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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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in einer Partnerschaft lebt, in der offenbar nicht jeden Tag die Sonne scheint. Ein Mann, der ein Kind gross zieht, der raucht und gerne liest, Stärken und Schwächen hat, ein grosses Herz und viel Charme – aber auch ein bisschen heissporig ist, sich vielleicht ein wenig schnell aufregt und dann kurz angebunden und unnahbar wird. Schon fast unhöflich, dann. Und ja, sie mag den Menschen hinter der Rockstarfassade. Sehr sogar. Vielleicht zu sehr. Sie fühlt sich wohl mit ihm. Vielleicht auch, weil er sich gar nicht so sehr von der Person auf der Bühne unterscheidet. Charmant ist er auch im täglichen Umgang. Sexy ist er auch bei Tageslicht, stellt die verräterische Stimme in ihrem Kopf fest, und sogar hier im kalten Licht meines Flurs. Und trotzdem . Reiss dich zusammen.
    Er legt den Kopf schräg, hinreissend , und betrachtet sie. „Etwas beschäftigt dich“, stellt er fest. „Deine Augen sind heute wieder ängstlich“.
     
    *
     
    Im gleichen Moment verdreht sie die eben erwähnten Augen. „Bitte bring jetzt nicht wieder den Spruch über das ‚Mädchen mit den ängstlichen Augen’“, sagt sie. Er grinst. Er mag, wenn ihr Temperament aufblitzt, das irgendwo hinter der immer beherrschten, ruhigen Fassade stecken muss. „Was machst du, wenn ich nicht damit aufhöre?“
    „Keine Ahnung. Du bist mein Kunde und der Auftrag ist noch nicht abgeschlossen, ich denke, meine Optionen sind ein wenig beschränkt ...“
    „Tja, dein Pech“, zieht er sie auf.
    „Ich könnte es mit Ablenkung versuchen, möchtest du vielleicht etwas zu trinken? Ich hab Kaffee, Tee, Cola oder Fruchtsaft. Oder Wasser.“
    „Hast du auch etwas Richtiges?“, erdreistet er sich.
    Sie hebt eine Augenbraue. „Wenn du mit ‚richtig’ hochprozentig meinst, ja, das kann ich ebenfalls bieten. Was möchtest du denn?“
    „Überrasche mich.“
    „OK. Du weisst ja, wo das Wohnzimmer ist.“ Sie geht Richtung Küche und sein Blick klebt an ihrer Rückenansicht. Da sie offensichtlich nicht mehr mit Besuch gerechnet hat, trägt sie Leggins und ein violettes Langarmshirt. Das Haar ist für einmal hochgebunden. Die Leggins betonen jede Kurve und Linie ihres Unterleibs. Klasse Figur , konstatiert er, und super Arsch! Überraschend kurvig für die zarte Frau. Sie verschwindet durch die Küchentür. Er schüttelt den Kopf ab sich selbst und geht endlich ins Wohnzimmer.
     
    *
     
    Alys hat keine Ahnung, was sie ihm servieren soll. Er scheint irgendwie der Typ für Whiskey, Port oder Brandy zu sein. Vielleicht hat sie aber auch einfach etwas zu viele BBC-Verfilmungen gesehen, in denen sich die Gentlemen nach dem Abendessen in die Bibliothek zurückziehen und gepflegt ihren Port trinken und dazu eine Zigarre schmauchen. Mister Darcy und Mister Bingley kommen ihr in den Sinn, oder auch Lord Grantham aus ‚Downton Abbey’. Sie hat aber keinen Whiskey, keinen Port und auch keinen Brandy. Also beschliesst sie, ihm einen Gin Tonic zu machen.
    Als sie wieder ins Wohnzimmer kommt, sitzt er auf dem Sofa, die langen Beine ausgestreckt über die Sitzfläche, die Knöchel übereinandergeschlagen. Er trägt schwarze Socken mit weissen Punkten. Das lässt sie lächeln. Die Chucks hat er ausgezogen, sie stehen unter dem Salontisch.
    „Ist Gin Tonic in Ordnung?“, will sie wissen und reicht ihm sein Glas. „Ja, sehr, danke“. Er nimmt einen Schluck und zieht gleichzeitig die Beine an, damit sie ebenfalls Platz auf ihrem eigenen Sofa findet. Sie betrachtet ihn eine lange Weile aus den Augenwinkeln, wie er noch einen Schluck nimmt. Er scheint sich wohl zu fühlen. Es sieht fast so aus, als wäre er hier zuhause. Sie erlaubt sich, einen Moment darüber nachzudenken, wie es wohl wäre, jemanden zu haben, der so entspannt die Abende auf ihrer Couch verbringt. Auf ihrer gemeinsamen Couch dann. Jemand wie ihn, der abends mit ihr auf dem Sofa sitzt und einen Drink nimmt und mit ihr den Alltag bespricht, sie aufmuntert und ihr aus seinem Tag erzählt. Mit ihr über Bücher, Filme spricht und darüber, was in der Welt passiert. Jemand, der den Arm um sie legt und sie festhält. Jemand, der ihr gehört, der zu ihr gehört, in diese Wohnung, in ihr Leben, in ihren Alltag. Jemand wie Eliot, mit dem jeder Moment spannend und doch vertraut zu sein scheint. Etwas zieht ihr die Brust zusammen bei diesem Gedanken, auch wenn er schön ist, es fühlt sich an wie eine Mischung aus Sehnsucht und Wehmut. Sie beschliesst, dass es nicht gut ist, zu sehr darüber nachzudenken und noch

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