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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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hoffte, daß ihre Stimme normal klang. »Es handelt vom letzten Aufstand der schottischen Highländer gegen England.«
    Was Cassandra nicht hinzufügte, war, daß sie gesehen hatte, wie Gillespie das Buch ein paar Stunden bevor er das Haus verließ einpackte.
    Ein eigenartig trauriges Lächeln umspielte Kasatonins Mund.
    »Culloden«, sagte er träumerisch. »Ob es mir gefallen würde? Sergeant-Major Gillespie und ich haben viele gemeinsame Interessen, wie Sie wissen.«
    »Nicht, was die Hauptsache anbelangt.«
    Das seltsame Lächeln erlosch, und Kasatonins Gesicht wirkte wieder so ausdruckslos wie zuvor. Es war das Gesicht eines Mannes, den nichts berührte. Wie immer sein Leben auch verlaufen war, wie viele Male er dem Tod entronnen sein, welche Qualen er erlitten oder zugefügt haben mochte, nichts von alledem hatte ihn wirklich getroffen.
    Während Cassandra ihn aufmerksam betrachtete, fragte sie sich, ob die Afghanis vielleicht doch mehr abgeschnitten hatten als nur seine Genitalien.
    »Dieses Telefon«, sagte Kasatonin, »ist meine Verbindung zu jemandem, der Ihren Sergeant-Major beschattet. Falls Sie Ihren Bodyguards einen Wink geben oder sonst etwas tun, das die Aufmerksamkeit auf uns lenken könnte, ist er ein toter Mann. Haben Sie das verstanden?«
    Cassandra befürchtete, daß man ihrer Stimme ihre Wut und Angst anmerken könnte. Also nickte sie nur.
    Bodyguards, dachte sie. Ach, Gillie, du hattest ja so recht. Aber wer bewacht dich, wenn ich nicht bei dir bin? Die Passanten verrieten keinerlei Neugier über den großen Mann, der in einem dunklen Hauseingang stand, und die Frau, die in seiner Nähe stehengeblieben war. Keine Waffe tauchte auf. Kasatonin befand sich nicht nahe genug bei Cassandra, um bedrohlich zu wirken. Jedem Vorbeigehenden mußte es Vorkommen, als hielte sie nur kurz an, um mit einem alten Bekannten zu schwatzen.
    Ein kluger Kopf, dachte Cassandra bitter. Da er mich nicht gleich umgebracht hat, wird er sich wohl noch irgendeinen Nutzen von mir versprechen.
    Keine sehr beruhigende Aussicht.
    Kasatonins Blick suchte beständig prüfend die nächtliche Umgebung ab und haftete an jedem langsam vorüberfahrenden Auto.
    Dem Himmel sei Dank, daß er glaubt, ich hätte ein paar Bodyguards versteckt, dachte Cassandra.
    Nächstes Mal werde ich auf dich hören, Gillie!
    Wenn es ein nächstes Mal für uns gibt...
    Energisch lenkte sie ihre Gedanken in eine andere Richtung. Gillie lauerten nicht zum ersten Mal Killer auf. Er hatte dasselbe selbst schon oft getan. Jetzt mußte sie unbedingt einen kühlen Kopf wahren und versuchen, Zeit zu gewinnen.
    »Was wollen Sie von mir?« fragte Cassandra mit deutlicher Stimme.
    »Ich würde mich gerne über ein Geschäft mit Ihnen unterhalten«, sagte Kasatonin. »Etwas, das uns beiden zu großem Vorteil gereichen könnte.«
    Cassandra schwieg. Ihre Augen, mit denen sie Kasatonin beobachtete, besaßen selbst in der Dunkelheit ein heißes, smaragdgrünes Funkeln.
    »Die Bank an der Bushaltestelle«, sagte Kasatonin. »Nach Ihnen!«
    Er wies mit ausgestreckter Hand auf eine Bank zirka fünfzehn Meter weiter hinten am Gehsteig.
    Cassandra wandte sich um und schritt wortlos dorthin. Als sie sich niedersetzte, hielt sie sich ihre Büchertasche schützend vor den Oberkörper. Sie bezweifelte, daß drei Wälzer ausreichten, um eine Kugel aufzuhalten. Andererseits war das der beste Schutzpanzer, den sie besaß - abgesehen von Kasatonins Vermutung, sie wäre nicht so allein, wie es den Anschein hatte.
    Kasatonin hielt sich das Handy ans Ohr und erkundigte sich auf russisch nach der genauen Abflugzeit von Gillespie. Dann erinnerte er den Mann am anderen Ende der Leitung daran, daß Gillespie ein Nahkampfspezialist sowie ein ausgezeichneter Schütze sei. Er wiederholte das zweimal, da ihn die Antwort seines Genossen offenbar nicht zufriedenstellte.
    Cassandra wünschte Gillespie im stillen eine gute Jagd.
    »Ich möchte Ihnen versichern«, sagte Kasatonin und ließ den Hörer sinken, »daß wir Ihnen und Ihrer Organisation gegenüber die größte Hochachtung empfinden.«
    Er lächelte glatt. Sein Blick ließ Cassandras Hände nie aus den Augen, als ob er sie für gefährlich hielte, trotz seines eigenen Zugriffs auf Gillespie.
    »Wir?« fragte Cassandra.
    »Kommen Sie, Botschafterin. Sie haben mich doch erkannt.«
    »Ilja Kasatonin?« fragte sie.
    Er verneigte sich in gespieltem Respekt.
    »In diesem Fall«, blitzte Cassandra ihn an, »handelt es sich bei dem von Ihnen

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