Seichtgebiete: Warum wir hemmungslos verblöden (German Edition)
passenden Wort in einer überraschenden Situation nicht weiterkommen? Um Kriterien aufzustellen für eine Beurteilung der vielfältigen niedrigen Instinkte des Volkes, müsste das weite Feld des Seichtgebietes in einzelne Parzellen aufgeteilt werden. Es wird nicht nur den einen Superstar für alles Mögliche geben können, es dürften viele Mögliche für alles Unmögliche sein. Ein Kanal könnte zum benutzerfreundlichsten Superstar erklärt werden, der alle seine Zuschauer warnt – Pfeifton? Aufblinkende rote Lampen? -, falls die Gefahr droht, dass sich, von unten her aufsteigend, das Niveau des Versendeten der Marke IQ 80 nähert. Dann hätten die aufgeschreckten Konsumenten noch die Gelegenheit, rechtzeitig per Fernbedienung umzuschalten von Super RTL auf 9Live.
Über das Dschungelcamp herzufallen, wo die Zicke und der Dicke boshaft grinsend beweisen, dass sie nicht so blöd sind wie die vielen total bescheuerten Ex-Irgendwasauchimmer, denen sie die Würmer aus Nase und Ohren ziehen, ist langweilig. Die Show erfüllt ihren Zweck, die Blöden für Stunden von den Straßen fernzuhalten und die dadurch sicherer zu machen. Es fallen anschließend für eine gewisse Zeit, solange das Honorar von RTL reicht, arbeitslose C-Prominente nicht mehr dem Sozialstaat zur Last.Wer in Insekten baden musste, wird in Zukunft nicht nur einmal
pro Woche beim Nachbarn duschen. Selbst für früh Ausgeschiedene wird sich ein Auftritt in irgendeiner drittklassigen Talkshow bei Frau Bärbel, Frau Birgit, Frau Britt arrangieren lassen.
Immer noch gut genug, egal, wie schlecht sie auch waren, sind sie für eine Wiederholung in der Müllverbrennungsanlage Voll Total , von Montag bis Donnerstag jeweils zur selben Zeit wie die ARD- Tagesthemen , wenn auf Super-RTL alles verwertet wird, was bei RTL, in welchem Debil-Format auch immer, angefallen und dem Moderator, der stets das gleiche Hemd, den gleichen Anzug, die gleichen Schuhe trägt, aufgefallen ist. Im Grunde eine geniale Idee: Man macht aus den Resten der anderen hauseigenen Blödmacher selbst was Blödes. Billiger geht’s nicht.
Oder ist es vielleicht die heimliche Rache einer verschworenen Gemeinschaft von zutiefst Verzweifelten innerhalb der Anstalt, einer Untergrundorganisation, die auf die geniale Idee gekommen ist, sich als bescheuert zu tarnen, um am Beispiel unterschichtiger Brüllshows von bescheuerten Schamlosen in Serie zu beweisen, dass kein Unterschied besteht zwischen den befragten und den fragenden Blöden?
Sich außerhalb der Anstalten zu retten in allgemeine rhetorische Fragen, die nach vorgetäuschtem Tiefgang (VGT) klingen, ist zwar schnell vollbracht. Beispielsweise: Gab es nicht immer schon und zu allen Zeiten mehr Blöde als Kluge? Ist Volksverdummung nicht immer schon ein herrschaftserhaltendes Bestreben der Mächtigen gewesen? Fällt die allgemeine Verblödung nur deshalb so auf, weil die Blöden zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit über eigene Sender verfügen?
Tolle Fragen. Dreimal kurzes Ja als Antwort.
Bei einzelnen Originalformaten wird es weitaus schwieriger, sich zu entscheiden. Hilfreich ist eine Beschränkung auf
die beiden erfolgreichsten Mütter allen Schlachtens, einmal Deutschland sucht den Superstar , zum anderen Germany’s Next Topmodel . Beide Formate haben im Gegensatz zu versendeten Plagiatoren wie The Biggest Loser , wo Katarina Witt gut sichtbar die Vergeblichkeit allen irdischen Trachtens verkörpert, auf Dauer das Gewicht zu halten oder den nächsten Uri Geller zu finden, wo schon der tatsächliche nicht zu unterbieten ist, zwei absolute Superstars als Markenzeichen für Kompetenz: Dieter Bohlen und Heidi Klum.
Diese von ihnen selbst erarbeitete Fallhöhe ist genau berechnet worden, auf dass sie beim Sturz der Kandidaten wirksam sei, sie ist sozusagen das Pfund, mit dem sie wuchern. Was beide wissen und sich entsprechend ihrem Gewicht bezahlen lassen für die zugeteilten Rollen. Ihre Popularität, der eine bekannt als Modern-Talking-Sangesbruder und als Gefährte von Teppichludern, die andere als Supermodel und Mutter, die ihre Brüste zärtlich Hans und Franz nennt, ist ihr Kapital.
Ähnliche Traumquoten in seiner Zielgruppe erreicht nur noch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR). Der gehört zu den öffentlich-rechtlichen Kanälen, obwohl er auch unter den Privaten keinen zu fürchten hätte, eben weil er sich vor nichts scheut. Zum Beispiel keine Scheu kennt, Grenzen zu unterschreiten. Allerdings schafft der MDR die
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