Seidenfpade
geraten, laß es zweimal klingeln oder schrei was das Zeug hält.«
Abermals wackelte sie mit dem Kopf.
»Los jetzt, Dani! Ich werde davon ausgehen, daß alles, was sich zwischen mir und dem Durchschlupf befindet, ein Feind ist. So gesehen könnte ich dich umbringen und es erst merken, wenn es zu spät ist. Hast du verstanden?«
Dani nickte erschauernd.
Shane nahm seine Hand weg.
»Also!« forderte er sie leise auf. »Ich komme, sobald ich das Laufwerk habe.«
»Cassandra hat gesagt...«, begann Dani.
Erneut hielt er ihr den Mund zu. Er konzentrierte sich mit allen Sinnen auf seine Umgebung, einschließlich jenes namenlosen, der ihm in Afghanistan mehr als einmal das Leben gerettet hatte.
Nichts umgab sie, außer dem karibischen Sturm. Wie Katja, hatte auch der sich für die Nacht eingerichtet.
Shane nahm seine Hand weg.
» Verschwinde!«
Dani warf einen Blick auf Shanes Gesicht und begriff, daß sie diesmal nicht gewinnen würde.
Sie gehorchte.
Die Nacht und der silbrige Regen umgaben Shane wie ein finsterer Mantel, und er verharrte reglos in der Dunkelheit.
Weder in Katjas Suite noch draußen regte sich etwas, bis auf den Sturm.
Er wartete geduldig, lauschte, richtete all seine Sinne auf die Gegebenheiten.
Schließlich vibrierte das Handy an seinem Hosenbein. Einmal.
Mit einem stummen Dankgebet machte sich Shane auf den Weg zur Terrassentür. Sein Einbruchswerkzeug war überflüssig. Katja hatte es nicht geschafft, die Tür zuzusperren.
Shane wischte seine nackten Füße, so gut er konnte, mit dem Regenponcho ab, bevor er die Tür öffnete. Sobald er drinnen war, glitt er unverzüglich zum Computer. Mit einer Hand drehte er den Helligkeitsregler herunter, mit der anderen tippte er auf das Keyboard.
Sofort erschien eine Nachricht auf dem Bildschirm, die besagte, daß nicht mehr genügend Speicherplatz auf dem Laufwerk für die von ihm gewählten Dateien vorhanden sei.
Er brach den Kopiervorgang ab. Mit raschen, entschlossenen Bewegungen entfernte er Kabel und Aufnahmegerät und stopfte alles in seinen Rucksack. Zwar war er naß vom Regen, aber er hütete sich, einen Tropfen auf das Laufwerk zu bringen.
Der Bildschirmschoner flammte wieder auf mit den vorherigen Sex-Robotern.
Den Helligkeitsregler drehte er ebenfalls auf die ursprünglich Vorgefundene Position. Ohne Zögern schob er geräuschlos die Glastüren auf, schlüpfte hinaus und schloß sie hinter sich. Er zog die Gummihandschuhe aus und raffte seine Laufschuhe und den Regenponcho auf; die Schuhe gönnte er sich jedoch erst, nachdem er im Gebüsch angelangt war.
Mit jeder weiteren Sekunde fragte sich Shane, ob Dani wohl entdeckt würde, bevor er sie erreichte.
Regen und nasse Blätter liefen an Shanes Poncho herunter, doch es blitzte und donnerte nur einmal. Der schlimmste Sturm hatte sich gelegt, nur eine stetige Nässe rauschte herab.
Shane fühlte Danis Anwesenheit, bevor er sie erblickte. Sie hockte zusammengekauert im dichten Laub. Das Zittern der Blätter in Wind und Regen überdeckte ihr eigenes Schlottern.
Trotz ihres offensichtlichen körperlichen Unbehagens beobachtete sie wachsam die Kameras.
Er schlich von hinten an sie heran. Wieder legte er die Hand auf ihren Mund, um einen Überraschungsschrei zu vereiteln. Erschrocken versteifte sie sich und entspannte sich wieder, als sie merkte, wer sie gepackt hatte.
Er nahm seine Hand weg.
»Wie lange bis zur Lücke?« hauchte er Dani ins Ohr.
»Neun Sekunden. Hast du das Laufwerk gekriegt?«
»Yep. Lauf sofort zum Auto, aber faß es nicht an.«
»Und du?« fragte sie.
»Ich bin direkt hinter dir.«
Einen Augenblick später schlüpfte Dani durch das Loch im Zaun. Wie versprochen folgte Shane ihr auf dem Fuße. Bevor sie das Auto erreichten, war er zehn Meter vor ihr.
Dani sah zu, während Shane den Wagen untersuchte. Alles schien in Ordnung zu sein. Er wandte sich zu Dani herum und sah, daß sie bereits nach der Tür griff, den Autoschlüssel in der Hand.
»Was zum ...«, begann Shane.
»Geh ein Stück zurück«, unterbrach Dani.
»Gib mir sofort den Schlüssel«, fuhr er sie an.
»Nein. Wie du gesagt hast, du hast eine bessere Chance, im feindlichen Territorium mit dem Laufwerk durchzukommen als ich. Los, geh zurück.«
Shane rang mit sich. Dani hatte recht, und sein Verstand wußte es. Aber seine Gefühle rebellierten.
Nach ein paar Sekunden gewann seine Vernunft die Oberhand.
»Keine Scheinwerfer und kein Lärm«, warnte er sie.
»Ich tu mein Bestes«,
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