Seidenfpade
darstellt.«
»Es ist kein Zufall, daß man Verbrechen, kommerzielles Glücksspiel und staatliche Korruption gewöhnlich in ein und demselben Bett findet«, sagte Shane. »Der Geruch menschlicher Schwäche zieht Räuber an wie eine eitrige Wunde die Fliegen.«
»Hübscher Vergleich. Sehr geschmackvoll obendrein.«
»Die Fliegen denken das auch«, erwiderte er.
»Stop«, unterbrach Dani ihn. »Du bist gerade am Hyatt vorbeigefahren.«
»Ich weiß. Schau dir lieber das nächste Grundstück an.«
Dani sah ein enormes, stählernes Gatter, das eine Allee verschloß, die bis zum Strand hinabführte. Ein trübes Messingschild an einem Torpfosten verkündete den Namen des Anwesens. HARMONY ESTATE. PRIVATBESITZ. BETRETEN VERBOTEN!
»Ist ja nur halb so groß wie Malibu Beach«, meinte Dani wegwerfend.
»Mach dir bloß nichts vor, Professor. Das ist nicht Malibu.«
»Ich wußte gar nicht, daß wir an das Anwesen so nah rankommen.«
»Deshalb sind wir ja hier.«
Shane wendete den Wagen wie ein Tourist, der sich verfahren hatte, und nahm dann eine Nebenstraße zum Hyatt. Wenige Augenblicke später stellte er das Auto in einem Palmenhain ab. Er langte ins Handschuhfach und holte den Lederbeutel heraus. Bevor Dani die Tür aufmachen konnte, war Shane schon draußen. Sie stieg hastig aus und beeilte sich, ihm hinterherzurennen.
»Langsam, Darling«, säuselte sie.
»Tut mir leid. Die Hitze geht mir auf die Nerven.«
Dani wußte, daß es nicht die Hitze war, die Shane auf die Nerven ging, sondern ihre unerwünschte Anwesenheit.
»Du bist nicht gerade ein guter Verlierer«, brummte sie.
»Zeig mir einen guten Verlierer, und ich zeig dir, was später aus ihm wird.«
Dani hakte sich energisch bei Shane unter und grub die Hacken in den Sand.
»Halt sofort an«, befahl sie.
Shane blieb abrupt stehen. Das Lächeln, mit dem sie zu ihm aufblickte, zeigte jede Menge Zähne, aber kein bißchen Wärme.
»Wir sind ein Liebespaar auf Urlaub«, zischte sie.
»So, wie du mich die ganze Zeit dran erinnerst...«
Dani legte Shane die Hand auf den Mund, was eine zärtliche Geste hätte sein können, aber nicht war. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte sich zu seinem Ohr.
»Hör auf, mich wie deine rotznäsige kleine Schwester zu behandeln«, flüsterte sie zornig. »Ganz besonders, wo wir unter den Argusaugen der Leute rumlaufen, die wir täuschen wollen.«
Als Dani sich wieder auf die Füße stellte, streifte eine ihrer Brüste Shanes Unterarm. Die Berührung konnte Absicht gewesen sein. Oder auch nicht.
Was Shane erstarren ließ, war das beinahe überwältigende Bedürfnis, es herauszufinden.
Noch acht Tage Keuschheit, gemahnte er sich zähneknirschend. Der Countdown läuft.
Andererseits beinhaltete sein Gelübde sehr genaue Regeln. Shane beugte sich vor und küßte Dani sanft auf den Mundwinkel.
»Ich bin froh, daß du es auf diese Weise spielen willst«, sagte er mit ein wenig heiserer Stimme.
»So habe ich es nicht...«
Der Rest von Danis Satz ging in einem raschen, harten Kuß unter.
»Sei nicht so ungeduldig«, meinte er lächelnd. »Wir sind ja gleich drinnen.«
»Du verd ...«
Shane packte Danis Kopf und schnitt ihr das Wort ab, indem er ihr Gesicht an seinen Hals drückte.
»Wir sind ein Liebespaar, schon vergessen ?« zog er sie auf. »Du glaubst doch, daß die Palmen Ohren haben, oder nicht?«
Nach ein paar Sekunden entspannte sich Dani. Sie nickte an Shanes leicht stoppeligem Hals.
»Bevor ich nicht sicher bin, daß das Strandhäuschen keine Ohren hat«, sagte er, »hältst du deinen Mund zu, außer wenn du mich küßt. Öffnest du ihn noch mal, es sei denn auf direkten Befehl, nehme ich das als galante Einladung. Verstanden?«
Dani war stocksteif. Sie antwortete mit einem knappen Nicken.
Shane ließ ihren Kopf los, doch nicht ohne zuvor mit den Fingern durch ihr Haar zu streicheln, eine Geste, die sich sowohl als Warnung als auch als Liebkosung auffassen ließ.
Oder als beides. Untergehakt schlenderten sie den schmalen Weg zu den Cabanas entlang. Als sie sich dem Bungalow näherten, der dem Strand - und dem gußeisernen Zaun des Harmony-Grundstücks - am nächsten lag, zog Shane einen Schlüssel aus seiner Tasche. Er prüfte die Hausnummer auf dem Anhänger, bevor er sich zu Dani hinunterbeugte.
»Mach Touristen-Smalltalk«, flüsterte er. »Und vergiß nicht, wir sind schon seit ein paar Tagen hier.«
»Also diese Blumen hier sind einfach umwerfend«, sagte Dani einen Moment später.
Weitere Kostenlose Bücher