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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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einer Erfahrung schützen. Doch Frieder würde sie nie derartig brüskierenund ausnützen. Er war nicht an ihrem Körper interessiert, jedenfalls nicht ausschließlich, dachte Catharina und lächelte. Er sucht das Gespräch mit ihr, war an ihrer Meinung interessiert und verbrachte gerne Zeit mit ihr. Er liebte sie auch, hoffte sie inständig, und es war nur eine Frage der Zeit, bis er um ihre Hand anhalten würde.
    Sie kuschelte sich in die Decke, spürte die Wärme der alten Köchin neben sich und hörte das leise Schnarchen ihres Bruders.
    Plötzlich knurrte Petite, die auf dem Boden vor dem Bett lag, leise. Catharina hob den Kopf. War da jemand an der Tür? Hatte Michel den Riegel nicht vorgeschoben? Sie konnte nichts hören oder sehen, aber die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Wieder knurrte der Hund.
    Michel sprang mit einem Satz auf und öffnete die Tür mit einem Ruck.
    »Wen haben wir denn da?«, rief er laut und packte den überraschten Wirt im Nacken.
    »Oh ... ich ...«, stotterte dieser.
    »Ihr habt Euch an unserer Tür zu schaffen gemacht. Parbleu. Wolltet Ihr uns meucheln oder nur ausrauben?«
    »Nein, Monsieur, nichts dergleichen. Ich wollte nur sicherstellen, dass alle Türen ordentlich verschlossen sind.«
    »Das glaubt noch nicht einmal der Teufel.« Michel stieß den Mann durch den Flur und führte ihn nach unten.
    Kurze Zeit später kehrte er zurück. Frieder und Gerald hatten den Tumult gehört und traten aus ihrer Kammer.
    »Was habt Ihr mit ihm gemacht?«, wollte Frieder wissen.
    »Ich habe ihn gefesselt und in den Stall gesperrt.« Michel klang zufrieden. »Er wird uns nicht noch einmal die Nachtruhe stören.«
    »Gut gemacht.«
    Der Rest der Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle. Früh am nächsten Morgen machten sie sich auf die Weiterfahrt.

Kapitel 36
    »Es ist bestätigt, dass Elisabeth, die Zarin aller Reussen, verstorben ist«, sagte Engelbert vom Bruck.
    »Ja, und der Prinz von Holstein-Gottorp soll unter dem Namen Peter der Dritte auf den Thron kommen«, fügte Peter Lobach hinzu.
    Das Jahr hatte mit bitterer Kälte begonnen. Inzwischen trafen sich die Herren fast jeden Mittwoch auf ein Glas Wein und eine Pfeife in der guten Stube von Abraham ter Meer. Das Feuer im Kamin brannte hell, doch die eisige Kälte drang durch die Ritzen und Spalten des Hauses. Anna hatte das wollene Umschlagtuch fest um ihre Schultern geschlungen. Sie brachte den Männern heißen Würzwein.
    »Wollt Ihr Euch nicht zu uns setzen?«, fragte Engelbert sie.
    Anna schüttelte bedauernd den Kopf. »Unsere Anneke kränkelt.«
    »Euer Kind ist oft krank, nicht wahr?«, sagte Peter Lobach leise, nachdem Anna die Stube wieder verlassen hatte.
    »Ja, und wir machen uns große Sorgen um das Kind.« Abraham strich sich über den Bart. »Auch die Gesundheit meiner Frau lässt zu wünschen übrig.«
    »Sie ist wieder mit Kind?«
    Abraham nickt. »Ja, ihre Milch ist versiegt durch die erneute Schwangerschaft. Zum Glück hat unsere Magd vor einigenWochen entbunden und kann nun beide Kinder stillen.«
    »Es ist eine gefährliche Zeit für gebärende Frauen. Es sterben ihrer viele«, sagte Lobach düster. »Gestern erst starb meine Nichte Sofia bei der Niederkunft ihrer zweiten Tochter.«
    Die Männer nahmen ihre Becher und tranken schweigend.
    »Wird es Hoffnung auf Frieden unter dem neuen Zaren geben?«, fragte Abraham in die Runde und stopfte seine Pfeife.
    »Die französische Zeitung von Köln berichtete, dass schon im August Frankreich und Spanien einen Vertrag geschlossen haben. Ein Artikel des Vertrages schließt den gegenwärtigen Krieg in Bezug auf Hilfeleistungen aus.« Auch Engelbert griff zu seiner Pfeife.
    »Es soll auch zu einem Bruch zwischen England und Spanien gekommen sein. In den Kolonien herrscht große Unruhe.«
    »Dieser Krieg umfasst nun bald die ganze Welt. Aber ein Ende ist nicht abzusehen.« Abraham seufzte.
    »Unser Quartiergast, ein Arzt des Infanterieregiments Comdé, berichtet, dass viele Soldaten und auch Zivilisten an einem schweren Katarrh erkrankt sind.«
    »Ja, wir haben den Feldwebel Monsieur Villefranche im Quartier, er liegt seit Tagen zu Bette. Er leidet sehr«, sagte Abraham besorgt. »Ich hoffe, dass meine Familie von der Krankheit verschont bleibt.«
    »Trotz Krankheit treiben es die Soldaten wieder wild in der Stadt. Auch wenn der Kommandeur versucht, sie im Zaun zu halten, so schlagen sie doch oftmals über die Stränge. Es fließt viel Alkohol«, meinte Peter

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