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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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sich und seinem Leben.«
    Catharina nahm sich etwas Käse. »Aber er kennt es auch nur so«, gab sie dann zurück.
    »Und damit schien er durchaus glücklich zu sein. Er ist einer der gefeierten Sänger Europas, bekannt, beliebt.«
    »Ja, vermutlich entschädigt ihn das für alles andere.« Catharina nahm sich nun auch einen Schluck Wein, die Unterhaltung wurde ihr zu heikel, sie brauchte etwas, um ihr Gemüt zu kühlen. »Aber bekannt und beliebt zu sein ist nicht gottesfürchtig, es ist eitles Gebaren.«
    »Gottesfürchtig!« Frieder schnaubte, stand auf und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. »Gottesfürchtig. Was heißt das schon? Ist es nicht auch eine Gabe Gottes, so singen zu können? Ist das nicht auch eine Art, die Schöpfung zu preisen?«
    Catharina lachte auf. »Mein lieber Monsieur, wenn Ihr das vom Oratorium, einem Werk, das von Gottes Wort handelt, gesagt hättet, könnte ich Euch möglicherweise sogar noch zustimmen. Aber dieses Singspiel handelt von anderen Dingen als Gottes Werk, es ist pures Geplänkel gewesen, auch wenn die Melodien recht nett waren.«
    »Geplänkel? Es handelte von Liebe! Liebe!«, ereiferte sich Frieder.
    »O ja. Eine illustre Liebe zwischen Menschen unterschiedlichen Standes und mit einem sehr konstruierten Ende. Es ging glücklich aus, aber ich nehme an, dass tun diese Singspiele alle.«
    »Ihr haltet nicht viel von Liebe?« Frieder sah sie überrascht an.
    Catharina seufzte auf. »Ich verstehe nichts von Liebe. Warum auch?«
    »Wollt Ihr nicht eines Tages heiraten?«
    »Doch sicher wünsche ich mir eine Familie, Kinder, einen Mann. Aber ich denke, meine Mutter wird mir einen gutenMann aussuchen. In ›meinem‹ Stand ist das üblich.« Lächelnd legte sie den Kopf schief, ihr Herz pochte so laut, sie meinte, es müsse bis zu ihm zu hören sein.
    »Gibt es denn keine Liebesheirat in Eurem ›Stand‹?«
    Catharina überlegte. Welche glückliche Ehe gab es in ihrem Umfeld? Ihr fielen Anna und Abraham ter Meer ein. Das war tatsächlich eine Liebesheirat gewesen, nach einem langen Weg des Leidens für Anna.
    »Doch«, sagte sie leise.
    »Und erscheint Euch das nicht erstrebenswert?«
    Catharina biss sich auf die Lippe. Was sollte sie Frieder antworten? »Ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Mein Weg im Moment ist doch ein anderer. Ich bin Eure Kammerzofe.« Welch ein Hohn – die Kammerzofe, die mit ihrem Herrn speist, ihn ins Theater begleitet. Frieder hat etwas ganz anderes mit mir im Sinn. Sie schluckte und sah ihn an, das Blut brachte ihre Wangen zum Glühen.
    Frieder lachte auf. »Ja, wahrlich. Und als meine Zofe weise ich Euch an, Eure Sachen zu packen. Unsere Reise geht morgen weiter nach Potsdam. Lange genug haben wir uns hier aufgehalten.«
    »Wer wird ... also ich meine – Heinrichs Posten, wer übernimmt den?«, fragte Catharina unsicher.
    »Gerald kann die Kutsche lenken, er kennt sich damit aus, auch wenn er nicht so geschickt ist, wie es Heinrich war. Ich habe übrigens beschlossen, auch die alte Vettel mitzunehmen, und dies schon mit meinem Cousin geklärt.«
    »Vettel?«
    »Nun ja, dieses verhunzte Weiblein, das Euch geholfen hat, Heinrich zu pflegen. Wie ihr wisst, brauchen wir eine Köchin in Potsdam.«
    »Und ich dachte, das wäre auch meine Aufgabe?« Catharina hielt die Luft an.
    »Wie soll das gehen? Ihr müsst mich auch in Potsdam begleiten. Dort gibt es viel zu sehen und zu hören. Und eigentlich, auch wenn Ihr Euch dem gestern Abend entzogen habt, isst man anschließend noch ein wohlschmeckendes Mahl, um den Abend zu vervollkommnen. Ich habe Euch etwas vom Reh aufheben lassen, es schmeckt auch kalt hervorragend.« Er zwinkerte ihr zu. »Warm ist es aber besser. Also lasst es Euch nicht noch einmal entgehen.«
    Seinen letzten Worten folgte Catharina kaum. Thea kommt mit, dachte sie. Hatte man die alte Frau gefragt? Oder war über ihren Kopf hinweg entschieden worden? Natürlich freute Catharina sich, dass Thea sie begleiten würde, auch für ihre eigene Ehre war das gut. Dennoch sollte man alte Gehölze nicht mehr verpflanzen, und Thea hatte sich zufrieden gezeigt, ihren Lebensabend in dem Haushalt zu verbringen, dem sie so lange gedient hatte.
    »Thea kommt mit?«
    »Ist das ihr Name?« Frieder machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie ist die ausgediente Köchin. Für unsere Bedürfnisse wird es reichen. Ich fürchte, wir werden uns nicht allzu lange in Potsdam aufhalten können und müssen schon vor dem Herbst zurück nach Krefeld.

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