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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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ter Meer. Er meint, sie müssen deutliche Worte sagen und Bilder zeichnen, damit auch die schlichten Gemüter den Sinn verstehen.«
    »Euer ter Meer scheint kein dummer Mensch zu sein. Vielleicht sollte ich mich einmal mit ihm unterhalten.«
    »Das solltet Ihr. Er ist sehr gebildet.« Catharina nickte ernsthaft.
    Frieder lachte. »Wir werden sehen.« Er hob das Glas und prostete ihr zu.
    Morgens frühstückte er nun immer mit seinem Gesinde, abends nahm er die Mahlzeit in der Stube ein und bestand darauf, dass Catharina sich zu ihm setzte und mit ihm zusammen speiste. Zuerst fand sie es merkwürdig, doch schon bald gewöhnte sie sich daran. Auch an das gesellige Glas Wein, daser nachts noch mit ihr vor dem Kamin trank, wenn er abends aus gewesen war.
    Er schaute sich nun um. »Ihr habt es in kürzester Zeit geschafft, das Haus in Ordnung zu bringen. Chapeau. Ich plane für nächste Woche eine kleine Gesellschaft.« Fragend zog er die linke Augenbraue hoch.
    »Ja?«
    »Das werdet Ihr doch bestimmt auch meistern.«
    »Wie viele Leute wollt Ihr bewirten? Und was wollt Ihr speisen?«
    »Das weiß ich noch nicht genau. Aber ich werde es Euch wissen lassen. Wie kommt Thea zurecht?«
    »Sie ist ganz wunderbar.«
    Catharina runzelte die Stirn. Natürlich war Thea nicht mehr flink und konnte auch schwere Arbeiten kaum verrichten, machte dies aber mit ihrer Lebenserfahrung mehr als wett.
    »Wird sie Hilfe brauchen, wenn wir Gäste haben?«
    Catharina wurde ganz seltsam zumute. Wenn wir Gäste haben, das klang so vertraut und dennoch so falsch. Überhaupt hatte sie das Gefühl, sie müsste sich spalten wie ein Kienspann. Sie gehörte zum Personal, bis es Abend wurde, dann machte sie eine ungewollte Wandlung durch, stieg eine Stufe empor, wurde bedient, statt zu bedienen, aß und trank mit Monsieur zusammen und führte anregende Gespräche. Sie ging in einem herrschaftlichen Zimmer zu Bett, stand als Magd wieder auf. Manchmal war ihr ganz schwindelig, weil sie nicht wusste, welche Rolle sie gerade zu erfüllen hatte. Außerdem fühlte sie, dass es nicht richtig war, nicht untadelig. Würde Frieder in Krefeld so mit ihr umgehen? So frei mit ihr sprechen? Nein, natürlich nicht.
    »Thea hilft mir, ich werde das schon ordnen und bewerkstelligen, so dass Ihr zufrieden seid.«
    »Nein, ich erwarte, dass Ihr mir an diesem Abend zur Seite steht.«
    »Pardon?« Catharina schluckte.
    »Nun, als eine Art Gastgeberin.« Er lächelte vergnügt.
    »Das schickt sich nicht, Monsieur.« Catharina stand auf, knickste. »Ich wünsche Euch eine gute Nacht.« Dann drehte sie sich abrupt um und verließ die Stube.
    Sie zog sich aus und legte sich ins Bett. Ihr Herz pochte, als sei es ein kleines Tier, das in einer engen Kiste gefangen gehalten wurde. Ihr war unerträglich heiß, obwohl das Fenster geöffnet war und eine leichte Brise durch die Straßen zog. Der Schlaf wollte nicht kommen, zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Der Nachtwächter war schon zweimal durch die Gasse des Holländischen Viertels gelaufen, als sie Schritte auf der Treppe hörte. Frieder schien einen Moment vor ihrer Tür stehen zu bleiben. Catharina hielt die Luft an, obwohl sie wusste, dass es albern war, ihren Atem konnte er durch die Tür gar nicht hören. Die Tür zu seiner Kammer quietschte, er schloss sie behutsam, so als würde er sich Gedanken über die Schlafenden im Haus machen.
    Frieder, so befand sie, war ein durch und durch beachtlicher Mensch, er erstaunte sie immer wieder. Nicht alles, was er sagte und tat, konnte sie für gut befinden. Doch immer wieder entdeckte sie neue Seiten an ihm. Er faszinierte, entsetzte, schockierte, forderte sie. Ihr Verhältnis zueinander veränderte sich, er sah sie anders an, berührte öfter ihren Arm, nahm ihre Hand. Es war noch schicklich, entschied sie, auch wenn sie wusste, dass die Prediger und Gemeindeältesten es anders sehen würden.»Ich bringe Euch die bestellte Flöte!«
    Der Mann stürmte an Catharina vorbei, schien sie gar nicht zu beachten. Es hatte heftig an der Haustür geklopft, das erste Mal überhaupt, wurde Catharina bewusst, sie war zur Tür gelaufen, um sie zu öffnen.
    »Monsieur Quantz, welch eine Freude, Euch hier zu sehen!« Frieder war in die Diele getreten und begrüßte den Fremden überschwänglich.
    Der ältere Mann war stark gepudert und stank nach Parfüm, er trug eine aufwendige Perücke, hatte eine große Schleife aus schwarzem Samt unter den Spitzenkragen gebunden. Seine Seidenjacke war

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