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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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mich bemerkt.
    »Bleib.« Riks Mutter öffnet die Augen und sieht mich an. Ihre Lider sind rot und verquollen. Sicher vom Weinen. »Bitte.«
    Ich verharre am Eingang. Meine Knie mutieren in Sekunden zu Glibber, ich suche am Türrahmen Halt. Rik und seine Mutter. Es gibt wohl kaum eine Mutter, die mehr an ihrem Sohn hängt als Frau Lofer an Rik. Trotz der Entfernung. Sie hat immer alles gewusst. Weil er ihr alles erzählt hat. Jeden Tag haben sie telefoniert oder gechattet, als seien sie beste Freunde, nicht Mutter und Sohn. Was soll ich tun? Wie kann ich mit seiner Mutter sprechen? Wie kann ich ihr in die Augen sehen und mich nicht verraten? Ich werde es nicht können. Mein schlechtes Gewissen steht mir ins Gesicht geschrieben. Ich muss weg. Raus hier, bevor der Glibber in meinen Beinen sich verflüssigt und ich ihr haltlos ausgeliefert bin.
    »Hallo.« Fällt mir nichts Besseres ein als Hallo?
    »Komm, setz dich zu mir.«
    Mit wackeligen Beinen nähere ich mich dem Bett. Ich will mich nicht zu ihr setzen, aber ich weiß auch nicht, wie ich ihre Bitte ablehnen soll. Sie klopft auf einen Stuhl neben sich.
    »Wir haben uns lange nicht gesehen. Du bist richtig erwachsen geworden.«
    Ich zucke mit den Schultern. Was soll ich darauf sagen? Ja?
    »Ist der Bär von dir?« Sie zeigt auf einen hässlichen Plüschbären mit orangem T-Shirt und der Aufschrift Gute Besserung . Als ob ich Rik so einen Kitsch schenken würde.
    »Ich weiß nicht, wer ihn gebracht hat.«
    »Ist ja auch egal. Hauptsache, jemand hat Rik besucht, bis ich es endlich hierhergeschafft habe.« Sie lächelt schwach. »Ich bin euch allen sehr dankbar, dass ihr euch so liebevoll um ihn kümmert. Heute früh waren schon drei Besucher da. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich es war, auf diesem Schiff festzusitzen, bis wir den nächsten Hafen anlaufen konnten.«
    Drei Besucher? Sinas Aufruf hat anscheinend funktioniert. Hut ab. Wieder ein Beweis, dass wir Sina nicht unterschätzen dürfen.
    »Jetzt sind Sie hier. Das ist das Wichtigste.«
    »Sie? Aber Tabea! Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, waren wir noch beim Du.«
    Seitdem ist viel passiert, würde ich am liebsten sagen. Und dann? Dann quetscht sie mich aus wie eine Zitrone, fragt mich Dinge, über die ich nicht reden will, erinnert mich an Zeiten, an die ich nicht erinnert werden möchte.
    »Ja. Stimmt«, sage ich unbeholfen.
    »Rik hat große Stücke auf dich gehalten. Er hat von deinem Talent richtiggehend geschwärmt. Er hat gesagt, du hättest das Zeug, in der Bundesliga zu spielen. Es hat ihn sehr betrübt, als du aufgehört hast.«
    »Er hat mich rausgeworfen.« Der Satz flutscht aus mir heraus. Ich will das Thema nicht ansprechen. Nicht hier. Nicht vor Riks Mom. Nicht vor Rik.
    »Ja. Das stimmt. Du hast ihm damals wohl keine andere Wahl gelassen. Animositäten sind tödlich für ein erfolgreiches Team. Trotzdem hat es ihn sehr belastet.«
    Belastet? Soll ich jetzt Mitleid mit Rik haben? Es ist seine Entscheidung gewesen. Was er seiner Mutter wohl erzählt hat, wieso er mich aus dem Team verbannt hat? Sicher nicht die Wahrheit. Egal. Soll sie doch im Glauben bleiben, dass Rik der Saubermann ist, für den er sich so gern ausgibt.
    »Bist du noch mit dieser Bessy befreundet?« Riks Mutter streichelt über seinen Arm, hoch, runter, hoch. Ich kann meine Augen nicht von ihrer Hand lösen, folge der Bewegung, während ich versuche, mich auf ihre Frage zu konzentrieren. Bessy.
    »Ja, Bessy ist meine Freundin.«
    Ihre Hand hält inne. »Sei vorsichtig mit ihr. Nach dem, was sie Mia angetan hat, solltest du sie meiden.«
    »Das war Bessy nicht. Das ist nie bewiesen worden«, protestiere ich.
    »Rik ist sich sicher, dass sie es war. Ich vertraue Riks Gespür.«
    »Rik hat sich getäuscht«, erwidere ich knapp. »Das mit Bessy war nichts als ein Gerücht.«
    »So wie das Gerücht über deinen Bruder?«
    Meinen Bruder? Wovon redet sie? »Welches Gerücht?«
    »Na, dass er schwul ist. Und Hilfe braucht, weil er es deinen Eltern nicht beichten kann.«
    »Hä?« Ist Riks Mutter verrückt geworden? »Schwul? Clemens?«
    »Ja sicher! Bessy hat damals Rik aufgesucht und ihm das mit Clemens anvertraut. Und ihn zu absolutem Stillschweigen verpflichtet.« Riks Mutter mustert mich bestürzt. »Wusstest du das nicht?«
    »Natürlich nicht! Das ist völliger Unsinn!«
    »Das habe ich Rik auch gesagt. Wie er so einen Quatsch nur glauben kann. Ich habe ihm gesagt, dass diese Bessy nur Unfrieden stiften will.

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