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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Abwechslung bestand darin, von Zeit zu Zeit vorsichtig die Plane zu lüften und über den Parkplatz und das stahlblaue Wasser der Rosario Strait zu blicken.
    Gerade fuhren zwei Schlepper aufs Meer hinaus. Sie steuerten Richtung Norden, mit langen Holzstämmen im Schlepptau. Dani wußte, daß die Pötte zu kanadischen Gewässern unterwegs waren, denn sie hatte die Zeit mit dem Studieren von Landkarten totgeschlagen.
    Bei der Überwachungsarbeit gab es wirklich jede Menge freie Zeit. Inzwischen fühlte Dani sich qualifiziert, Führungen durch die San-Juan-Inseln zu übernehmen.
    Ich frage mich, wie lange die Party Tyme wohl bis Victoria braucht? dachte sie, sprach es jedoch nicht laut aus. Die angespannte Stimmung in dem Kabuff auf Rädern ließ darauf schließen, daß dieses Thema nicht gerade willkommen wäre.
    Langsam lief ihnen die Zeit davon.
    »Chen ist schon ein irrer Typ«, brummte Flanders.
    Dani warf einen Blick in den vorderen Teil des Lieferwagens, wo Flanders allein ausharrte.
    »Warum sagen Sie das?« meinte sie ohne wirkliches Interesse.
    »Er weiß, daß er ’nen Konvoi von mindestens ’ner Meile hinter sich herzieht, und sitzt da vorn, als ob er schlafen würde!«
    Shane stieß ein unbestimmtes Grunzen aus. Er hockte im hinteren Teil des Lieferwagens, in Danis Nähe, und linste gelegentlich durch die Vorhänge. Seinen Stuhl hatte er zurückgelehnt und aalte sich wie eine Katze in der Sonne.
    Was Dani daran am meisten irritierte, war die Tatsache, daß sein Wohlbefinden nicht geheuchelt war. Irgendwie schaffte er es, alles auszuschalten und seine Energie für den Moment aufzusparen, in dem er sie brauchte.
    Zen-Cyborg, dachte sie.
    Dann mußte sie an Aruba denken. Hitze wallte in ihr auf.
    Nun, sagte sich Dani säuerlich, jetzt ist er jedenfalls ein Zen-Cyborg. So was möchte ich auch mal sein!
    Aber den Bogen hatte sie einfach nicht raus. Sie konnte ihr Hirn nicht ausschalten. Immer sprang es von der langweiligen Gegenwart in die angsterregende Zukunft oder die aufwühlende Vergangenheit, als die Leidenschaft sie in den Armen eines keuchenden Mannes überwältigte.
    Gemütlich richtete Shane sich auf. Er zog den Vorhang ein winziges Stück beiseite, genug, um gerade hinausspähen zu können. In diesem Spalt war Kasatonins Wagen fixiert, wie das Ziel eines Scharfschützen im Zielfernrohr.
    »Chen hat die Nerven eines Schmugglers und den Mumm eines Taschendiebs«, sagte Shane. »Eine gefährliche Kombination!«
    »Ihr russischer Freund wirkt ein wenig nervös«, hielt Flanders dagegen. »Er sitzt da, als hätte er 'nen Stock im Arsch, schon seit wir Seattle verlassen haben. Man könnte glauben, er würde die Seide selbst transportieren.«
    »So sieht er immer aus«, bemerkte Dani.
    »Der Typ sollte lernen, sich zu entspannen«, meinte Flanders. »Ein durchschnittlicher Zollinspektor entziffert Körpersprache wie eine Anzeigetafel.«
    »Die können ihn bis zu den Backenzähnen durchsuchen«, schaltete sich Shane ein, »und würden nichts finden. Er mag ja Katjas zahmer Wolf sein, ist aber sonst verdammt gerissen.«
    »Hat wirklich sie allein das Sagen?« fragte Dani.
    »Sie hält die ganze Harmony zusammen«, bestätigte Shane.
    Flanders schnaubte. »Macht wohl Sinn, nehme ich an. Große Gauner sind wie große Bullen. Es braucht schon ’ne besondere Kuh, die mit denen fertig wird.«
    »Cassandra würde Ihnen die Kehle aufschlitzen für so eine Bemerkung«, sagte Shane.
    »Ich würde ihr dabei helfen«, versicherte Dani.
    »Ihr Boß?« fragte Flanders Shane, ohne Dani zu beachten.
    »Yep«, antwortete Shane fröhlich.
    »Wie ist es, für eine Frau zu arbeiten?« wollte Flanders wissen. »Ich hab mich aus dem Job verabschiedet, bevor sie mir die Röcke vor die Nase setzen konnten.« »Sind Frauen wirklich so viel anders, wenn es ums Geschäft geht?« fuhr Dani dazwischen.
    Shane grinste. »Hast du je die Ansichten von Sun Tzu über Krieg gelesen?«
    »Bis vor ein paar Monaten war das noch nicht nötig«, versetzte Dani.
    »Könntest was lernen«, meinte er. »Sun besitzt eine beinahe feminine Sichtweise, vom Westen her gesehen.«
    Flanders gähnte.
    »Zum Beispiel?« fragte Dani herausfordernd.
    »Er glaubt, daß es besser ist, ohne Kampf zu gewinnen«, gab Shane Auskunft. »Die meisten Männer kämpfen lieber und gehen unter, als mit Finesse zu taktieren.«
    »Man muß wissen, wann es besser ist, anzugreifen oder abzuwarten«, stimmte Dani ihm zu. »Aber das ergibt sich doch aus der Logik.«
    »Logik

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