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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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meine Meinung nicht geändert. Ich will ein zweites Kind, bald. Ich will nicht, dass der Abstand zu gross ist ...“
    Ein zweites Kind. Bald. Sie hatten nicht mehr darüber gesprochen seit ihrem Streit um Weihnachten. Er hatte kein zweites Mal versucht, auf einem Kondom zu bestehen. Sie hatte gesagt, sie würde weiter die Pille nehmen und er hatte beschlossen, ihr zu vertrauen. „Wann ist bald?“, bringt er hervor. Sie zuckt mit den Schultern. „Wir werden sehen, wie alles läuft. Du hast etwas Zeit, dich an den Gedanken zu gewöhnen. Und dann beginnen wir zu üben.“ Sie lächelt ein wenig wehmütig. „Bei Lilli mussten wir nicht mal üben. Sie hatte es von sich aus eilig. Wir scheinen eine fruchtbare Kombination zu sein.“ Er lächelt auch ein wenig. „Wir waren immer eine gute Kombination, in jeder Hinsicht.“ Das waren wir wirklich, bis zu dieser Sache mit ‚Sehnsüchtig’, bis wir vergessen haben, dass wir uns lieben und den Stress überhand nehmen liessen. Sie greift nach seiner Hand. „Ja. Und ich möchte eigentlich, dass wir es auch bleiben.“
    Eine Weile sind sie beide still. Frieden zwischen ihnen, zart und zerbrechlich. Dann seufzt sie. „Damit kämen wir zur letzten Bedingung. Dir ist wohl klar, worum es geht – oder um wen, besser gesagt.“
    Er muss leer schlucken. Alys.
    „Du muss dich entscheiden, Eli.“ Er blickt auf seine Hand in ihrer. Du musst dich entscheiden. Natürlich muss ich das. Das weiss ich. „Ich will, dass du das mit Alys beendest. Sonst verlasse ich dich. Und nur beenden reicht nicht, du kannst sie nicht wiedersehen. Das halte ich nicht aus. Ich will, dass du den Kontakt zu ihr komplett abbrichst, falls du bei Lilli und mir bleibst. Und zwar so schnell wie möglich. Das Booklet ist fertig, die Druckdaten kann sie dir irgendwie übermitteln, dafür müsst ihr euch nicht mal mehr sehen.“
    Sein Kopf ist seltsam leer. Und seine Stimme gehorcht ihm nicht richtig. „Ich müsste noch einmal mit ihr reden, das bin ich ihr schuldig. Ich müsste ihr das wenigstens persönlich sagen.“ Irina blickt ihn eine Weile an. „Noch einmal mit ihr reden wäre OK. Aber nicht bei ihr zuhause. Und nicht lange.“ Sie starren sich an. „Wenn ich herausfinden würde, dass du weiter Kontakt mit ihr hast oder mich noch einmal betrügst, mit ihr oder einer anderen, dann ist es aus. Komplett und unwiderruflich.“ Hast du das verstanden, sagt ihr Blick. Sie meint es ernst: Ist dir das klar, das sage ich nicht einfach nur so, noch einmal mache ich das nicht mit.
    „Das ist mir klar.“
    „Gut“, sagt sie und entzieht ihm ihre Hand. „Was sagst du?“
    Du musst dich entscheiden. Was sagst du, Eliot? Entscheide dich. Jetzt.
     
    *
     
    In der Nacht auf Montag macht sie kaum ein Auge zu. Sie liegt im Bett, das Handy in der Hand, starrt in die Dunkelheit und immer wieder auf das Display. Das Handy macht keinen Wank. Nur ihr Laptop neben ihr auf dem Bett, dort, wo vor einiger Zeit Eliot gelegen hatte, gibt nicht auf und spielt tapfer Song um Song ab ihrer iTunes-Playlist. Sie hört Adeles Liebeskummeralbum ‚21’ in dieser Nacht, immer und immer wieder, klammert sich an jede Note, an jeden Akkord, um nicht den Verstand zu verlieren. Ihr Handy aber schweigt.
    Irgendwann geht auch die längste Nacht vorüber. Gegen Morgen schläft sie doch noch ein. Ihr Traum-Alter-Ego irrt durch verlassene Strassen und halb zerfallene Häuser, sucht etwas, sucht jemanden, aber die Strassen wollen nicht enden. Der Himmel ist grau und hängt tief und dann beginnt es zu regnen und es wird dunkel, aber die Traum-Alys irrlichtert weiter durch diese trostlose Stadt. Irgendwann wacht sie auf, draussen ist es schon hell, das Pyjama klebt ihr am Körper, ein Albtraum war es gewesen, obwohl nichts Schlimmes darin passiert war, nur diese leeren Strassen, diese Einsamkeit, die auf ihr lastete, sie zu Boden drückte, diese Verzweiflung. Das Gefühl aus dem Traum bleibt an ihr kleben, obwohl sie jetzt wach ist, will nicht weichen. Sie blickt auf das Handy. Keine Nachricht. Sie öffnet ihr Mailprogramm. Keine E-Mail.
    Alys steht auf und geht duschen. Dannach macht sie sich Kaffee, zieht sich an, mechanisch, geht mit der Kaffeetasse auf dem Balkon, raucht drei Zigaretten und starrt in den noch winterlich öden Garten der Nachbarn. Als sie zurück ins Wohnzimmer kommt, schaltet sie ihren Arbeits-iMac ein. Er lädt Mails, Bling, Junk, Bling, mehr Junk, Bling, Eliot Wagner, Betreff „Letzte Änderungen“.
    Ihr Herz rast

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