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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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gutheißen würde, so habe ich doch einige Theaterstücke gelesen und sie haben mich berührt.
    Eine Oper kann und mag ich mir nicht vorstellen.«
    Catharina lächelte. Sie hatte Anna nicht von den Kastraten geschrieben, wollte ihr aber davon erzählen.
    »Das Leben in Krefeld nimmt seinen Lauf, auch ohne Musik und Künste. Der Sommer war heiß, doch nun ist der Herbst früh gekommen, mit viel Regen und reichlich Sturm, so dass die Bauern etliche Schäden zu beklagen hatten. Wir fürchten einen langen und harten Winter, in dem die Armen Hunger leiden. Doch noch ist es nicht so weit. Die Franzosen haben ihr Winterquartier wieder bezogen, es ist die alte Last.
    Ihr äußert Euch sehr wohlwollend über Euren Dienstherrn, auch wenn ich nicht verstehe, warum er sein Personal zu Vergnügungen mitnimmt. Vielleicht mögt Ihr mir das erklären? Ist das so üblich in den großen Städten? Frieder vonder Leyen hat, so wurde uns gesagt, beim König das Monopol für Seidenweberei erwirken können. Die über fünfhundert Familien, die für die Familie von der Leyen weben, freut dies außerordentlich, ist doch ihr Einkommen gesichert. Die anderen Weberfamilien indes fürchten nun um ihre Arbeit. Ich habe gehört, dass noch nicht einmal die Zimmerleute, die bei den von der Leyen arbeiten, für andere Weber tätig sein dürfen. Doch das ist Politik und interessiert Euch vermutlich nicht.
    Am 30. August schenkte ich einer gesunden Tochter das Leben, dem Herrn sei Dank. Wir haben sie Annegrijt genannt, und sie ist unsere ganze Herzensfreude. Jedoch ist sie schwächlich und weint viel, was uns sehr betrübt. Auch ich habe mich von der Geburt noch nicht recht erholen können. Ich hoffe, bald wieder Nachricht von Euch zu bekommen. Man hört viel Übles von den Angriffen im Norden, doch in Potsdam seid ihr hoffentlich sicher.
    Mit herzlichen Grüßen Eure Freundin
    Anna ter Meer«
    Bald, dachte Catharina beglückt, werden wir uns wiedersehen, liebe Anna. Die Gespräche mit ihrer Freundin fehlten ihr sehr. Auch der Austausch mit Abraham und Anna über Literatur fehlte ihr, selbst wenn Frieder oft ihre Meinung zu Büchern hören wollte. Meist traute sie sich nicht, sich kritisch zu äußern oder ihm Fragen zu stellen, um nicht dumm zu erscheinen. Dabei wusste sie, dass das ein Fehler war, denn Frieder wollte sie nicht bloßstellen, sondern sie fördern.
    Petite drückte sich an ihre Beine. Catharina hob den Hund hoch, der nun fast schon zu groß zum Tragen war, und setzte ihn auf ihren Schoss. Die Hündin leckte ihre Hand.
    »Wie wird das werden, Petite, wenn wir erst wieder in Krefeld sind?«
    Catharina litt unter Heimweh, doch andererseits hatte sie sich an das Leben in Potsdam gewöhnt. Noch zweimal hatte Frieder sie abends geküsst, und obwohl sie wusste, dass er mehr von ihr erwartete, drängte er sie nicht.
    Wie weit kann man, darf man gehen? fragte sie sich. Eine Frage, die ihr bestimmt Anna beantworten konnte. Wieder nahm sie den Brief zur Hand, las ihn abermals.
    Anna klang bedrückt, dem Brief fehlte die Leichtigkeit, die sie ausmachte. Vielleicht liegt das am geschriebenen Wort, dachte Catharina. Möglicherweise hat sie sich aber auch verändert, durch die Schwangerschaft und die offenbar schwere Geburt, von der sie noch nicht erholt schien. Aber ich habe mich auch verändert, dachte Catharina dann. Doch sie zweifelte nicht daran, dass sie ihre alte Freundschaft würden aufleben lassen können.

Kapitel 34
    Der Tag der Abreise war gekommen. Ein letztes Mal bereiteten Thea und Catharina ein Morgenmahl. Der Proviant war schon verpackt worden, lediglich frisches Brot kam noch dazu.
    In den letzten Tagen hatten Michel und Frieder immer wieder die Reiseroute besprochen.
    »Die Wege über Hannover sind besser, doch dort sind viele Truppenbewegungen«, sagte Frieder seufzend. Die Franzosen hatten in Ostfriesland gewütet, viel geplündert und überfallen.Nun waren sie in Richtung Osten unterwegs, und die Gefahr, auf Truppen zu stoßen, war groß. Deshalb beschlossen sie, südlicher zu reisen.
    »Ich kenne den Weg«, beruhigte Michel seine Schwester. »Mach dir keine Sorgen, wir werden heil nach Hause kommen.«
    »Doch es wird dauern«, murrte Thea. Sie hatte Catharina anvertraut, dass sie sich fürchtete, wieder auf dem Kutschbock sitzen zu müssen. Das Wetter war schlecht und eine Besserung nicht in Sicht.
    »Nun denn«, sagte Frieder, als er das Hufgetrappel vor der Tür hörte. »Die Kutsche ist da. Wo wollt Ihr sitzen, meine

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