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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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sie noch nicht«, antwortete sie . »Es könnte interessant für ihn sein, sie durch deine Augen zu sehen.«
    Tom maß Shane mit einem raschen, intelligenten Blick.
    »Tom, das ist Shane Crowe«, stellte Dani die beiden eilig vor. »Shane, Tomohide Noda.«
    Noda schüttelte ihm die Hand wie ein Amerikaner, spontan und kräftig.
    »Wie nett, einen Freund von Dani kennenIernen zu dürfen!« sagte Noda.
    Dani lächelte etwas schief.
    »Shane und ich haben, äh, miteinander zu tun, aufgrund einer äußerst wertvollen tibetischen Seide, die gestohlen wurde«, bekannte sie.
    »Dani hat mit der größten Hochachtung von Ihnen und Ihrer Arbeit gesprochen«, fiel Shane ihr ins Wort. »Das wenige, was ich bisher hier gesehen habe, läßt vermuten, daß sie untertrieben hat, was Ihren Geschmack und Ihr ästhetisches Gespür anbelangt.«
    Noda lächelte. »Wie höflich und wie asiatisch Sie sich anhören. Soviel Takt würde man bei Ihrer Statur gar nicht vermuten, Mr. Crowe.«
    Shane deutete eine knappe Verbeugung an. »Da wären Sie nicht der erste, Mr. Noda.«
    »Und auch nicht der letzte, wette ich.« Noda blickte Dani an. »Weißt du auch, was du tust?«
    »In etwa«, erwiderte sie schlicht.
    Nodas Blick verengte sich.
    »Also gut«, meinte er. »Der Name, den du am Telefon erwähntest, ist in Geschäftskreisen wohlbekannt«.
    Shane wartete, doch ohne rechte Hoffnung. Nodas Tonfall klang nicht gerade ermutigend.
    »Ich bitte dich nicht darum, irgendwelche Geheimnisse preiszugeben«, stellte Dani richtig. »Auch allgemein bekannte Einzelheiten könnten uns helfen, einen der wertvollsten Seidenstoffe, der überhaupt noch existiert, zu retten.«
    Noda studierte Dani eine Zeitlang. Dann blickte er Shane an und schließlich vage geradeaus.
    »Dein Rat, der uns damals die Pfingstrosenteppiche erhalten hat, war unbezahlbar«, sagte er leise. »Die japanische Kultur steht in deiner Schuld.«
    »Nein, ich ...«, begann Dani.
    »Das mindeste, was ich tun kann, ist, dich auf die Herrlichkeit unserer Kimonos aufmerksam zu machen«, fuhr Noda unbeirrt fort. »Du wirst dort Muster finden, die dich entzücken und erleuchten werden.«
    Mit diesen Worten schritt Noda rasch auf die lange Reihe der Schaukästen zu.
    Dani blickte Shane an, zuckte die Schultern und folgte ihm.
    »Persönlich bevorzuge ich die zeitgenössischen Gewänder«, bekannte Noda.
    Er deutete auf ein paar lose, weich fließende Kreationen, die eher westlichen Abendkleidern als Kimonos glichen.
    »Japan muß sich von der schweren Hand der Tradition befreien«, setzte ihnen dieser Mann der Kultur auseinander, »so wie sich Amerika vor einem Jahrhundert davon befreit hat.«
    Dani murmelte eine höfliche Zustimmung.
    Shane schwieg.
    »Die japanischen Künstler sollten lernen, sich neuer, kühnerer Webtechniken und Färbungen zu bedienen, Techniken, die sie in innovative Richtungen führen«, sagte Noda voll Enthusiasmus. »Mit dieser Ausstellung möchten wir eine solche künstlerische Freiheit fördern.«
    Die leichte Betonung des Wortes »Freiheit« erregte Shanes Aufmerksamkeit. Er fing an, Noda mit derselben Konzentration zuzuhören, als würde er zu Füßen seines Zen-Meisters sitzen.
    Und aus demselben Grund. Noda hatte etwas auf dem Herzen, etwas, das sich nur indirekt lehren ließ.
    »Meine modernistischen Impulse halten mich jedoch nicht davon ab, einige Elemente traditioneller Handwerkskunst zu schätzen«, erklärte der Japaner, »ganz besonders, wenn diese Traditionen mit Neuerungen einhergehen.«
    »Könnten Sie mir ein Beispiel zeigen?« fragte Shane ruhig.
    Dani warf ihm einen Seitenblick zu. Shanes Aufgeschlossenheit nötigte ihr Respekt ab.
    Wie in Lhasa, dachte sie. Und in Aruba. Ich frage mich, was er bei Tom spürt, das mir entgangen ist?
    Noda blieb vor einem großen, frei stehenden Schaukasten stehen. Im Innern befand sich ein herrlicher, leuchtend blauer Seidenkimono. Der Stoff war reich mit Grün und Gold bestickt.
    »Das«, führte Noda vor, »ist das berühmteste Gewand aus der neueren Geschichte japanischer Textilkunst.«
    Dani mußte die Plakette gar nicht lesen.
    »Der Kimono des Präsidenten«, sagte sie. »Eine wundervolle Errungenschaft.«
    »Er wurde von Norhige Tanaka geschaffen«, wandte Noda sich an Shane. »Sie ist eine der begabtesten jungen Textilkünstlerinnen im heutigen Japan. Um die Wahrheit zu sagen: Sie ist brillant! Man kann sehr viel von ihr lernen.«
    Wieder war es die leichte Betonung auf dem Wort lernen, die Shane dazu

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