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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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blickte sich um.
    Der Russe ignorierte den Kapitän und studierte mit gespieltem Interesse den Kompaß.
    Der Kapitän blickte wieder durch sein Glas. Erneut plumpste das Logbuch mit einem Knall auf den Kompaßtisch.
    »Junger Mann«, sagte der Kapitän, »wenn Sie nichts halten können, dann heben Sie es doch gar nicht erst hoch.«
    »Sie sind ein Liebhaber des weiblichen Geschlechts, wie es scheint, Kapitän«, stellte Kasatonin fest und studierte weiter ungerührt den Kompaß.
    »Schließlich bin ich ein Mann«, entgegnete der Kapitän.
    »Diese Damen sind nicht für Sie oder Ihre Mannschaft.«
    Mit diesen Worten schaute Kasatonin plötzlich auf und nagelte den Kapitän mit dem ausdruckslosen Blick eines Killers fest.
    »Die gesamte Mannschaft hat in ihren Quartieren zu bleiben, solange sie nicht im Dienst ist«, bestimmte Kasatonin. »Und das schließt Sie mit ein.«
    Der Schiffseigner schlug die Hacken zusammen.
    »Nur keine Sorge«, zerstreute er die Bedenken seines Auftraggebers. »Dies ist eine erfahrene Chartercrew. Ihre Gäste werden sich nicht gestört fühlen.«
    Kasatonin befreite den Kapitän von seinem Blick und machte sich wieder ans Studium des Kompasses.
    »Falls jedoch«, meinte der Kapitän, »eine der jungen Damen ein wenig Meerluft schnuppern möchte, schicken Sie sie ruhig zu mir auf die Brücke. Bei mir hat sich noch nie jemand über die, äh, Aussicht beklagt.«
    Kasatonins Kopf fuhr so blitzschnell herum wie der einer angreifenden Viper.
    Der alte Seebär warf nur einen Blick auf diesen Fiesling und zuckte gegen seinen Willen zusammen. Obwohl beide Männer von gleicher Größe und Statur waren, besaß die reptilienhafte Kälte in Kasatonins Augen etwas Angsterregendes.
    »Sie haben mich nicht verstanden!« Kasatonin schob die Hände in die Hosentaschen. »Wenn Ihre Männer nicht auf Ihren Posten sind, haben sie unsichtbar zu bleiben.«
    »Einige Gäste wären gern mal auf einer Brücke, das ist alles«, brummte der Kapitän. »Wir versuchen, Ihnen jeden Wunsch zu erfüllen.«
    »Ich werde während des ersten Teils der Reise nicht an Bord sein.«
    Der Kapitän unterdrückte seine Erleichterung. Wenigstens teilweise.
    »Aber ich stoße in Victoria wieder zu Ihnen«, kündigte Kasatonin an. »Falls einer der mir Anvertrauten in irgendeiner Weise gestört wurde, werden Sie mir Rechenschaft ablegen. Gibt es noch irgendwelche Fragen?«
    Das Gesicht des Kapitäns lief zornesrot an. Er war es nicht gewöhnt, Befehle von anderen entgegenzunehmen.
    »Offenbar kennen Sie die Seegesetze nicht«, schnaubte er.
    »Sobald wir mal unterwegs sind, habe ich das Kommando, nicht Sie, Wenn es Probleme gibt, kümmere ich mich darum, und niemand sonst.«
    Kasatonin tat, als würde er sich abwenden, dann fuhr er blitzschnell herum. Mit einer Hand packte er den Kapitän an der Gurgel.
    »Sie sind der Kapitän eines schwimmenden Bordells, nicht eines Schiffs der königlichen Marine«, höhnte er.
    Der Kapitän stand in Habachtstellung. Es war weniger ein Ausdruck seines Respekts als ein Versuch, den Stahlfingern, die seine Luftröhre zusammendrückten, zu entrinnen.
    »Dies ist eine Vergnügungsfahrt im wahrsten Sinne des Wortes«, fuhr der Russe fort. »Falls Sie oder Ihre Männer irgend etwas tun, das das Vergnügen der Passagiere trübt, kastriere ich Sie. Haben wir uns verstanden, Käpt’n ?«
    Der Schiffseigner stieß einen erstickten Laut aus und nickte. Kasatonin lockerte seinen Griff um den Hals des anderen ein wenig. »Sie werden bis Mitternacht in Victoria sein!«
    Abermals nickte der Kapitän.
    »Wo genau?« fragte Kasatonin nach.
    »Da ist eine Privatwerft gleich am Fuß der Government Street«, flüsterte der Gebeutelte mühsam. »Ich habe einen Platz reservieren lassen.«
    »Planen Sie keinen allzu langen Aufenthalt«, knurrte Kasatonin. »Bis zum Frühstück müssen wir am inneren Hafen von Vancouver sein. Wir werden also so rechtzeitig losfahren, daß ich einen Flug vom Vancouver Airport bekomme, der in genau achtzehn Stunden geht. Haben Sie noch Fragen?«
    »Nein«, stieß der Kapitän heiser hervor.
    »Dann machen Sie alles bereit, um in einer Stunde abzufahren.«
    Kasatonin ließ den malträtierten Hals ebenso plötzlich los, wie er ihn gepackt hatte.
    Ohne den Mann nochmals anzusehen, verließ er die Brücke. Mit der Geschwindigkeit und Koordination des Leistungssportlers, der er einmal gewesen war, sprang er die Leiter hinunter zum Hauptdeck.
    Katja überprüfte gerade den Inhalt von einem Stoß

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