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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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fügte Uta hinzu. »Andere Kleingärtner berichteten, dass dort häufiger Leute gewohnt haben. Sie haben Goeken abgemahnt, aber er hat sich nicht darum gekümmert.«
    »Ja, er hat manchmal Leute dort übernachten lassen, vor allem, wenn sie länger als ein paar Tage geblieben sind.« Lähr nickte.
    Mehmet hob verblüfft die Augenbrauen. »Ihr seht einfach zu, wenn Mafiosi hier wohnen?«
    »Wir beobachten. Natürlich leisten wir auch Amtshilfe, wenn es einen konkreten Anlass gibt. Das ist aber meistens nicht der Fall. Es ist schon ganz gut, dass wir wissen, wer sich in Deutschland aufhält, mit wem Goeken sich traf und was er sonst noch so tat.«
    »Wisst ihr auch«, fragte Ermter, »warum Goeken sich zurückgezogen hatte?«
    »Nein, darüber können wir nur spekulieren.«
    »Gab es Streit?«
    Lähr zuckte mit den Schultern.
    »Wie war er denn zu dem Kontakt gekommen?«
    »Das wissen wir auch nicht ganz sicher. Goeken hatte früher eine Metzgerei, doch er steckte immer wieder in Geldschwierigkeiten. Er ist an einen Händler gekommen, der ihm Gammelfleisch verkauft hat. Das wurde bekannt, und er musste seinen Laden schließen. Es gab drei ungeklärte Todesfälle durch Infektion, aber ihm konnte keine Schuld nachgewiesen werden. Irgendwie ist er aber dann über diese Leute an die Mafia gekommen. Er hat verdorbenes Fleisch umetikettiert und nach Asien verkauft, vermutlich im Auftrag. Tja, so fing das wohl an.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Schon ein paar Jahre. Aber da das Geschäft mit dem Fleisch aufflog, hat er nach anderen Verdienstmöglichkeiten gesucht und auch gefunden. Wir hatten ihn ein paarmal am Wickel, aber konnten ihm nie wirklich etwas nachweisen. Gesessen hat er nur ein Jahr wegen des Fleischhandels, und seitdem ist er unauffällig. Vor sechs Monaten hat er einen größeren Betrag auf sein Konto eingezahlt, davon hat er in der letzten Zeit gelebt.«
    »Er bezog doch Hartz IV .«
    »Ja, er beging Sozialbetrug, aber wir haben das billigend in Kauf genommen. Er sollte nicht wissen, wie genau wir ihn beobachtet haben. Nach dieser Geschichte bei Bruno in Duisburg haben sich die Machtverhältnisse der hier ansässigen Mafiosi geändert, es gab interne Rangeleien. Wir waren ganz froh, durch Goeken einiges mitzubekommen.« Lähr nahm die Kaffeetasse, nippte und schüttelte sich. »Habt ihr Zucker?«
    »Moment.« Uta stand auf und ging mit betontem Hüftschwung zur Tür.
    »Vor einem halben Jahr hat er eine größere Geldsumme bekommen und sich dann zurückgezogen? So eine Art Abfindung?«, fragte Volker.
    »Ja, vielleicht.« Lähr schlug eine der Mappen auf. »Hier sind seine Kontodaten und Auszüge. Normalerweise hat er zwischen sieben- und fünfzehntausend Euro für seine Dienste bekommen. Vor sechs Monaten war es aber deutlich mehr. Wir hatten schon vermutet, dass er nun eine höhere Stufe in der Hierarchie eingenommen hätte und andere Aufgaben übernehmen würde, doch stattdessen zog er sich zurück. Er fuhr nicht mehr nach Duisburg und telefonierte nicht mehr mit den Kontaktleuten.« Lähr schob die Mappe über den Tisch.
    Uta reichte ihm die Zuckerdose, beugte sich weit vor und gewährte einen großzügigen Einblick in ihr Dekolleté.
    »Danke«, sagte Lähr und schlug den nächsten Ordner auf. »Die letzte E-Mail hat er vor vier Wochen geschrieben.«
    »Sieh einer an. Die Festplatte seines Computers fehlt. Könnten da wichtige Informationen drauf gewesen sein?«
    »Was? Dann war also jemand in der Wohnung?«
    »Vermutlich. Auf jeden Fall fehlt die Festplatte, genauso wie Fingerabdrücke, außer vom Opfer selbst.«
    »Das glaube ich gerne.« Nachdenklich rührte Lähr in seiner Kaffeetasse. »Nachdem die große Geldsumme einging, wurde er engmaschiger überwacht. Als dann aber nichts passierte, haben wir uns auf andere Dinge konzentriert. Das war vielleicht ein Fehler.«
    »Was war das mit den ungeklärten Todesfällen im Zusammenhang mit seiner Metzgerei?« Fischer suchte in seinen Unterlagen, fand das Blatt und legte es vor sich auf den Tisch. »Vor ein paar Jahren erkrankten etliche Leute an Listeriose. Die Krankheit hatte einen ungewohnt schweren Verlauf«, las er vor.
    »Ich erinnere mich«, sagte Ermter. »Drei Menschen starben. Die meisten der Erkrankten wohnten im Gatherhof. Es konnte allerdings nicht nachgewiesen werden, wo sie sich angesteckt hatten. Die Inkubationszeit kann bis zu sechs Wochen betragen. Und alle hatten sowohl bei Goeken als auch in der Pommesbude gegessen. In beiden Betrieben

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