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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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schob ihn ein wenig zur Seite. »Dies ist die Näherin, sie schenkt keinen Alkohol aus.«
    »Oh.« Der Offizier ließ Catharina los. »Naturellement. Excusez moi.«
    »Das war knapp«, wisperte Catharina und strich ihr Kleid glatt. »Herzlichen Dank.«
    »Ach was. Er hätte Euch nichts getan.« Friedrich lachte.
    »Da wäre ich nicht so sicher«, murmelte Catharina und senkte verschämt ihren Kopf.
    »Sei’s drum, falls so etwas noch mal vorkommt, müsst Ihr einfach mit lauter Stimme und mit empörtem Ton Einhalt gebieten. Das mögen sie nicht, außer Ihr seid in einer dunklen Gasse und allein. Aber davor solltet Ihr Euch in den nächsten Tagen wirklich hüten.«
    »Ich weiß.«
    »Ihr wolltet gehen?«
    Catharina nickte stumm. Sie traute sich nicht, Frieder anzuschauen. Wo war er so plötzlich hergekommen? Oder war er die ganze Zeit schon im Salon gewesen?
    »Dann werde ich Euch zur Tür geleiten, Mademoiselle.« Friedrich fasste sie am Ellenbogen, viel sanfter und behutsamer, als es der Franzose getan hatte.
    »Meine Mutter ...« Catharina zuckte mit den Schultern und ließ sich von ihm führen. Die Anspannung fiel von ihr ab, und nun konnte sie auch wieder lächeln. »Was für ein Trubel!«
    »Das ist erst der Anfang. Es wird noch viel schlimmer.« Von der Leyen seufzte. »Aber wenn wir sie so bei Laune halten können, soll es uns recht sein.«
    »Die meisten Anderen der Gemeinde sehen das nicht so. Sie verdammen die Genusssucht der Franzosen.« Catharina biss sich auf die Lippen.
    »Das Feld ist weit zwischen strenger Gottesfürchtigkeit, gutem Glauben und protzigem Leben«, murmelte Frieder, dann lächelte er wieder. »Aber das sind müßige Themen für eine junge Dame, wie Ihr es seid.«
    »Ich bin nur die Näherin«, antwortete Catharina und wurde sich bewusst, wie kokett sie plötzlich klang.
    Er führte sie in die Diele.
    »Käthe! Wo bleibst du denn?«, rief Esther. »Es ist spät, wir müssen nach Hause.« Dann erst bemerkte sie Friedrich von der Leyen. »Pardon, Monsieur.« Sie knickste.
    »Ich habe Eure Tochter aufgehalten, verzeiht mir.« Er schenkte Catharina ein wissendes Lächeln, nickte den beiden zu. »Au revoir, Mesdames.«
    »Au revoir«, sagte Catharina leise.Abends, als sie im Bett lagen, konnte sich Henrike vor Neugierde kaum halten.
    »Nun erzähl schon, wie war es?«
    »Anstrengend.« Catharina seufzte. Sie zog das Kleid aus, legte es ordentlich zusammen. »Es sind mindestens zwanzig französische Offiziere zu Gast.«
    »Ja, aber nicht alle bei den von der Leyen. Die Flohs haben auch zwei Offiziere im Quartier. Der eine hat einen gezwirbelten Schnurrbart, der müsste dir eigentlich aufgefallen sein.«
    »Stimmt, er fummelt immer daran herum.« Catharina lachte, streifte das Nachtgewand über und schlüpfte unter die Decke. Suchend sah sie sich um. »Wo ist denn Kasper?«
    »Der Kater? Vermutlich draußen und jagt Mäuse.«
    »Das glaube ich kaum.« Sie stieg wieder aus dem Bett und öffnete die Tür zum Flur. »Kasper?«, wisperte sie. »Wo bist du?«
    Mit einem leisen Maunzen kam der Kater ins Zimmer gehuscht, strich einmal um Catharinas Beine und sprang dann aufs Bett, wo er sich zufrieden schnurrend zusammenrollte.
    »War der junge Monsieur da?«, fragte Henrike.
    »Ja, aber ich habe ihn erst ganz zum Schluss gesehen. Einer der Franzosen hat mich festgehalten und ... und ...«
    »Und was?«
    »Und mich gekniffen«, flüsterte sie. »Hinten ...«
    »In den Po?« Henrike lachte. »Ja, das machen sie ganz gerne.«
    »Wirklich?« Catharina sah sie erstaunt an. »Bei dir auch?«
    »Manchmal. Vor allem, wenn sie etwas getrunken haben.«
    »Was machst du denn dann?«
    »Ich gebe ihnen einen Klatsch auf die Hand und sage, dass sie es sein lassen sollen.« Henrike lächelte zufrieden und löschte die Kerze.Catharina konnte nur schwer in den Schlaf finden. Schon längst atmete ihre Schwester ruhig und gleichmäßig, aber sie fand einfach keine Ruhe.
    Ich könnte das nie, dachte sie. Einem Mann einfach so auf die Hand zu schlagen. Und überhaupt, Henrike hat viel mehr Erfahrung im Umgang mit den Franzosen und den hohen Herrschaften als ich. Ich wüsste nicht, wie ich mich zu verhalten hätte, und sie meistert solche Situationen sicher mit Leichtigkeit.
    Dann dachte sie über Friedrich von der Leyen nach. Wie stattlich er war und wie gewandt! Nonchalant hatte er sich zwischen den Franzosen und sie gedrängt, hatte den Offizier abgelenkt, ohne dass es für diesen peinlich wurde.
    Friedrich sagte zu

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