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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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auch als Zinspferde.« Thea schüttelte den Kopf. »Deshalb müssen wir doch nicht die Straße verlassen.«
    »Das lass meine Entscheidung sein«, brummte Frieder.
    Nach einigen Stunden ruckeliger Fahrt erreichten sie das Gehöft, das von einem Wassergraben umgeben war.
    »Wie unsere Flöth«, staunte Catharina.
    Es war ein trutziger Vierkanthof, in der Mitte der Anlage stand ein Walnussbaum. Langsam lenkte Michel die Kutsche über die Brücke, dann durch das Tor, machte im Hof halt und sprang vom Kutschbock. Statt seinem Herrn die Tür zu öffnen und ihm aus dem Wagen zu helfen, klopfte er an der Tür zum Wohnhaus. Natürlich hatten die Bewohner die Ankömmlinge schon lange entdeckt.
    »Michel te Kamp mit Gefolge«, rief Catharinas Bruder mit fester Stimme. »Wir ersuchen um Hilfe.«
    »Hilfe sei Euch gewiss.« Ein älterer Mann öffnete die Tür und begrüßte Michel herzlich. Dieser führte ihn zu Frieder und den Frauen, die inzwischen den Wagen verlassen hatten.
    »Was kann ich für Euch tun?« Dann schüttelte der Mann den Kopf. »Meine Tochter liegt seid zwei Tagen in den Wehen. Mein Schwiegersohn ist gestern losgeritten, die Hebamme zuholen, doch er ist bisher nicht zurückgekehrt. Ich fürchte, meine Tochter wird sterben. Kein guter Moment, um Gäste zu empfangen, doch natürlich seid ihr willkommen«, sagte er bekümmert.
    »Wo ist Eure Tochter?«, fragte Thea ohne Umschweife. »Führt mich zu ihr. Ich bin in der Heilkunde bewandert, auch wenn ich keine Hebamme bin. Käthe, bring mir meinen Korb.«
    »Es ist sicher zu spät.« Dem Mann standen die Tränen in den Augen. »Doch folgt mir, hier entlang.«
    Er führte sie durch das Haupthaus und dann in den Wohntrakt. Schon von weitem konnten sie das Wimmern der Frau hören.
    »Ist es ihr erstes Kind?«, fragte Thea.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Das dritte. Die ersten Geburten waren leicht, auch wenn zwei Kinder an den Blattern verstorben sind. Doch nun, ich weiß nicht, warum sie nicht gebären kann.«
    »Wir werden sehen«, murmelte Thea und öffnete die Tür zu dem Schlafgemach. Es roch nach Blut, Schweiß und Exkrementen. Catharina zuckte zurück, doch dann folgte sie Thea in den dusteren Raum. Das Bett stand in der Mitte des Raumes, dicke Vorhänge schützten es vor Zugluft. Thea zog den Vorhang zur Seite, in den blutigen und beschmutzten Laken wand sich eine junge Frau, die Hand fest um den geschwollenen Leib gekrallt.
    »Ich sterbe, ich sterbe, ich sterbe«, jammerte sie.
    »Wer so jammern kann, stirbt nicht«, sagte Thea resolut. »Ich bin Thea und heilkundig. Käthe, zieh die Laken ab und sorge für frische. Und öffne das Fenster für einen Moment.«
    »Draußen friert es«, protestierte der alte Mann.
    »Thea heiße ich, und wie spreche ich dich an?«, fragte die Alte und entblößte ihre beiden Zähne zu einem Grinsen.
    »Simon. Ich heiße Simon. Und meine Tochter wird Miriam genannt.«
    »Gut, Simon. Es friert, aber deine Tochter wird nicht erfrieren, da passe ich schon auf. Aber sie könnte ersticken, wenn die Luft hier so bleibt. Wir brauchen frische Laken und warmes Wasser. Kannst du dich darum kümmern? Etwas Würzwein täte uns auch gut nach der langen Fahrt.«
    »Ja, ja, natürlich.« Verblüfft wich der Mann zurück, während Catharina die Fenster öffnete und die schneidend kalte, aber frische Luft in den Raum drang.
    »Miriam, ich werde dich untersuchen.« Thea rieb ihre Hände ineinander, legte sie dann auf den Bauch der schwangeren Frau. Sie tastete und tastete. Dann ließ sie sich von Catharina ein Hörrohr aus Horn geben und hörte den Bauch ab.
    »Es sind zwei Kinder, Miriam«, sagte sie ernst. »Und das führende Kind liegt mit dem Po nach unten.«
    »Ich werde sterben«, jammerte die Frau.
    Thea lachte leise. »Das glaube ich nicht. Du bist kräftig, und auch die Herzen deiner Kinder schlagen noch fest und im Takt. Doch sie müssen jetzt geboren werden.«
    »Es geht nicht.«
    »Doch. Käthe, schau in meinen Korb, da liegt ein kleines Messer. Bring es in die Küche und leg es für kurze Zeit in kochendes Wasser. Nimm es heraus und wickele es in ein ganz sauberes Tuch und bring es mir.«
    »Ein Messer? Du willst mich aufschneiden?«, schrie die junge Frau.
    »Nein, ich werde nur deinen Kindern helfen.«
    Noch einmal untersuchte sie die Frau. »Es sind zwei, undhier ist der Po des einen, ich kann ihn fühlen, ich kann ihn auch packen, aber das wird dir wehtun.«
    »Es tut eh schon weh«, stieß Miriam mit zusammengepressten Zähnen

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