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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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zwei Offiziere, die bei den von der Leyen einquartiert sind, gebeten, noch schnell ihre Wäsche zu waschen und zu flicken. Sie bezahlen den doppelten Lohn.« Esther lächelte.
    »Immerhin.« Catharina ging in die Vorratskammer und kehrte mit einem kleinen Stück Räucherware zurück. »Dann können wir ja vielleicht frisches Fleisch kaufen oder etwas Fisch. Dies ist nämlich der letzte Speck, den wir haben.«
    »Und dies ist die letzte Seife, die wir haben?« Esther zeigte auf den nun leeren Topf mit Schmierseife.
    »Wir haben noch zwei oder drei Stücke in der Vorratskammer.« Catharina seufzte. Sie war sehr sparsam mit der Seife umgegangen, doch nun neigte sich der Vorrat endgültig dem Ende zu.
    »Du sagtest schon vor Wochen, dass wir kaum noch Seife haben.« Wieder klang Esther vorwurfsvoll.
    »Ich hatte einen Korb übersehen, der hinter das Fass mit den Äpfeln gerutscht war. Die zwei Stücke sind aber nun die Letzten, die wir haben.«
    Esther warf ihr einen Blick zu, und Catharina wusste genau, was er bedeutete.
    »Ich werde morgen Fett und Pottasche besorgen und dann Seife sieden.« Catharina kniff die Augen zusammen. Seife zu sieden war anstrengend und gefährlich. Schon so mancher hatte sich die Hände oder Augen verätzt.
    »Gut.« Die Mutter wandte sich ab und ging zurück in die Stube.
    »Mon dieu«, seufzte Catharina, begann dann aber gleich, die Mahlzeit zuzubereiten.
    Am Abend, nachdem Elisabeth ihre neue Kammer bezogen hatte, legte Catharina einige Dinge heraus, die sie für das Seifensieden brauchen würde. Sie hatte vom Schlachter Fettabfälle bekommen, die sie nun über Nacht auskochte. Der hohe Emailletopf, den sie nur selten gebrauchten, musste geschrubbt werden. Sie kontrollierte die Beschichtung genau, denn Lauge griff Metall an. Zufrieden mit dem Ergebnis stellte sie den Topf bereit. Dann zerrieb sie einige getrocknete Kräuter im Mörser. Der Duft von Kamille und Rosmarin durchzog schon bald die Küche.
    Schließlich räumte sie auf, setzte den Sauerteig für das Brot an und streckte sich. Ihr ganzer Leib schmerzte, und sie sehnte sich danach, sich ins Bett zu legen. Doch zuvor musste sie noch einmal nach der jüngeren Schwester schauen.
    »Lisbeth?«, wisperte sie durch den Türspalt. »Schläfst du schon?«
    »Nein, Käthe.« Die Stimme des Kindes klang unglücklich.
    »Was ist los?« Catharina schlüpfte in die Kammer. Die Kohle in dem Gefäß aus Kupfer glomm anheimelnd und verbreitete einen warmen Schein. Catharina trat an das Bett und setzte sich zu ihrer Schwester. »Fehlt dir irgendetwas? Hab ich etwas vergessen?«
    »Es ist so ungewohnt«, sagte Elisabeth mit dünner Stimme. »Hier unten ... und ganz alleine zu schlafen. Außerdem war es oben immer dunkel bis auf den Mondschein.«
    »Und hier unten ist das Kohlebecken, verstehe.« Catharina legte den Arm um die Schultern ihrer Schwester und zog sie an sich. »Aber das sanfte Licht der glühenden Kohlen ist doch schön, nicht?«
    »Ja, das schon. Aber dennoch ist es ungewohnt. Sonst lag immer Mette neben mir und Mutter in dem anderen Bett. Und jetzt bin ich hier ganz alleine.«
    Catharina strich ihr über die Haare. »Soll ich bei dir bleiben? Wenigstens für die erste Nacht.«
    »Nein, das brauchst du nicht«, sagte Elisabeth nicht wirklich überzeugend. Nach kurzem Zögern fügte sie an: »Oder würdest du ...?«
    Catharina lachte leise. Dann stand sie auf, schlüpfte aus ihrem Kleid. »Rück mal. Hach, wie wundervoll, frisches Stroh und ein ganz sauberes Bett.«
    »Danke«, murmelte Elisabeth. Schon bald schlief sie tief und fest, nur hin und wieder hustete sie, ohne jedoch aufzuwachen.
    Obwohl Catharina sich ganz zerschlagen und erschöpft fühlte, kam sie nicht zur Ruhe. Plötzlich verstand sie, was Elisabeth gemeint hatte. Dadurch, dass die Kammer im Erdgeschoss lag und zum Hof wies, war das Mondlicht kaum zu sehen. Auch die Geräusche des Hauses waren eigenartig.Hier gab es kein Gebälk, das ächzte, stattdessen fing sich der Wind in den Winkeln des Hofes. Die Sträucher raschelten, und Catharina konnte das Trapsen kleiner Pfoten auf dem Pflaster hören. Ob sich Elisabeth daran gewöhnen wird? fragte sie sich zweifelnd und schlief dann doch ein.
    Ihr Nacken und ihre Gelenke waren steif, als Catharina am nächsten Morgen erwachte. Sie lag auf der Bettkante, die Decke hatte Elisabeth um sich gewickelt.
    Fröstelnd stand Catharina auf und zog sich eilends an, legte Holz nach und knetete den Brotteig. Die Fettabfälle waren

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