Seidenfpade
stoßen.«
»Mir ist nichts aufgefallen«, meinte das Sprachgenie. »Ihnen, Bill?«
»Über die Russen weiß ich nichts«, gab Flanders zu, »da kann ich also nicht behilflich sein. Aber ...«
Shane wartete, während Flanders den Lieferwagen zwischen zwei Lastwagen hindurchsteuerte. Er fuhr mit der Sorglosigkeit eines Mannes, der genügend Kumpel bei der Verkehrspolizei hat.
»... ein Typ vom Himmel-und-Erde-Tong sollte mich heute früh treffen«, fuhr Flanders fort. »Er ist jedoch nicht aufgetaucht.«
»Einer von Tony Lius Männern?« fragte Shane.
Flanders nickte.
»Er ist das, was sie als >Zeremonienmeister< des örtlichen Tongs bezeichnen«, führte er aus, »aber er wäre gern der Oberboß. Ab und zu, wenn er glaubt, daß es ihm was nützt, gibt er Informationen an mich weiter.«
»Ist er verläßlich, wenn ihr eine Verabredung trefft?« fragte Shane.
»War das erste Mal, daß er mich versetzt hat. Vielleicht wurde er ja von den fünf Blitzen getroffen, von denen sie dauernd reden.«
»So was passiert schon mal.«
Shane räusperte sich.
»Und nicht zu knapp - da unten an der mexikanischen Grenze, wo ich aufgewachsen bin.«
»Gibt es dort auch Tong?« fragte Dani.
»Gleich hinter der Grenze gibt es eine mexikanische Stadt, die den größten Tong-Tempel südlich von San Francisco beherbergt«, berichtete Flanders.
»Tatsächlich ...«
»Was sagt Ihnen Ihr Instinkt?« unterbrach Shane ihn.
Flanders schoß Shane einen scharfen Blick aus dem Rückspiegel zu. »Instinkt, was soll das denn heißen?«
»Wenn Sie den nicht hätten, wären Sie längst tot.«
»Allerdings wissen den nicht viele einzuordnen. Die haben das Hirn vollgeschissen mit Bestimmungen und dergleichen.«
»Ich nicht«, sagte Shane.
Der Fahrer grinste. »Nun, da gab es eine echt komische Drogenrazzia, gestern auf den Containerdocks in der Elliot Bay« »War das ein Zufallstreffer, oder haben die Cops Wind ge-
«
»Oh , ein Zufall war es nicht«, meinte Flanders gedehnt. »Einer der Jungs von der Drogenbehörde in Seattle hat einen Tip über eine Ladung Heroin, die sich in einem aus Bangkok kommenden Container befinden sollte, bekommen.«
»Was ist daran so komisch?« wollte Dani wissen.
»Auf den ersten Blick nichts!« lautete die Antwort. »Zoll und Drogenbehörde haben den Container sofort dingfest gemacht.«
»Ein ganzer Container voll Heroin?« Dani war echt schockiert.
»Nö, bloß zwanzig Kilo von dem weißen Pulver. Stand in allen Zeitungen und ging durch sämtliche lokalen Fernsehstationen. Ein richtig großer Triumph im internationalen Kampf gegen Drögen.«
»Und wo ist die Pointe?« fragte Shane.
»Stellte sich heraus, daß das Dope nicht mal eine Reinheit von fünf Prozent hatte«, fuhr Flanders fort. »Gut gemixt, gut verschnitten und ungefähr so wertlos wie Titten an einem Keiler.«
»Sie haben recht!« feixte Shane. »Das ist komisch.«
»Warum?« fragte Dani.
»Kein Drogenschmuggler, der was auf sich hält, würde zweiundvierzig Pfund Talkumpuder und zwei Pfund Dope schmuggeln«, sagte Flanders.
»Und erst recht kein Chinamann«, bekräftigte Shane. »Für die Tong kommt Effizienz gleich hinter Loyalität.«
»Na und?« insistierte Dani.
» Also hat jemand keine Kosten und Mühen gescheut, einen Zirkus auf den Docks an der Elliot Bay zu veranstalten«, sagte Flanders.
»Sie glauben, es war Tony Lius Gruppe?« fragte Shane.
»Lassen Sie es mich so formulieren«, erläuterte Flanders. »Der Tip an die Drogenbehörde kam von einem unbedeutenden Straßendealer, der oben in Bellingham ein Restaurant hat. Das liegt gleich südlich der kanadischen Grenze.«
»Ein chinesisches Restaurant!« landete Shane sofort einen Treffer.
»Der Junge hat 'nen Preis verdient!«
»Welches ist es?« fragte Shane.
Flanders nannte das Shanghai Inn.
»Das gehört zu den Lokalen, die die Tong zur Tarnung einrichten«, sagte Gelmann. »Die besitzen eine ganze Kette solcher Schuppen. Die Tong liefern bok choy, Sojasprossen und das bekannte weiße Pülverchen, alles auf ein und denselbem Lastwagen.«
»Also hat jemand aus dem Himmel-und-Erde-Tong an der eigenen Ladung rumgepfuscht«, folgerte Shane. »Warum? Bekämpfen sie sich jetzt schon untereinander?«
»Mmpf, die Babys halten so dicht wie Läuse auf dem Skalp eines Penners«, meinte Flanders kopfschüttelnd. »Wenn sie also wirklich ihr eigenes Dope geopfert haben, dann nur, um eine andere, wertvollere Ladung zu schützen.«
»Die Seide«, sagten Dani und Shane wie
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