Sehnsucht und Erfüllung
nehmen.”
“Das stimmt.” Kelly hoffte, es war ihr nicht anzusehen, dass ihr plötzlich ganz heiß war. Nur allzu deutlich sah sie sich nackt mit Shane im Wald, ganz der Liebe hingegeben.
Grace stand auf. “Komm, ich möchte dir etwas zeigen.”
Gleich darauf öffnete sie in dem Gästezimmer, in dem sie oft übernachtete, den Schrank und nahm ein Kleidungsstück heraus. “Es ist eine perfekte Mischung aus New Age und Tradition, findest du nicht?”
Fasziniert betrachtete Kelly die Weste aus Wildleder. Sie war mit einem Blumenmuster aus Samenkörnern verziert, die ihr ein indianisches Flair gaben, Knöpfe aus Halbedelsteinen dagegen ein modernes. “Sie ist unglaublich schön.”
“Das fand ich auch. Probier sie an, Kelly. Ich habe sie für dich gekauft.”
“Meine Güte.” Sie hielt sich die Weste an. “Ich habe noch nie etwas derart Exklusives besessen.”
“Tja, dann wird es aber Zeit.”
Grace kramte in einer Schachtel mit sorgfältig verpackten Halsketten, während Kelly ihre Bluse auszog und in die Weste schlüpfte. Lächelnd betrachtete sie sich im Spiegel. Das weiche, kühle Wildleder fühlte sich an wie eine zweite Haut.
Grace trat hinter sie und legte ihr einen Halsschmuck an.
Kelly war hingerissen von der Schlichtheit des Schmuckstücks – ein Wildlederband mit einer einzelnen Blüte aus Glasperlen.
Grace zupfte ihr das Haar zurecht, sodass es ihr als wilde Mähne auf die Schultern fiel. “Du bist eine sehr hübsche Frau.”
“Danke. Die Weste und das Halsband geben mir wirklich das Gefühl, hübsch zu sein.”
“Trag beides auf dem Spendenfest. Eine Künstlerin wie du sollte auf sich aufmerksam machen.”
Noch vor ein paar Monaten hätte Kelly sich nicht als Künstlerin gesehen. Jetzt tat sie es. Shane war in die Stadt gefahren, um die Souvenirartikel mit ihrer Zeichnung von Bono abzuholen. Später am Nachmittag würde sie sie auf T-Shirts, Kaffeebechern und Postern begutachten können.
“Vielen herzlichen Dank, Grace.”
“Gern geschehen, Honey.”
Während Kelly Shanes Mutter umarmte, wünschte sie, sie könnte sich ihr anvertrauen. Doch wie konnte sie Grace Night Wind sagen, dass sie sich in Shane verliebt hatte, wenn sie noch nicht den Mut gefunden hatte, es ihm zu gestehen?
Kelly arbeitete neben Shane im Souvenirshop, füllte Regale und arrangierte Ausstellungsstücke. Shane war dabei, Stofftiere auszupacken.
Sie hatte ihn überredet, diese Tiere als Souvenirs zu besorgen, und als sie sie jetzt in einem Regal aufgereiht sah, wusste sie, dass sie ihm instinktiv das Richtige geraten hatte. Welche Eltern würden diesen niedlichen Geschöpfen schon widerstehen können? Brianna liebte den Puma, den Shane ihr geschenkt hatte, abgöttisch. Vielleicht sollte sie auch einen Tiger haben. Und einen Leoparden.
Shane sah hoch und ertappte sie dabei, wie sie einen Stofftierzoo für ihre Tochter plante, statt T-Shirts zur Ansicht an eine Korkwand zu heften. Natürlich hatte sie die Shirts mit ihren Zeichnungen bereits ausgiebig bewundert und sich vorgestellt, dass Fremde sie trugen.
“Entschuldige. Ich träume mit offenen Augen.”
“Aber nein. Du hast wochenlang sehr viel gearbeitet, da ist es doch in Ordnung, mal Löcher in die Luft zu gucken.”
Wenn er nur eine Ahnung von ihren Tagträumen hätte, ihren Fantasien von Liebe und einer festen Bindung, die sich um ihn drehten. “Diese Spielzeugtiere sind wirklich niedlich.”
“Ja. Wir sollten Sonnenschein je eins davon schenken.”
Kellys Herz klopfte heftig. Sein ‘wir’ klang fast wie eine Liebeserklärung. Wie würde er reagieren, wenn sie ihm gestehen würde, was sie für ihn empfand?
Vielleicht sollte sie es gleich tun. Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Oder vielleicht sollte sie doch bis nach dem Spendenfest warten, wenn der Stress etwas abgeklungen war.
“Ob Sonnenschein wohl gern eine Schmusedecke hätte?”, überlegte Shane laut. “Bono hat eine. Himmel, er ist immer noch ganz versessen darauf.”
Kelly blinzelte überrascht. “Bono hat allen Ernstes eine Schmusedecke?”
“Ja, es ist eine alte Satteldecke, die es ihm in seinem alten Zuhause angetan hatte. Und als er zu mir kam, kam die Decke natürlich mit.”
“Was genau macht er denn damit?” Sie versuchte sich vorzustellen, wie eine einhundertachtzig Pfund schwere Raubkatze eine Schmusedecke hinter sich herzog.
“Als er sich daran gewöhnen musste, mit mir im Blockhaus zu leben, hatte sie eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er saß darauf, kaute
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