Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
Vom Netzwerk:
gewesen. Linda hatte es immer als ungeheuer aufregend empfunden, wenn sich bei einem neuen Boot das allererste Mal die Segel entfalteten. Sie hatte es geliebt, dabei zu sein, die Geräusche und Gerüche in sich einzusaugen wie ein kostbares Elixier, das nach Freiheit und Abenteuern schmeckte.
    An diesem Abend hatte sie die Svenja mit Beschlag belegt, weil nur ein Schiff als passender Rahmen für ihre private kleine Feier in Betracht kam. Schließlich wollten sie auf ihren Job im Schifffahrtsmuseum anstoßen — manche Allegorien wollten eben bedient werden, auch wenn es heute Abend vielleicht eine Idee zu kühl war, um draußen zu essen. Doch daran ließ sich nichts mehr ändern, Linda hatte bereits an Deck den Tisch gedeckt und das Zweipersonen-Büfett hergerichtet. Für alle Fälle hatte sie warme Jacken dabei, und davon abgesehen würden sie ja nicht auslaufen, sondern nur an Deck dinieren.
    Linda ließ prüfend ihre Blicke über das hübsche Arrangement auf dem Tisch schweifen und war zufrieden. Eine Platte mit Sushi , Lachs und diversen Pasteten , Baguette, Obst, in einem Sektkühler die bereits geöffnete Champagnerflasche, brennende Kerzen... Und im Hintergrund das malerische Rund des Göteborger Yachthafens. Alles war perfekt. Fehlte nur noch Nils.
    Wenn er nicht bald auftauchte, würde sie die Kerzen wieder auspusten müssen, sonst wären sie vor dem Dinner abgebrannt. Der Champagner würde auch bald schal werden, wenn niemand ihn trank.
    Sie hatte Nils zweimal auf seinem Handy angerufen, aber es hatte sich nur die Mailbox gemeldet. Komischerweise konnte er zwar kaum rechtzeitig zu ihren Verabredungen erscheinen, aber ohne weiteres die Mailbox einschalten, wenn er zu spät dran war. Er hatte es einmal damit begründet, dass er es hasse, angetrieben zu werden. Nun ja. Linda hatte sich damit abgefunden, dass er viele Überstunden machen musste. Er wollte Erfolg haben, und als aufstrebender Anwalt blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu schinden, wenn er sich gegenüber Kollegen einen Vorteil verschaffen wollte.
    Sie überlegte gerade, ob sie doch lieber die Kerzen löschen sollte, als Nils endlich auftauchte. Er war noch im Anzug, kam also direkt aus dem Büro. Mit großen Schritten näherte er sich über den Steg, ein breites, entschuldigendes Lächeln auf den Lippen und den tollsten Blumenstrauß in der Hand, den sie seit langem gesehen hatte. Mit der Rechten trug er seinen Arbeitskoffer, sicheres Zeichen dafür, dass sich erstens unglaublich wichtige Akten darin befanden und er zweitens heute Abend noch arbeiten würde.
    Er erreichte den Liegeplatz der Svenja und sprang mit einem sportlichen Satz über die Reling an Bord.
    »Du bist einfach verrückt«, behauptete er lachend. »Wieso können wir eigentlich nicht wie normale Menschen in unserer Wohnung essen?«
    »Weil es hier viel romantischer ist!«
    »Herzlichen Glückwunsch zur neuen Stelle!« Er küsste sie kurz auf den Mund. Linda nahm die Blumen und vergrub ihre Nase darin. »Danke, das ist süß von dir! Komm, stoß mit mir an!«
    Sie legte die Blumen zur Seite und schenkte Champagner in die bereitgestellten Gläser. »Auf das Leben!«, sagte sie.
    »Auf dich!« Nils prostete ihr zu. »Und auf uns und unsere herrliche Zukunft!«
    Linda grinste in sich hinein. Seine Art, manchmal ins Theatralische abzugleiten, hatte etwas für sich, vor allem, wenn es gerade passte, so wie jetzt. Sie nahm ihm das Glas ab und drängte ihn, sich an den Tisch zu setzen.
    Als sie ihm von dem Lachs auftat, sah sie, dass er fröstelte. Wahrscheinlich würde er innerhalb der nächsten fünf Minuten darauf bestehen, dass sie aufbrachen. Sie überlegte, ob sie rasch die Jacken aus der Kajüte holen sollte. Sie selbst könnte auch wärmere Bekleidung vertragen; in ihrem langen, bordeauxroten Samtblazer, den sie über ihrer weißen Bluse trug, fand sie sich zwar ausnahmsweise ziemlich schick, aber dafür war auch jeder Windzug, der durch den Hafen pfiff, unangenehm auf der Haut zu spüren. Sie wollte bereits aufstehen, entschied dann aber, zuerst mit ihm über das kommende Wochenende zu reden.
    »Weißt du, was ich mir überlegt habe? Ich möchte meinen Vater persönlich zu unserer Hochzeit einladen.«
    »Was?« Nils schob sich mit der einen Hand ein Lachshäppchen in den Mund, während er mit der anderen das Schloss an seinem Arbeitskoffer aufschnappen ließ. »Du willst nach Hause fahren? Ich dachte, zwischen dir und deinem Vater herrscht Funkstille.«
    Linda zuckte die

Weitere Kostenlose Bücher