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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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eine Entschuldigung zu schreiben, die doch nichts bringen wird. Sina reißt die unbeschriebene Hälfte ab, zerknüllt sie zu einer Kugel und zielt auf den Abfalleimer neben Omas Schrankwand aus schokobraunem Holzfurnier. Daneben.
    Wieder liest sie den Text durch, dann stupst sie die Maus an. Die bereits geöffneten Fenster erscheinen. Auf den ersten Blick sieht sie, dass Melle online ist.
    Sina: Hallo, Melle.
    Melle: Hi, Sina, hab nur kurz Zeit. Alles gut?
    Sina: Nix gut. Mama macht Stress, sind bei Oma.
    Melle: Mist.
    Sina: Und ich hab erfahren, dass Rik mit Mädchen nur spielt. Seine letzte Freundin soll er betrogen haben.
    Melle: Sagt wer?
    Sina: Laureen.
    Melle: Kannst du ihr trauen?
    Sina zögert. Was hätte Laureen davon, ihr eine Lügengeschichte zu erzählen?
    Sina: Denke schon.
    Melle: Dann vergiss ihn.
    Vergiss ihn … Aber was, wenn Laureen doch nicht recht hat? Wenn es nur Gerüchte sind? Was, wenn sie jetzt im Koma liegen und jemand Rik erzählen würde, sie sei hinterhältig und feige? Und er sich deshalb von ihr abwendet? So wie ihre Mitschüler damals in Berlin, als in ihrer Klasse die ersten Geschichten über ihre Mutter und sie bekannt wurden. Nur Melle hat sich nicht davon beirren lassen. Sie hat zu ihr gehalten. Ihr eine Chance gegeben, zu beweisen, dass sie nicht verrückt ist, auch wenn sie in Therapie war. Dass es eine Erklärung für ihre Panikattacken gab. Dass Ben nicht behindert war, nur weil er stark lispelte.
    Sina: Und wenn es nicht stimmt?
    Melle: Kannst du jemand anders fragen?
    Jemand anders? Wen kennt sie noch, der Frederik kennt? Die Mädchen aus der Mannschaft kann sie vergessen. Sie sind durch Céline und Gabriele zu sehr gegen sie eingenommen. Die würden ihr nichts sagen, schon gar nicht über Frederik. Und Max? Kann sie sich auf seine Aussage verlassen? Immerhin hat Rik in Erwägung gezogen, dass er etwas mit Cruella zu tun haben könnte. Und Rik hat ihm Mia ausgespannt. Angeblich.
    Sina: Nicht wirklich.
    Melle: Warum stellst du die Frage nicht auf Facebook?
    Sina: Spinnst du? Was soll ich denn da fragen? Hi, ich bin’s, Sina. Ihr kennt mich zwar nicht, aber weiß jemand, ob Rik es ernst mit mir meint?
    Melle: Blödsinn. So natürlich nicht. Mach doch einen Aufruf, dass seine alten Freundinnen ihn besuchen sollen. Die erzählen sicher gern.
    Sina: Sehr witzig.
    Melle: Mein ich ernst. Muss los. Kopf hoch!
    So abwegig ihr Melles Vorschlag auch erscheint, zieht Sina trotzdem den Schreibblock heran und kritzelt einen Text darauf. Überlegt. Streicht durch. Schreibt von Neuem. Verändert. Verbessert. Überlegt erneut, ob sie es wirklich tun soll. Dreht sich im Kreis mit ihren Gedanken. Schließlich fasst sie einen Entschluss und beginnt zu tippen:
    Wie ihr wisst, liegt Rik im Koma. Doch selbst im Koma hören Patienten, was um sie herum gesprochen wird. Besonders Stimmen, die vertraut sind, können hilfreich sein.
    Riks Mutter kann derzeit nicht bei ihm sein und ich bin in Offenburg. Daher bitte ich diejenigen, die eine besondere Beziehung zu ihm haben oder gehabt haben (also auch Exfreundinnen; Céline z.   B. ist öfter bei ihm), ihn zu besuchen und von alten Zeiten zu erzählen. Das kann sogar den Heilungsprozess beschleunigen. Falls ihr euch wegen des Komas nicht zu ihm traut: Keine falsche Scheu! Er liegt im Kranbacher Krankenhaus, Station 3, Zimmer 34.
    Sie lädt ein Foto von Frederiks Profilseite herunter und heftet es an den Eintrag. Ihr Finger schwebt eine gefühlte Ewigkeit über der Returntaste, bevor er entschlossen hinabsaust. Der Eintrag erscheint auf ihrer Pinnwand. Sie kopiert ihn und postet ihn auch auf Frederiks Seite. Gespannt blickt sie auf den Bildschirm. Reagiert jemand? Nichts. Sina bleibt sitzen. Etwas muss passieren. Muss. Wenigstens eine Person muss reagieren.
    Voller Unruhe öffnet sie das Mailmenü, zieht den Zettel mit dem Entwurf ihrer Entschuldigung heran und wählt Laureen als Empfänger.
    Hallo, Laureen. Es tut mir total leid, dass ich dich versetzt habe, aber wir mussten überraschend zu meiner Oma. Leider habe ich in der Aufregung mein Handy liegen lassen und konnte dir nicht rechtzeitig Bescheid geben. Ich hoffe, Tabea hat gewonnen! So schade, dass ich nicht dabei sein konnte!
    Ich melde mich am Sonntag, wenn wir wieder in Kranbach sind.
    LG, Sina
    Sie schickt die Nachricht ab und gibt Tabeas Mailadresse ein.
    Liebe Tabea, leider konnte ich nicht zu deinem Auftritt kommen, aber ich habe dir die ganze Autofahrt nach Offenburg die Daumen

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