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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Leheta
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dafür etwas zu geben. Alle Kirchenglocken der Stadt läuteten. Vielleicht würden sie nächstes Jahr gemeinsam an der Christmette teilnehmen? In Düsseldorf oder hier, bei ihr, man würde sehen. Das Pochen ihrer Herzen vermischte sich mit den Bewegungen ihrer Leiber. Liebevoll wurden die Handlungen ausgeführt, mit Bedacht, so, als könne man sonst etwas übersehen oder gar vergessen. Alles wurde neu entdeckt, und Gefühle wurden angesprochen, die es nur in solchen Augenblicken gibt. Bis der Puls raste und in einem rauschenden Tempo durch die Adern gepumpt wurde. Bis kein anderes Gefühl als dieses mehr wichtig war. Bis schemenhaft der Mond durch kleine Wolkenlücken seinen Schimmer warf. Bis es zu schneien aufhörte und die CD verklungen war. Ein Augenblick, in dem das Herz und der Körper in einem Rhythmus schlugen. Bis sich die Stille über das Schlafzimmer senkte.

Halterlos in die Nacht
    Minerva stand im vornehmen
Night Club
des Hotels
Bayerischer Hof
und war sich gar nicht mehr sicher, ob sie das, was sie sich vorgenommen hatte, auch wirklich durchziehen würde.
    Sie war groß, hatte schulterlanges braunes Haar mit einem Touch von Rot, das ihr ausdrucksstarkes Gesicht einrahmte. Als sie sich etwas verrenkte, leuchteten ihr ihre int ensiven blauen Augen in dem Spiegel hinter der Bar entgegen. Das Schönste an ihr. Das rotbraune Oberteil, das sie an diesem Abend trug, passte genau zu ihrer Haarfarbe; es war nicht zu weit ausgeschnitten, aber ihre hauchdünnen BH-Träger blitzten hervor, natürlich in Creme. Der Ansatz ihrer Brüste war zu sehen. Genau richtig.
    Sie stellte wieder einmal fest, dass sie mit ihren einunddreißig Jahren besser aussah als die meisten Frauen in ihrem
    Alter.
    Der Rock endete kurz über dem Knie und war leicht ausgestellt. Der würde beim Tanzen sicher gut wirken. Der Rock war cremefarben, und ihre Schuhe und die Handtasche passten perfekt dazu. Guter Geschmack war ihr schon in die Wiege gelegt worden. Mit ihren hochhackigen Schuhen fühlte sie sich sexy. Und erst mit der feinen Wäsche, die sie darunter trug! Die hautfarbenen halterlosen Strümpfe gaben ihr ein Gefühl von Macht.
    Was tat sie hier eigentlich? War sie nur hierher gekommen, weil ihre Freundin meinte, das beste Heilmittel gegen Liebeskummer sei immer noch, einen Mann aufzureißen.
    Da war Elfi einfach ganz anders als Minerva. Für Elfi gab es nur eins gegen Liebeskummer: eine Nacht saufen und rauchen, was das Zeug hielt. Alles vergessen. Danach in die Hände klatschen, auf ins Getümmel und sich erneut auf die Suche begeben. Das war halt Elfis Art, mit Schmerz umzugehen. Keine Zeit zum Nachdenken zu haben, war für Elfi die beste Lösung.
    Wie herrlich musste es sein, wenn man in einer Nacht alles Schlechte einfach so aus dem Gedächtnis verbannen konnte. Wie ein Fingerschnippen. Ein Schnippen, und aller Schmerz war weg.
    Jeder Tag war im wahrsten Sinne des Wortes ein neuer Tag. Denn alles, worüber man sich Gedanken machen müsste, was einem Sorgen bereiten könnte oder was schlecht war, gab es nicht mehr. Man fing beliebig oft von vorne an. Und das Leben ging ohne alte Wunden weiter. Die Wunden, die bei den meisten Menschen im Laufe der Zeit mal mehr, mal weniger eiterten. Aber niemals abheilten.
    Minerva war da anders. Sie hatte wochenlang das Telefon ausgeschaltet, um nicht erreichbar zu sein. Sie hatte ihre Wunden geleckt. Ihre Seele wie ein riesiges Puzzle Stück für Stück wieder zusammengefügt. Erst als sie einigermaßen hergestellt war, rief sie Elfi an. Und das war dabei herausgekommen.
    Als Minerva sich für den Abend vorbereitet hatte, war sie seltsamerweise erregt gewesen.
    Sie nahm Prosecco mit ins Badezimmer, stellte Kerzen auf, die sie mit einem Streichholz anzündete. Sie liebte den Duft von Streichhölzern. In das einlaufende Badewasser gab sie Badeschaum, der nach Lavendel duftete. Sofort entstanden vor ihrem geistigen Auge die weiten Lavendelfelder in Frankreich. Sie griff in den Badezimmerschrank, holte ihren Elektrorasierer heraus und rasierte alle Haare außerhalb der Bikinizone, die anderen stutzte sie auf einige Millimeter. Das Summen des Gerätes vermischte sich mit der Musik von
Shakira,
die aus dem Wohnzimmer herüberklang, und den schabenden Geräuschen, die der Rasierer hinterließ. Eine Wand des Badezimmers bestand aus Spiegelfliesen. Im Spiegel sah sie jede Stelle genau, die sie rasierte, sogar ihre Schamlippen, wenn sie an einer besonders heiklen Stelle entlangfuhr. Al les sah

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