Sehnsucht und Erfüllung
betrachtete sich eingehend.
“Du siehst hübsch aus.” Ihre Mutter trat hinter sie. “Du hast deine Figur wieder.”
Kelly strich über ihr Kleid, das sie sich neulich zusammen mit der Bluse gekauft hatte. “Wie kann ich meine Figur wieder haben, wenn ich vor der Schwangerschaft gar keine hatte?”
Linda lächelte. “Tja, jetzt hast du eine, Liebes. Du hast Hüften und auch Brüste.”
Aber nicht annähernd so üppige Rundungen wie die Schönheiten, mit denen Jason normalerweise ausging. Natürlich führte nicht Jason sie zum Essen aus, sondern Shane. Kelly neigte den Kopf. Was für Frauen gefielen Shane? Sie ahnte es. Gertenschlanke, große, graziöse. Und das alles war sie nicht.
Aber es spielte eigentlich keine Rolle, welchen Frauentyp Shane bevorzugte. Denn es war kein richtiges Rendezvous. Er war einfach der Meinung, sie habe es verdient, ausgeführt zu werden. So nett sie seine Geste fand, so nervös machte es sie, Brianna zum ersten Mal allein zu lassen.
“Wenn Brianna weint, Mom, nimm sie bitte hoch. Ich halte nichts davon, Babys weinen zu lassen, bis sie einschlafen.”
Linda lachte. “Es würde mir nicht im Traum einfallen, dieses Baby schreien zu lassen. Übrigens, ich habe Tom und Grace auf ein Dessert eingeladen, um mich endlich für ihre verschiedenen Einladungen diese Woche zu revanchieren.”
Shane kam vor seinen Eltern an, und Linda bat ihn ins Haus. Plötzlich hatte Kelly das Gefühl, dass es doch ein Rendezvous war, hauptsächlich, weil Shane statt seiner üblichen Jeans eine schwarze Hose anhatte und ein ebensolches Hemd, dazu einen breiten Ledergürtel im Westernstil mit breiter silberner Schnalle. Sein Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz zurückgenommen, sodass seine markanten Gesichtszüge noch besser zur Geltung kamen.
Linda entschuldigte sich, um in der Küche nach dem Apfelkuchen zu sehen, den sie im Backofen hatte. Wie hypnotisiert schauten Kelly und Shane einander an.
“Das ist für Brianna”, sagte er.
Als Kelly das Geschenk aus der Tüte nahm, schrie sie vor Begeisterung leise auf. Es war ein Stofftier – ein Puma. “Der ist wirklich süß. Vielen, vielen Dank.”
Seine Augen leuchteten. “Gern geschehen. Wo ist Sonnenschein denn? Sie schläft doch nicht, oder?”
“Nein. Sie liegt in ihrem Bettchen und brabbelt vor sich hin. Komm.” Sie führte ihn ins Schlafzimmer.
“Sie ist so ein liebes Baby”, sagte er mit rauer Stimme, als er sich über Briannas tragbares Babybett beugte.
“Ja, das ist sie.” Als Kelly den Stoffpuma neben ihre Tochter legte, merkte sie einmal mehr, wie sehr Shane Evan vermisste.
Zehn Minuten später brachen sie auf und fuhren zu einem typisch texanischen Steakhaus in die Stadt.
Sobald sie bestellt hatten, erkundigte sich Shane bei Kelly, wie sie mit der Organisation der Ausstellung vorankam.
“Ich bin dabei, Galerien anzurufen, die auf Motive aus der Tierwelt spezialisiert sind, und die meisten sind an einer Teilnahme sehr interessiert.” Das machte Kelly unglaublich stolz, denn sie hatte noch nie an einem Projekt zum Spendensammeln mitgewirkt. “Auch wenn ein Teil der Erlöse dem Gehege zugutekommt, habe ich ihnen versichert, dass sich die Ausstellung trotzdem finanziell lohnen würde.” Shane hatte betuchte Förderer, die das Wildgehege voll unterstützten. “Ich habe mich auch mit einigen Künstlern aus der Gegend in Verbindung gesetzt.”
“Das hast du alles in vier Tagen geschafft?” Er hob sein Wasserglas, um mit ihr anzustoßen. “Ich wusste, dass du dieses Dinner verdient hast.”
“Danke.” Lächelnd stieß sie mit ihm an.
“Mom hat heute Abend deine Eltern eingeladen”, sagte Kelly, nachdem ihre Salate serviert worden waren.
“Ich weiß. Aber ich habe das Gefühl, meine Mom wird nicht mitkommen. Sie klagte über Kopfschmerzen, ehe ich losfuhr.”
“Oh, das tut mir leid.”
Shane schmunzelte. “Das braucht es nicht. Ich glaube, sie täuscht das Kopfweh nur vor.”
Kelly war Grace’ Motiv sofort klar. “Sie gibt Tom und meiner Mom also eine Gelegenheit, allein zu sein.”
“Genau.”
Ob Tom ihre verwitwete Mutter wohl küssen würde? Du liebe Güte. Ein Paar in mittleren Jahren, das sich küsste, während es Babysitter spielte. “Es ist irgendwie peinlich. Sie sind doch unsere Eltern.”
“In der Tat. Und was ist mit meiner Mutter? Madame Kupplerin höchstpersönlich.”
Sie mussten beide grinsen, und dann bekamen sie regelrecht einen Lachanfall und konnten sich erst wieder beruhigen, als
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