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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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Kleid noch nicht ausgewaschen«, bemerkte Catharina.
    »Lasst es hier, die Mägde werden sich darum kümmern, und Euer Bruder bringt es mit, wenn er die Pferde zurückbringt.« Frieder zog eine Geldbörse aus der Tasche und reichte sie Simon. »Das sollte für die Unterbringung meiner Tiere und als Zins für Eure reichen«, sagte er.
    Simon hob die Hände. »Monsieur, ich nehme kein Geld von Euch. Währet Ihr nicht gekommen, wären meine Tochter und die Kinder nun tot. Nehmt in Gottes Namen die Pferde und kommt gut nach Hause.«
    »Guter Mann, das ist ein ehrenvolles Angebot, aber ich kann das nicht akzeptieren. Noch seid Ihr im Freudentaumel ob Eurer neugeborenen Enkelkinder – doch was ist, wenn Eure Tochter im Kindbett stirbt, die Kinder die nächsten Wochen nicht überleben?« Frieder schüttelte den Kopf. »Dann denkt Ihr anders darüber. Auch kann niemand garantieren, dass wir heil nach Krefeld kommen. Noch ist der Weg weit und gefährlich. Vielerlei kann uns zustoßen. Und selbst wenn wir gesund und munter in unserer Heimat ankommen, kann meinem Knecht auf dem Weg zurück einiges passieren. Nein, nein, nehmt das Geld.«
    Simon dachte nach, er schien Frieders Worte abzuwägen. Schließlich nahm er die Börse an, zählte das Geld. Einen Teil der Taler tat er zurück in das Ledersäckchen, den anderen gaber Frieder. »Ihr habt nicht ganz unrecht, Monsieur, aber auch nicht ganz recht.« Simon grinste. »Behandelt mir die Pferde gut.«
    »Keine Sorge«, sagte Michel, der von draußen hereinkam. »Eure Knechte haben die Tiere getauscht, es ist angespannt. Wir können aufbrechen.«
    Catharina sah sich um. Thea war mit der Hebamme in den Wohntrakt verschwunden und nicht wieder aufgetaucht.
    Frieder lässt sie hier, wenn ich sie nicht hole, dachte Catharina erschrocken und sprang auf. Tatsächlich fand sie die alte Frau zusammen mit der Hebamme bei der Mutter und ihren Kindern. Die beiden unterhielten sich angeregt.
    »Thea, wir fahren!« Catharina packte sie am Ellenbogen.
    »Ach?« Thea seufzte. »Dein Herr will mich nicht mitnehmen.«
    »Du kannst nicht hierbleiben«, sagte Catharina entsetzt. »Du musst mit uns kommen.«
    Thea legte den Kopf schief. »Ich bin nicht mehr willkommen.«
    »Unsinn. Du kannst nicht hierbleiben, Thea«, sagte Catharina resoluter, als sie sich fühlte. Sie war froh, dass die alte Köchin ihr zögerlich folgte.
    Die Nacht brach schnell herein, aber Michel lenkte die Pferde durch die Dunkelheit. Es war weit nach Mitternacht, als sie den nächsten Postkutschenhalt erreichten, ein kleines Gasthaus im Nirgendwo. Der Gasthausbetreiber öffnete ihnen unwirsch die Tür.
    »Es gibt kein Essen mehr«, sagte er direkt. »Wie viel Zimmer braucht Ihr?«
    »Habt Ihr wenigstens noch einen Schluck Würzwein?«,fragte Frieder. »Wir haben eine lange Fahrt hinter uns und sind erschöpft.«
    »Die Küche ist geschlossen, die Köchin schläft schon.«
    »Aber Zimmer habt Ihr?«
    »Kommt darauf an.« Der Wirt maß die Gesellschaft mit kritischen Blicken. »Könnt Ihr zahlen?«
    Frieder lachte auf. »Wir brauchen nur zwei Zimmer – eins für mich und meine beiden Burschen und eines für die Frauen.«
    »Nun gut. Zahlt im Voraus, und ich führe Euch zu den Kammern.« Der Wirt seufzte, nahm aber gierig die Taler entgegen. »Ich bringe Euch auch noch eine Kanne Würzwein.« Seine Augen leuchteten.
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte Frieder. »Er macht einen unlauteren Eindruck.« Er schaute Catharina an. »Mir wäre es lieber, wenn Michel bei Euch im Zimmer nächtigen würde.«
    »Aber Thea schläft doch bei mir.«
    »Weder Thea noch Ihr führt eine Waffe.« Frieder schüttelte den Kopf. »Michel ist Euer Bruder. Es ist nichts Unlauteres daran, wenn er in Eurem Zimmer nächtigt. Ich würde mich dann besser fühlen. Der Wirt macht keinen guten Eindruck.«
    Die Zimmer waren schlicht und dreckig. Catharina rümpfte die Nase, aber sie war so müde, sie hätte auch auf Stroh genächtigt.
    »Ich bin froh, dass dein Bruder bei uns nächtigt«, sagte Thea, als sie sich im Zimmer umgesehen hatte. »Dies ist eine Absteige.«
    Thea hatte die Fahrt über geschwiegen. Sie saß in sich gekehrt auf ihrem Platz, den Kopf gesenkt und in Gedanken verloren. Auch Catharina hatte nicht viel Lust gehabt, Gespräche zu führen. Zu sehr hatten sie die Ereignisse des Tagesnoch beschäftigt. Die Geburt war ergreifend und beängstigend gewesen, aber das Ergebnis voller Glück und Freude. Frieder hatte sie heute entsetzt, und noch

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