dass ich all die Monate an dir herumgenörgelt habe?”
    “Ja.”
    Als unvermittelt das Telefon klingelte, nahm Linda ab, ehe Brianna aufwachte. Ihr Verhalten ließ Kelly vermuten, dass Tom am Apparat war.
    “Ich … äh … Ja, ich glaube, das geht. Natürlich würden auch wir sie gern kennenlernen. In Ordnung. Wir sind um zwei Uhr da.”
    “Was ist?”, fragte Kelly, nachdem Linda aufgelegt hatte.
    “Das war Tom. Er hat uns zum Lunch eingeladen, weil Shanes Mutter uns näher kennenlernen möchte. Sie war enttäuscht, dass wir gestern Abend nicht länger geblieben sind.”
    Kelly lächelte, auch wenn sie die Einladung nervös machte. War Grace Night Wind neugierig auf sie oder ihre Mutter? Oder auf sie beide?
    “Klingt gut.” Aber was um alles in der Welt sollten sie anziehen? Sie selbst hatte doch nur Umstandskleider. “Was hältst du davon, wenn wir, sobald Brianna ausgeschlafen hat, in die Stadt fahren und vielleicht eine neue Bluse kaufen?”
    “Warum nicht? Da wir hier in Texas sind, wäre eine typische Westernbluse doch mal eine nette Abwechslung.”
    Nun wirkte Kellys Lächeln nicht mehr aufgesetzt. Es war schön, ihre Mom um sich zu haben. Wirklich schön.

8.

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