Seidendrachen
wieder unbekan n te Schri f tze i chen ein g eschni t zt. Das Ganze schien wie aus e in e m Stück. Über d e m t ale r großen A m u l ett befand sich eine Öse mit ein e m Leder b and daran. Jarin pla t zte zwar vor Ungeduld, z wang sich j edoch zur Zurückh a ltung. O f fenbar be t ete sein Freund und er woll t e ihn n i cht dab e i stören. Also setzte er sich auf das bequ e me H i m m e lb e tt und hock t e sich dort in gle i cher W eise hin wie Akio. Dann wart e te e r .
Nach wenigen Minuten erhob der kleine Asia t e sich, fa l te t e die Hände und verneigte sich vor dem grünen A m u le t t. Dann hob er es auf und setzte sich Jarin gegenüber auf die weic h e Daunend e cke seines Bettes. Er läch e lte Jarin an und überr e ichte i h m das g e sch n itz t e Drachen z eichen.
„ Andenken von m e iner Mutt e r . Du sollst es tra g e n “ , m e i n te er m i t sanf t er St i m m e .
Erschroc k en blick t e sein blonder Freund ihn an. „ D a s kann ich nicht anne h m en “ , wehrte er ab.
„ Du anne h m en musst. D a s echte Jade aus m e iner He i m a t. Bringt Glück. Du d a m i t auch stehst unter d e m Schutz des Drachen und ich bei dir sein a lle T age.“
W ieder so ein m e rkwürdiges Orakel, das dem gera d lini g en Jarin Kopf-zerbr e chen ber e it e te. W enn er Akio doch nur besser verstehen würde. Aber tro t z ihrer Liebe zueinan d er und aller p h y s ischen Freuden, die sie sich gegens e itig schenk t en, war ihre Menta l it ä t doch so grundve r sc h ieden, dass i h m Akio manc h mal wie von ein e m anderen Plane t en vork a m .
„ Danke “ , mu r me l te Jarin daher nur leise. Es war i h m pei n lich, den ein z igen Bes i tz des eh e mali g en Arbe i tssklaven an sich zu ne h m en. Er besaß genauso wenig – eigen t lich gar nic h ts –, w a s er Akio schenken konnte. Erst rec h t nicht so etwas W e r tvolles. V ater Cl e m e n t hätte das alles wieder als Abe r glauben abg e tan. „Ich werde es in Ehren hal t e n “ , e r gän z te er noch.
Akio le g te i h m das A m u l ett um den Hals und verba r g e s unter sein e m weiten H e m d. „Ni e m an d en zei g e n “ , m e inte er noch und legte warnend einen Finger vor den Mund. Jarin nic k te.
„ W enn ich nur wüsste, wie wir König beschü t zen sollen “ , seufz t e er dann. Akio fasste seine beiden Hände. „Ich mit Drachenkö n ig g e sprochen. Er mir geben R a t. Kei n e So r gen mehr m a chen “ , tröst e te e r .
Fast hä t te Jarin laut gelac h t. Doch Akios naiv scheinende Art rührte ihn. „ W enn das a l les so einfach wär e “ , sagte er l e ise. „ Nicht einf a ch. Preis für Rettung hoch. W enn ich dann le b en in W elt der Geister bei Drachen, ich dich beschü t zen werde. Und wer weiß...“ Ein gehe i m n isvolles Läc h eln vol l ende t e den Satz. W ie so l lte Jarin das jet z t wieder verste h e n ? D a s hörte sich ja fast wie ein Abschied an. Bei d e m Gedanken gri f f eine ka l te Hand nach sein e m Herzen. Er konnte sich sein Leben ohne den Seidenma l er nicht mehr vorste l len.
Ein Sch a tten lag über Akios zart e m Gesicht, aus dem die t i efgrünen Augen leuch t eten. Er sah so unendlich trau r ig aus. Jadeau g en musste Jarin unwillkürlich dabei denken, wenn er die Farbe mit der des Amulettes verglich. W u nderschöne Jadeaugen. Ich liebe dich, A k io.
Hät t e Akio ihm doch nur die Hinte r gründe erk l ären können. Die Drache n m a gie leh r te seine Mu t ter ihn von Kindesbei n en an. Das gehörte zur Grundausbildung ei n es chi n esischen Sch a m a nen. Diese Mag i e war es, die Akio durch al l e Stürme des Le b ens get r agen und ihn die Sklave r ei ha t te e r tragen lassen. Dann war dieser fr e m de Pater gek o m m e n und h a tte ihn mit g en o m m e n in e in ebenso fr e m d es Land. Er wusste d a m a ls, dass er seine He i mat ni e mals wiederse h en würde. Aber er fand Jarin und j etzt musste er den Ge l iebten los l assen, u m ein e m Monarc h en das Leben zu retten, der ihn zwar gut behandel t e, für den er j edoch nic h t mehr war als ein L e ibei g ene r .
Selbst wenn er das nicht tat, würde er erneut ein Sklave sein und in den Besitz des Kl o sters zurückgehen.
V ie l leic h t hätte er fl i ehen können. Aber wohin? Ohne Geld wäre er nicht mehr als ein Bet t ler hier in Frankreich. Und Jarin b e saß genauso wenig, selbst wenn sie zu zweit ausgerissen wären. Sie wären V ogelfr e ie m i t e iner ungewissen Zukunft, die i r gendwann, i r gendwo verscharrt
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