Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
telefonieren.«
»Es scheint, als hätten wir endlich eine Spur.« Ermter zog sich den Stuhl an den Tisch und wischte mit der flachen Hand die letzten Salzkörner auf den Boden. Die Kollegen hatten die Essensreste und die Verpackungen inzwischen abgeräumt, eine Thermoskanne mit frischem Kaffee stand auf dem Tisch, doch der Geruch nach Fastfood hing wie eine Glocke im Raum.
»Goeken war den Kollegen in Duisburg durchaus bekannt. Sein Tod überrascht sie nicht. Gleich kommt ein Kollege vom KK 2 zu uns. Die Abteilung für Organisierte Kriminalität hat wohl einiges an Informationen.«
»Also doch die Mafia?« Uta zog überrascht die Augenbrauen nach oben. »Wer von den Kollegen kommt denn?«
»Thomas Lähr.«
»Tom? Den kenne ich.« Uta strahlte und zupfte ihre rot leuchtenden Haare zurecht.
»Ich habe auch noch etwas.« Markus hielt ein Blatt hoch. »Es gibt eine Vermisstenanzeige. Eine Frau. Allerdings ist sie schon seit zwei Wochen verschwunden. Größe, Haarfarbe und Alter könnten passen. Eine Prostituierte aus Polen.«
»Von wo ist sie verschwunden?«
»Ihre Freundin hat sie vor zwei Wochen als vermisst gemeldet. Olga Koslowski war der Sitte bekannt. Sie hat auf der Inrather Straße gearbeitet.«
»Okay. Dann sieh mal zu, dass du die Freundin befragst, vielleicht war Goeken ja bei Olga Kunde. Und wir brauchen Material für einen DNA -Abgleich.«
Markus stand auf. »Wer kommt mit?« Er sah Uta an, doch diese zog sich gerade die Lippen nach.
Uta winkte ab. »Ich war heute schon im Außendienst«, presste sie hervor.
»Gut.« Ayla schob ihren Stuhl zurück. »Dann komme ich mit. Vielleicht können wir unsere Tote jetzt identifizieren.«
»Was dann aber immer noch nicht klärt, wo Sabine abgeblieben ist.« Fischer stöhnte auf. »Gibt es irgendetwas Neues aus dem Gewerbegebiet?«
Mehmet verneinte. »Ich habe gerade mit dem Dienstgruppenleiter der Wache gesprochen. Keine Spur. Allerdings ist das Gebiet heute auch ziemlich verlassen, dort ist kaum jemand, den man befragen könnte. Sie haben jetzt Hunde aus Düsseldorf angefordert, die in Mantrailing ausgebildet sind.«
Fischer blickte aus dem Fenster. Am Morgen hatte es geregnet, über Mittag war die Sonne herausgekommen, doch nun zogen wieder dicke Wolken auf. »Das Wetter macht nicht viel Hoffnung, dass die was finden.«
»Organisiertes Verbrechen. Wenn Goeken tatsächlich damit zu tun hatte und Sabine etwas herausgefunden hat?« Sorgenfalten überzogen Ermters Gesicht.
»Sie hat nur mit der Schwägerin gesprochen. Ist die inzwischen wieder aufgetaucht?«
»Soweit ich weiß, nicht. Wir haben eine Mitteilung in ihrem Briefkasten hinterlassen, dass sie sich bitte melden soll. Aber ich könnte noch mal eine Streife vorbeischicken.« Ermter stand auf. »Außerdem werde ich ihr Autokennzeichen durchgeben, bundesweit. Auch aus Spaichingen gibt es noch nichts Neues. Es ist zum Verrücktwerden.«
»Sabines Spur endet bei der Schwägerin. Was wissen wir über die Frau?«, fragte Fischer.
»Nicht viel. Bisher war sie ja auch nicht verdächtig.«
»Ich werde mal sehen, ob ich etwas herausfinde.« Jürgen Fischer erhob sich.
»Hallo.« Ein Mann stand in der Türöffnung. »Tom Lähr, KK 2. Ihr braucht Informationen über Peter Goeken?«
»Ja. Komm rein. Kaffee?«
»Schmeckt der hier oben genauso schlecht wie bei uns unten?« Lähr grinste.
»Ich schätze schon.«
Der Kommissar legte zwei dicke Mappen auf den Tisch und nahm sich eine Tasse.
»Was weißt du über Goeken?«, fragte Ermter.
»Er ist tatsächlich tot?«
»Erschossen mit einer 22iger, mit Zimmerpatronen.«
Lähr zog überrascht die Augenbrauen nach oben. »Wie?«
»Durch den Gaumen direkt ins Gehirn. Es war kaum zu sehen und ist bei der ersten Leichenbeschau auch nicht aufgefallen.«
»Das ist ja ein Ding. Wir hatten Goeken seit einiger Zeit unter Beobachtung. Er hatte Kontakt zu Mafiafamilien in Duisburg. Allerdings hat er sich seit etwa einem halben Jahr zurückgezogen und die Kontakte wohl ruhen lassen.«
»Wirklich die Mafia.« Mehmet sah Lähr an.
»Ja, die Mafia nutzt Deutschland als Versteck. Wenn es Mitgliedern der Familien in Italien zu brenzlig wird, kommen sie hierher. Hier haben sie verschiedene Unterschlupfmöglichkeiten. Sie wissen, dass wir es wissen. Solange sie hier aber nichts machen, beobachten wir sie nur.«
»Was genau hat Goeken damit zu tun?«
»Er hat immer mal wieder seine Wohnung zur Verfügung gestellt.«
»Und dann wahrscheinlich auch das Gartenhaus«,
Weitere Kostenlose Bücher