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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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weicher und verspielter.
    Catharina schaute in den Spiegel. Sofia hatte recht gehabt, es passte besser zu dem Kleid mit den weiten Ärmeln ausSpitze und dem fließenden Kragen. Und dennoch hatte sie das Gefühl, eine Fremde würde ihr aus dem Spiegel entgegen blicken. »Das bin nicht ich«, flüsterte sie.
    »Doch, für heute Abend seid Ihr es. Monsieur hat einige leichte Speisen im Salon auftragen lassen, eine kleine Stärkung. Nach Eurem Theaterbesuch werdet Ihr richtig speisen.«
    Sofia knickste und verließ den Raum. Immer noch unschlüssig schaute Catharina sich im Spiegel an, doch schließlich zuckte sie mit den Schultern und begab sich in den Salon.
    Frieder von der Leyen saß am Tisch. Obwohl die Speisen schon aufgetragen waren, schien er auf Catharina gewartet zu haben. Er öffnete den Mund, als sie eintrat, schloss ihn dann wieder und starrte Catharina an.
    »Mademoiselle?«
    »Bonsoir, Monsieur.« Catharina verbeugte sich lächelnd, drehte sich dann einmal im Kreis. Der Taft des Unterkleides knisterte, die Seide raschelte.
    »Ihr seht ...« Er stockte. »Ihr seht formidabel aus. Wunderschön.«
    Catharina neigte kokett den Kopf, setzt sich dann an den Tisch. Es gab dampfende Suppe, Brot und kalten Braten, dazu gekochte Wachteleier und eingelegte Heringe und Käse. Beherzt griff Catharina zu. Frieder trank Wein und aß wieder nicht. Sie spürte seinen Blick auf sich, schaute verunsichert auf.
    »Schmeckt Euch das Essen nicht?«
    »O doch.« Er nahm sich ein Stück Käse. »Aber Euer Anblick ist so eine Wonne, dass ich mich nicht durch schnöde Speisen davon ablenken lassen will.«
    »Ihr schmeichelt mir über Gebühr. Den Stoff habt Ihr ausgesucht, er ist exquisit und liebreizend.«
    Frieder lächelte amüsiert, antwortete aber nicht.
    Die Kutsche fuhr durch die Altstadt. Die engen Gassen öffneten sich zu einem Platz, der von Bäumen begrenzt wurde.
    »Das Theater gehört zum Leineschloss«, erklärte Frieder. »Hier residieren die Kurfürsten von Hannover-Braunschweig.«
    Der prächtige Bau raubte Catharina den Atem.
    »Über tausend Leute finden Platz in dem Theater, das zu einem der besten in Europa zählt«, erklärte Frieder weiter.
    Es war noch mehr Andrang vor dem Theater als vor der Kirche. Voller Staunen betrachtet Catharina die Besucher, einer prächtiger gekleidet als der andere. Gegen viele der Frauen sah sie tatsächlich noch schlicht aus, befand sie.
    Frieder führte sie durch die große Eingangshalle die Treppe hoch in eine der Logen. Noch nie im Leben hatte Catharina so ein Gebäude gesehen. Es war einzig und allein zu dem Zweck gebaut, Unterhaltung Platz zu bieten, ging ihr auf.
    Die Wände der Loge waren mit edlen Stoffen verkleidet, auf dem Boden lagen Teppiche, die Sessel waren gepolstert. Ein Diener brachte Schaumwein in hohen und schmalen Pokalen. Catharina schnupperte daran und musste niesen, als ihr die Bläschen in die Nase stiegen.
    Frieder lachte auf. »Lehnt Euch zurück und genießt es.«
    Genießen konnte Catharina den Abend vorerst nicht, zu vielschichtig und zu fremd waren die Eindrücke. Das Haus füllte sich mehr und mehr. Die Wand vor Kopf war mit einem großen Vorhang verhüllt. Davor, in einer Art Graben, saßen die Musiker. Alle trugen rote Jacken und gepudertePerücken. Sie saßen im Halbkreis und schienen auf etwas zu warten. Im Parkett waren Bankreihen halbmondförmig angeordnet. Die Logen begannen im ersten Stock. Balkon reihte sich an Balkon. Manch einer war noch prächtiger ausgestattet als der, in dem sie sich befanden. Es gab sechs Sessel, die bequem nebeneinander Platz fanden und zwei Tischchen links und rechts.
    Das ist Verschwendung, dachte Catharina, wir beide hier alleine auf so großem Raum. Doch dann öffnete sich die Tür, und Frieders Cousin und seine Frau betraten die Loge und brachten noch einen Herrn mit, der Catharina nicht vorgestellt wurde. Überhaupt nickten ihr die von der Leyen nur zu, beachteten sie dann nicht weiter. Bevor Catharina sich Gedanken machen konnte, löschten Diener das Licht, nur wenige Kerzen brannten weiterhin.
    Ein Mann betrat den Graben und verbeugte sich, wonach Applaus aufbrandete. Verwirrt verfolgte Catharina das Treiben. Sie schaute zu Frieder, doch der saß da und hatte die Augen geschlossen, ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Im Vergleich zu seinem Cousin sah er sehr viel entspannter aus. Das Herzklopfen bei seinem Anblick hatte nachgelassen, doch nun spürte Catharina einen Stich in der Magengegend, als sie

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