Seidenmagd
Frieder.
Catharina sah ihn erstaunt an. »Wieso? Ich kann es gleich auswaschen, und wenn wir es vor den Kamin hängen, wird es bis morgen sicherlich getrocknet sein.«
»Wir werden nach dem Essen aufbrechen.«
»Was? Weiß Thea das schon? Sie wollte bei der jungen Mutter bleiben.«
»Das halte ich für eine gute Lösung«, sagte Frieder.
»Pardon?«, fragte Catharina verwirrt. »Wollt Ihr sie hier zurücklassen?«
»Der Bauer hätte nichts dagegen.«
»Sie wäre mir willkommen«, stimmte Simon zu.
»Das könnt Ihr nicht machen, Monsieur.« Sie schüttelte entsetzt den Kopf. »Thea ist eine Fremde hier. Sie würde todunglücklich sein.«
»Sie ist eine Magd und hat sich zu fügen. Wir können nicht noch mehr Zeit verlieren. Michel wird, sobald es die Wetterlage zulässt, zurückkehren, die Pferde und Thea abholen. Euch steht es frei, auch hierzubleiben.«
Catharina verschlug es die Sprache. Sie nippte an ihrem Wein, wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Zum Glück wurde in diesem Moment das Essen aufgetragen. Es gab Gänsebraten, Rotkohl, geschmorte Äpfel und kandierte Pflaumen. Dazu Brot, Gänseschmalz und andere Köstlichkeiten.
Auch Thea kam zur Tafel und langte ordentlich zu. Catharina wunderte sich, dass die alte Magd kein bisschen unglücklich wirkte.
»Eurer Tochter«, berichtete Thea dem Bauern, »geht es gut. Sie sollte sich aber schonen, einfach war die Geburt nicht. Doch es scheint, als hätte sie auch genügend Milch für beide Kinder.«
»Das ist erfreulich!« Simon gab ihr ein weiteres Glas Wein, legte ihr die besonders zarten Stücke vor. »Du wirst es gut bei uns haben.«
»Bitte?« Thea sah Catharina an, dann Frieder.
»Wir werden direkt nach dem Essen aufbrechen«, sagte Frieder.
»Aber ich kann doch die Mutter nicht ...«
»Das musst du auch nicht. Du bleibst hier, und Michel holt dich ab, sobald das Wetter es zulässt.«
Thea schien in sich zusammenzusinken. »Hierbleiben«, murmelte tonlos, Tränen liefen ihr über die Wangen.
»Was ist mit meiner Frau?« Ein junger Mann riss die Tür auf und stürmte herein. Seine Augen waren angstvoll geweitet. »Lebt sie noch?«
»Martin!« Simon stand auf und eilte seinem Schwiegersohn entgegen. »Es ist alles gut gegangen. Sie lebt, und ihr habt zwei Kinder.«
»Zwei? Sie lebt? Wie?« Martin wurde blass und wankte.
»Setz dich.« Simon zog den Mann zum Tisch und drückte ihn auf die Bank. »Und trink einen Schluck.«
»Hab ich recht gehört? Das Kind ist schon da? Dann braucht Ihr mich nicht mehr?« Eine Frau mit einem großen Weidenkorb war Martin in die Halle gefolgt.
»Madame Hueskes – kommt herein und setzt Euch. Wiegut, Euch zu sehen. Wir hatten schon früher auf Euch gehofft.«
»Miriam ist nicht die einzige Frau, die dieser Tage ein Kind bekommt.« Seufzend setzte sich die Hebamme. »Immer wenn das Frühjahr warm war, kommen im Herbst die Kinder reihenweise.«
Simon lachte. Martin hatte sich einen Humpen Bier genommen. »Und Miriam lebt wirklich?«, fragte er zweifelnd.
»Das tut sie, und wir verdanken das unserem Besuch.« Simon zeigte auf Thea.
»Bist du auch Hebamme? Das war ja ein glücklicher Zufall«, sagte Madame Hueskes.
Thea schüttelte den Kopf. »Ich bin nur ein Kräuterweiblein. Dennoch habe ich im Laufe meines Lebens die eine oder andere Geburt begleitet. Es war Zufall, dass wir vorbeikamen und ich helfen konnte.« Wieder seufzte sie. »Es sind zwei Kinder, und das erste Kind kam mit dem Po zuerst. Es hatte sich ein wenig verkeilt. Noch eine weitere Stunde, und es hätte böse ausgehen können. Die Mutter hat viel Blut verloren. Du solltest gleich nach ihr schauen.«
»Zwei?« Die Hebamme stand auf. »Da hat Miriam ja Glück gehabt, dass Hilfe kam. Zwei sind nie leicht.«
»Ihr bleibt, Madame?«, fragte Simon.
»Ja, ich werde nach Eurer Tochter und den Kindern schauen. Es wird zu spät, um dann noch nach Hause zu fahren. Ich hätte aber gerne einen Becher Würzwein.«
»Diesen und Essen so viel, wie Ihr wollt, Madame.«
»Dann kannst du mit ruhigem Gewissen mitreisen«, flüsterte Catharina Thea zu und legte einen Arm um die Schulter der alten Frau. Thea nickte, doch sie schien nicht glücklich zu sein.
»Thea?«, fragte Catharina nach, doch die alte Magd schüttelte nur den Kopf, befreite sich aus der Umarmung und stand auf. »Ich begleite dich«, sagte Thea zu der Hebamme.
Nur eine halbe Stunde später drängte Frieder zum Aufbruch, sie hatten eben erst die Mahlzeit beendet.
»Ich habe mein
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