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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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persönlichen Standpunkts rief Shane sich, sooft er konnte, sein freiwillig abgelegtes Keuschheitsgelübde ins Gedächtnis.
    Schon zwei Jahre, elf Monate und zweiundzwanzig Tage. Nicht mehr lange ...
    Der Stadtkern von Oranjestad sah genauso aus wie auf dem Video, das Gillie ihnen vorgeführt hatte. Da gab es pastellfarben Häuserblocks, die noch aus der Kolonialzeit stammten. Doch unter die alten Geschäftshäuser hatten sich neue, chromglänzende Einkaufszentren, neue Casinos mit grellbunten Neonreklamen und Bankgebäude mit Spiegelglasfassaden gemischt.
    Dani atmete tief durch. In der Luft hing ein süßer, blumiger Geruch.
    »Obst?« fragte sie. »Oder wird hier die Luft für die Touristen parfümiert?«
    »Das ist der feine Gestank der Korruption«, klärte Shane sie auf.
    »Wie romantisch!«
    »Romantisch?« Er stieß ein hartes Lachen aus. »Es gibt hier dreihundertfünfzig Banken, eine so korrupt wie die andere. Was du hier siehst, sind Glas- und Stahldenkmäler für Gier und Bestechung.«
    »Lächle, Darling. Wir sind auf Urlaub, schon vergessen?«
    Shane warf Dani einen unsicheren Blick zu.
    »Ein Liebespärchen auf Urlaub, um genau zu sein«, flötete sie. »So hat es Gillie doch genannt, oder?«
    »Shit!«
    Dani biß sich auf die Lippe. Sie fühlte, daß Shane nahe daran war, seine vielgerühmte Beherrschung zu verlieren.
    Am nördlichen Ende der Stadt bogen sie in die Hauptverkehrsstraße ein, die am Strand entlangführte. Auf beiden Seiten der Avenida zogen sich in endloser Reihe kleinere Hotels, Casinos und Restaurants hin. Die eher bescheidenen Gebäude wichen jedoch bald den Luxushotels für zahlungskräftigere Gäste. Ein Wall hochaufragender Zement- und Glasgebäude türmte sich wie Klippen längs der Straße auf.
    Lücken zwischen den von Menschenhand gefertigten Türmen gaben den Blick auf einen schneeweißen Küstenstreifen frei. Bis zum glitzernden, tiefblauen Meer zog sich der breite, blendend helle Strand hinab.
    »Willkommen im Land der Harmony«, rief Shane aus. »Schönen Urlaub wünsche ich!«
    »Und ich wünschte, Gillie hätte mir nicht all diesen Schmutz erzählt.«
    »Du hattest die Wahl.«
    »Hast du es irgendwann auch mal satt, dich ständig zu wiederholen?« fragte Dani ihn in scharfem Ton.
    »Nein. Ich bin ein Roboter, schon vergessen? Ein Cyborg!«
    Dani zuckte zusammen. Aus Shanes Mund klang es viel schlimmer, als sie es gemeint hatte. Sie beschloß, das Thema zu wechseln. Umgehend.
    »Es ist schwer vorstellbar, daß so viele Menschen ahnungslos ihren Urlaub hier, im Schatten einer Organisation wie der Harmony, verbringen«, äußerte sie daher.
    »Bist du je in Rio gewesen?«
    »Nein, aber ich würde gerne mal hinfahren. Soll wunderschön sein dort.«
    »Rio ist der Vorhof zur Hölle«, sagte Shane. »Die Hölle lauert überall. Die Strände sind nicht sicher für die Touristen. Eigentlich ist es nirgends sicher. Du mußt überall damit rechnen, ein Messer in den Rücken zu bekommen.«
    »Du hast aber eine ziemlich finstere Sicht von der Welt.«
    »Das kommt von einem Leben ohne rosa Brille und Elfenbeinturm.«
    »Gibst du dir eigentlich Mühe, ein solcher Bastard zu sein, oder ist das bei dir natürlich?« erkundigte sich Dani.
    »Natürlich. Meine Eltern haben nie geheiratet.«
    »Nun, dann wär damit auch dieses Thema erledigt. Heiliger Antonius, wir amüsieren uns aber prächtig.«
    »Wieso?«
    »Lächle, du Bas - sturer Schwarzseher«, verbesserte sich Dani hastig. »Wir sind ein Liebespaar auf Urlaub, und das hier ist ein Kabrio. Man sieht uns.«
    Shane lächelte wie ein Wolf, der Lammrippchen gewittert hat.
    »Vergiß es«, winkte Dani ab. »Ich werde das für beide übernehmen.«
    Das Kabrio sauste an doppelten und dreifachen Hoteltürmen vorbei, die sich an der zum Meer gewandten Straßenseite hinzogen. Kunstvolle Spielhallen waren raffiniert in die jeweiligen Hotelkomplexe integriert, da freilich die Casinos dem Profit mehr dienten als die Swimmingpools.
    »Nicht wie in Las Vegas«, meinte Dani. »Dort tun sie alles, um die Aufmerksamkeit der Leute auf die Spielhöllen zu lenken. Fehlt bloß noch, daß sie attraktive Bömbchen zünden.«
    »Vegas, hm? Du magst Glücksspiel?« »Warum sollte ich sonst meinen Urlaub an der Seidenstraße verbringen?« entgegnete Dani.
    »Ich meinte das Spiel um Geld , nicht um deinen Hals!«
    Dani zuckte mit den Schultern.»Um Geld zu spielen finde ich indiskutabel. Aber ich weiß, daß es für viele eine Lieblingsdroge

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