Seidenfpade

niemandem auch nur das Geringste. Wenn Sie also nur aus der hirnrissigen Annahme, mir oder Risk Limited etwas schuldig zu sein, mitgekommen sind, dann sollten Sie besser diese Tür aufmachen und davonrennen wie der Teufel.«
    »Aber ...«
    »Letzte Warnung«, unterbrach Shane sie. »Gillie wird in einer Minute hiersein.«
    »Ich bin wegen der Seide da«, schnauzte Dani. »Sie nicht?«
    »Welche Art Seide meinen Sie?« fragte Shane und nahm wieder Danis bestrumpfte Beine ins Visier.
    »Verdammt, hören Sie auf damit.«
    »Ich bin doch sicher nicht der erste Mann, dem Ihre reizenden Stelzen auffallen«, erwiderte Shane ruhig.
    »Nein, aber ...« Dani sprach nicht weiter.
    »Aber?« meinte er hilfreich.
    Dani biß mit einem Klicken die Zähne aufeinander. Sie würde ihm kaum sagen, daß seine Blicke sie nervös machten, weil sie bei ihm stets eine Schwäche überfiel.
    »Fahren Sie zur Hölle«, riet sie ihm.
    »Da war ich bereits. Viele Male. Nicht zu empfehlen, der Ort. Deshalb sage ich Ihnen ja auch, Sie machen sich besser aus dem Staub, solange Sie noch können.«
    Dani bedachte Shane mit einem kühlen Blick und richtete ihre Aufmerksamkeit sodann auf die verdunkelten Scheiben der Limousine.
    Shane streckte seine Gesamtlänge vorsichtig aus und machte es sich auf dem Notsitz bequem. Doch seine linke Hand blieb nach wie vor in Reichweite seines Gürtels.
    Die Limousinentür öffnete sich. Cassandra Redpath schlüpfte auf den Notsitz neben Shane. Die Botschafterin bewegte sich mit einer vollkommen selbstverständlichen Grazie. Offenbar fühlte sie sich in Limousinen ebenso wohl wie mit sich selbst.
    Sie zog den Wagenschlag hinter sich zu und ließ eine Ledertasche auf den Boden fallen. Diese landete mit einem dumpfen Plumps auf dem dicken Teppich.
    Gillespie öffnete die andere Tür und setzte sich neben Dani. Gleich würde es losgehen.
    Sie sollten aussteigen, solange es noch nicht zu spät ist.
    Dani befürchtete, daß es schon seit jenem Moment zu spät war, in dem sie ihre Hand - und ihr Leben - in Shanes Pranken gelegt hatte.
    »Ich bin Cassandra Redpath, und ich möchte mich für die ganze Heimlichtuerei und das Gehetze entschuldigen«, sagte die Botschafterin fröhlich. »Wäre vielleicht nicht nötig, aber man weiß ja nie. Unter diesen Umständen zumindest...«
    Während sie sprach, ergriff sie Danis Hand und drückte sie herzlich wie eine Tante diejenige ihrer Lieblingsnichte.
    »Und dies hier ist Ranulph Gillespie, Offizier der britischen Armee, im Ruhestand«, fügte Cassandra hinzu.
    »Wir sind uns bereits bei der Anhörung begegnet«, entgegnete Dani mechanisch.
    »Ja, nun, manchmal vergißt Gillie kleine Formalitäten wie sich vorzustellen, wenn er gerade jobt«, flocht Cassandra ein.
    Gillespie nickte ihr kurz zu. »Mrs. Warren, erfreut, Sie kennenzulernen und so weiter.«
    Dann beugte er sich vor, griff über Cassandra hinweg und klopfte an das kugelsichere Glas, das sie vom Chauffeur trennte. Die Limousine fuhr sofort los.
    »Gib her«, sagte Gillespie und lehnte sich wieder zurück.
    Shane hob die schwere lederne Aktentasche auf und reichte sie Gillespie. Während sie sich in den Verkehr einfädelten, öffnete der hochgewachsene Offizier die Tasche.
    Dani erhaschte einen Blick auf eine tödlich aussehende Maschinenpistole und mehrere Munitionsclips.
    »Kümmern Sie sich nicht um den Sergeant-Major«, riet Cassandra Dani leicht amüsiert. »Er ist einer jener Waffenprofis, die ich vorhin dem Ausschuß gegenüber erwähnt habe. Das heißt, er sieht Feinde, von denen wir keine Ahnung hätten.« »Da geht es mir ja gleich viel besser«, meinte Dani ironisch.
    »Gillie ist außerdem noch ein wenig durcheinander«, fügte Cassandra hinzu. »US-Senatoren nimmt er nicht jeden Tag auseinander.«
    »Im Gegenteil, Frau Botschafterin, ich bin es nur zu sehr gewöhnt, hirnlose Politiker das Fürchten zu lehren, Anwesende natürlich ausgenommen«, verkündete Gillespie. »Die dummen kleinen Wichser, die für sie arbeiten, sind es, die mir Blähungen verursachen.«
    Gillespie blickte Dani mit seinen durchdringenden schwarzen Augen an.
    »Was halten Sie von dem Theater vorhin?« fragte er.
    »Ich sollte öfter den Politikkanal gucken, denke ich«, erwiderte Dani schlagfertig. »Hatte gar keine Ahnung, daß Senatsanhörungen so interessant sein können.«
    »Es hätte ein royaler Charlie Foxtrott werden können«, sagte Gillespie.
    Dani gab sich betont unbefangen, und Shane zwinkerte ihr zu.
    »Dieser Wichser hat