Seidenfpade
Organisation manchmal eine Art Selbstjustiz übt, das heißt also, sich den Gesetzen entzieht?«
Cassandra Redpath übernahm wieder das Mikro.
»Keineswegs«, erklärte sie. »Die Mitarbeiter von Risk Limited operieren innerhalb der jeweiligen rechtlichen Struktur des Landes, in dem sie sich befinden. Wenn wir das nicht täten, würden wir uns, ebenso wie jeder einheimische Privatbürger, der gerichtlichen Verfolgung aussetzen.«
»Aber wenn nun dieses Land keine wirksame rechtliche Struktur besitzt?« forderte March sie heraus.
»Wenn Gesetze existieren, handeln wir innerhalb derselben. Wenn nicht, handeln wir nach den Regeln des gesunden Menschenverstands.«
»Ihre Agenten sind in Gewaltausübung trainiert«, meinte der junge Mann bedeutungsvoll.
»Stimmt. Manchmal ist das die einzige Alternative zu Kapitulation.«
»Dann billigen Sie also private Gewaltausübung«, triumphierte March.
Gillespie beugte sich vor und berührte Redpath am Arm. Sie überließ ihm das Mikro.
»Nur ein Teil der Menschen, die Gewalt ausüben, billigen sie im Grunde ihres Herzens - und noch weniger genießen sie sie«, sagte Gillespie. »Zu meinem Job gehört es, dafür zu sorgen, daß niemand, der Gewalt liebt, für Risk Limited arbeitet.«
Sidney March wollte etwas sagen, doch Sumpter schaltete sich ein.
»Mr. March, wir verschwenden wertvolle Zeit mit Philosophiedebatten, statt uns um die Fakten zu kümmern. Auf welchen speziellen Vorfall oder Vorfälle sind Sie gestoßen, um Senator Fitzroys Mißtrauen gegenüber Risk Limited zu schüren?«
March machte zweimal den Mund auf und klappte ihn wieder zu.
»Genau das wollte ich in dieser Anhörung aufdecken«, sagte March schließlich.
»Ich habe aber etwas anderes gehört, als Senator Fitzroy auf diese Anhörung drängte«, hielt Sumpter ihm vor. »Er erwähnte klare Beweise. Haben Sie die?«
»Ich ... ich ... das heißt, ich hatte gehofft...«
»Vielen Dank«, unterbrach ihn der Vorsitzende. »Sie haben die Atmosphäre bewundernswert geklärt.«
March wurde knallrot und blickte sich hilfesuchend unter den Senatoren um.
Nur noch einer war übrig. Die anderen hatten sich kurzerhand verdrückt, als sie merkten, daß sich der politische Wind gedreht hatte.
»Vermutlich hat sonst niemand mehr Fragen an die Zeugen«, nahm Sumpter an.
Stille legte sich über den Raum.
»In diesem Fall«, meinte der Leiter, »möchte ich mich nochmals bei Ihnen dreien bedanken, daß Sie so kurzfristig zu diesem vergeblichen Unterfangen kommen konnten.«
»Es war uns ein Vergnügen, Herr Vorsitzender!« Cassandra Redpath lächelte.
»Das glaube ich Ihnen gern!«
Sumpter nahm sein Hämmerchen zur Hand und klopfte energisch auf den massiven Rosenholztisch.
»Dieser Ausschuß ist hiermit aufgelöst«, sagte er. »Mr. March, auf ein Wort bitte!«
»Würde ihn auch gern sprechen«, murmelte jemand in Danis Ohr.
Sie fuhr zusammen und blickte Shane an. Vor lauter Konzentration auf das Procedere hatte sie ihn gar nicht kommen hören. Gillespie stand neben ihm.
Dani kam sich vor wie Unkraut in einem Tannenwald. Sie stand hastig auf.
»Du kannst später mit ihr reden«, vertröstete Gillespie Shane. »Jetzt hat Mrs. Warren erst mal eine Verabredung mit Buddhas Erben.«
»Tatsächlich?«
»Ja«, erwiderte Gillespie frisch. »Um genau vierzehn null null!« »Ich salutiere aber miserabel, Sergeant-Major, Sir«, sagte Dani verschämt.
Shane lachte leise.
Gillespie ebenso.
»Willkommen an Bord, Mrs. Warren«, sagte Gillespie, »und wenn es Ihnen nicht allzuviel ausmacht, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihr charmantes Hinterteil zur Tür bewegen könnten. Wir werden in zwanzig Minuten erwartet.«
»Buddhas Erben«, sagte Dani. »Es geht um die Lhasa-Seide, nicht wahr?«
Gillespie und Shane blickten sich beide rasch um, um zu sehen, ob sie belauscht wurden.
Keiner war in der Nähe.
»Jawohl«, bestätigte Gillespie gedämpft.
»In vierzig Minuten habe ich ein Seminar«, warf Dani ein.
»Sie werden vertreten.«
»Wie bitte?«
»Die Botschafterin hat viele ehemalige Studenten. Einige davon in akademischen Positionen. Sie werden Sie vertreten.«
»Einfach so?« fragte Dani.
Gillespie nickte. »Kommen Sie nun?«
»Sie müssen nicht«, erinnerte Shane sie. »Schon vergessen?«
»Ganz bestimmt nicht«, schnappte Dani. »Nach Ihnen, Sergeant-Major.«
12
Eine andere große Senatsanhörung war soeben zu Ende gegangen. Im Korridor wimmelte es von Reportern und Kameraleuten. Im Moment
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