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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu glotzen?«
    »Du hast gesagt, er soll die Leute nicht wecken«, maulte Cor.
    »Ah ja. Und du willst gucken, ob er ruhig ist? Warum benutzt du nicht deine Ohren?« Der Kau zeigte knurrend nach vorn. »Da lang, Blödmann.«
    »Dadada«, scholl es plötzlich aus dem Buggy, hell und fröhlich. Und laut.
    Kau verdrehte die Augen. »Herzlichen Dank auch, Cor! Jetzt ist er wach!«
    »Das war ich nicht!«, protestierte der Spriggans.
    Er war es tatsächlich nicht. Über all die Stinkewindeln, schlafarmen Nächte und fleckintensiven Fütterungsversuche hatten Cor und der Kau vergessen, dass Talamh kein gewöhnliches Baby war. Der Sohn des Frühlingszwielichts hatte bereits ein sporadisch erwachendes Ich-Bewusstsein; er konnte hin und wieder mentale Botschaften an seine Mutter versenden … und welche empfangen. Soeben hatten ihm seine besonderen magischen Instinkte gemeldet, dass jemand auf ihn zukam. Das wollte der kleine Elf seinen Entführern mitteilen. Aber er konnte noch nicht sprechen, und so versuchte er auf seine Art, sie zur hastigen Umkehr zu drängen.
    »Dadada!«, rief er die dunklen, stillen Häuserfassaden hinauf. Als von Cor und Kau nichts kam außer gezischeltem »Schsch!« und »Pssst!«, holte Talamh tief Luft.
    »Äääääää!«, gellte es durch die nächtliche Stille. »Äääääää!«
    Irgendwo ging ein Licht an, und der Kau fluchte unterdrückt. Er wollte von der Straße verschwinden, ehe noch einer aus dem Fenster sah. Die örtliche Zeitung hatte den Raub des Kinderwagens und der Babynahrung schon aufgegriffen und warnte junge Eltern davor, dass in Marazion möglicherweise Kobolde unterwegs waren – mit einem Wechselbalg! Aus unerfindlichen Gründen reagierte die Bevölkerung darauf viel interessierter als auf den Bankraub vom Vortag. Kau entdeckte eine Seitenstraße, und die Elfen machten, dass sie wegkamen.
    Sie hätten auf der West End bleiben müssen, von der weiter östlich eine Sackgasse nach rechts abging, die unmittelbar zur Landbrücke nach Saint Michael’s Mount führte. Stattdessen bogen die Elfen viel zu früh in die Kings Road ein, um den Wohnhäusern zu entkommen. Sie verlief am Stadtrand und stieß ebenfalls auf die Landbrücke, war aber länger als die West End. Durch diesen Umweg verloren sie Zeit, und zwar genau so viel, wie man brauchte, wenn man aus der Gegenrichtung vom Marktplatz und dem Rathaus kam, um sie einzuholen.
    Die Straße war abschüssig und voll vereister Stellen. Alebin hatte alle Mühe, auf den Beinen zu bleiben und seine düstere Begleiterin nicht mit einem schwungvollen Knall aufs Kopfsteinpflaster zu erfreuen. Shumoonya ging schweigend neben ihm her, schien mit ihren Gedanken überall zu sein, bloß nicht bei ihm.
    Der Elf hatte mit ihr besprochen, was bei der Ankunft in Lyonesse zu tun sei und danach. Noch konnten sie Pläne schmieden, diskutieren, Fehler finden, aber wenn sie erst das Portal betreten hatten, war die Zeit des Redens vorbei. Alles musste sehr schnell gehen, überfallartig. Zu zweit ein ganzes Königreich bezwingen war nur möglich, wenn dessen Bewohner keine Gelegenheit fanden, nach den Waffen zu greifen.
    Alebin hatte nur einen Versuch, das wusste er. Sollte etwas schiefgehen – das Portal sich zum Beispiel an einer untauglichen Stelle öffnen, die Torfmuhme nicht mitspielen oder Cunomorus wider Erwarten inzwischen aufgerüstet haben –, dann war er geliefert. Schließlich machten nicht nur Bandorchu und der Getreue Jagd auf seine Haut. Auch Fanmór hätte sie ihm mit Freuden abgezogen – er und viele andere. Es galt also, sich bestmöglich vorzubereiten. Konzentrieren. Nachdenken.
    »Äääääää!«, plärrte es irgendwo ganz in der Nähe.
    Alebin fuhr hoch. »Welcher Schwachsinnige führt denn da mitten in der Nacht sein Baby spazieren?«, fragte er gereizt.
    Dann sah er den Kinderwagen.
    Alebins Augen wurden groß, als das rosa Gefährt samt plärrendem Inhalt auf ihn zukam. Er sah den Aurenschimmer, der die Wagenwände durchdrang, und die Hände der beiden kleinen Gestalten, die den Buggy schoben. Das schwache Leuchten, das sie umgab.
    Elfen!
    Was machten Elfen in Marazion? Auch noch mit einem Kinderwagen? Alebin kam ein wunderbarer Verdacht, der sich bestätigte, sobald er den Elfen den Weg versperrte.
    »Ja, nun guck doch mal einer an! Wenn das nicht Cor und der Kau sind«, sagte Alebin. Er musste ziemlich laut sprechen, um das Babygeschrei zu übertönen, doch die Anstrengung lohnte sich. Ruckartig schoss rechts und links vom

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