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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Augen zugekniffen. Jeder Zoll seines Körpers signalisierte unversöhnliche Ablehnung.
    Niclas gab es für diesmal auf und knipste das Licht aus. Leise verließ er das Zimmer.
    Pelle wartete exakt so lange, bis die Tür ins Schloss gezogen worden war. Dann nahm er sein Kopfkissen und schleuderte es mit wütendem Schwung gegen die Tür.
    »Ich hasse Stockholm!«, schrie er mit überkippender Stimme. Anschließend wartete er mehrere atemlose Sekunden lang. Doch es passierte nichts. Sein Vater kam nicht zurück.

    *

    Jan ging quer über den noch taufeuchten Rasen auf Lotta zu. Sie war dabei, Gartenstühle zu stapeln, und schaute ihm gereizt entgegen.
    »Guten Morgen, meine Sonne!« Jan gab sich aufgeräumter, als ihm zumute war. Er half ihr beim Stapeln der Stühle und zwinkerte Lotta vergnügt zu, obwohl ihm jede Bewegung unangenehm war. Sein Rücken plagte ihn schon seit dem Aufstehen.
    Was sie wohl täte, wenn er sie fragte, ob sie ihn massieren könnte, so wie früher? Wahrscheinlich würde sie ihm eine scheuern, folglich ließ er es lieber sein.
    »Was machst du so früh hier?«, fragte Lotta.
    »Ich wollte nur sehen, ob ich was helfen kann.«
    Sie deutete wortlos auf die Mädchen, die im Begriff waren, die übrigen Stühle zusammenzutragen und die Tische für das Frühstück einzudecken.
    Verzieh dich, schienen ihre Augen zu sagen.
    So schnell gab Jan nicht auf. »Aber die Tische... dafür braucht ihr einen Mann.«
    »Danke, aber wir haben alles im Griff. Das machen nachher Sven und Olav.«
    »Willst du mir damit sagen, dass ich hier überflüssig bin?«
    »Indirekt ja.« Sie wandte sich ab, nicht ohne ihm vorher einen unwilligen Blick zuzuwerfen.
    Jan warf die Arme hoch und stapfte kommentarlos davon. Anscheinend gefiel es ihr, ihn wie einen Fußabtreter zu behandeln. Es war sein Problem, dass er sich das immer wieder gefallen ließ. Er musste ja nicht hinter ihr herrennen , oder?
    Wütend sagte er sich, dass er lieber damit aufhören sollte, bevor er sich vor aller Welt zum Trottel machte.
    Siv kam von der Veranda in den Garten, leichtfüßig und lieblich wie eine etwas zu groß geratene Elfe. Sie trug ihre üblichen Jeans und dazu ein fliederfarbenes Top, das ihren rosigen Teint unterstrich.
    Jan war wie immer hingerissen von seiner Tochter. Immerhin hatten Lotta und er da gemeinsam etwas zustande gebracht, das weit und breit seinesgleichen suchen konnte.
    » Hej , Papa!« Sie küsste ihn auf die Wange. »Du bist ja früh unterwegs! Ich will zwei Amerikaner abholen, hast du Lust, mitzukommen?«
    Jan deutete auf seinen Wagen. »Ich muss in die Stadt fahren. Keine Zeit.«
    Er machte Anstalten, die Fahrertür zu öffnen, doch Siv hielt ihn zurück. »Warte, Papa. Ich muss mit dir reden.«
    Als er sich fragend zu ihr umwandte, schaute sie verlegen zu Boden. »Ich... Ich denke schon länger über etwas nach.« Sie zögerte, dann sagte sie schnell: »Möglicherweise will ich mein Geschäft verkaufen. Könntest du dir vorstellen, dass es eventuell dafür einen Interessenten gibt?«
    Jan musterte sie fassungslos. »Das verstehe ich nicht! Die Taxiboote sind doch das, was du immer haben wolltest!« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich meine... Du hast so viel Geld und Energie da reingesteckt — wieso willst du plötzlich verkaufen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Man wird ja wohl noch darüber nachdenken dürfen, oder?« Leichthin setzte sie hinzu: »Ich bin schließlich noch keine dreißig. Wer weiß, vielleicht will ich ja auch mal was ganz anderes machen!«
    Jan runzelte die Stirn, halb beunruhigt, halb amüsiert. Sie war nicht nur keine dreißig, sondern nicht einmal fünfundzwanzig, und wahrscheinlich würde sie in ihrem Leben noch viele Dinge tun, von denen sie jetzt überhaupt noch nichts ahnte. Aber die Wassertaxis waren immer ihre fixe Idee gewesen, sie hatte schon in der Schule davon gesponnen, Lasse Nilssons alte Boote wieder flottzumachen. Und das hatte sie geschafft. Sie hatte es sogar besser hingekriegt, als Jan erwartet hatte. Und die ganze Mühe nur, um jetzt alles wieder hinzuschmeißen? Was war los? Reizte es sie deshalb nicht mehr, weil es zu gut lief? War sie einer von den Menschen, die immer neue Herausforderungen brauchten? Jan fragte sich, wie gut er seine Tochter eigentlich kannte.
    Eins war jedoch klar. Sie war ein erwachsener Mensch mit eigenen Wünschen und eigenen Ideen, und was immer sie vorhatte — er würde es respektieren.
    Er wollte es ihr gerade sagen, aber sie war bereits in

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