Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
wurden Listerien nachgewiesen.«
»Hier steht, dass die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren eingestellt hat. Es gab auch noch eine zivilrechtliche Klage gegen Goeken, doch auch die wurde eingestellt.« Fischer nahm das nächste Blatt. »Die Eltern eines Kindes hatten geklagt, aber das Kind war chronisch krank, und ein Verschulden war nicht nachweisbar.«
»Ja, ein kleines Kind und zwei ältere Menschen sind damals gestorben.« Lähr nickte. »Es war tatsächlich nicht zu klären, welcher Laden für den Tod verantwortlich war. Beide Geschäfte hatten unsauber gearbeitet, und beide mussten schließen.«
»Hatte Goeken auch etwas mit Prostitution zu tun? Oder Mädchenhandel?«
»Wieso?«
»Weil sein Gartenhaus einen Tag nach seinem Tod abgefackelt wurde. In den Trümmern haben wir eine stark verbrannte weibliche Leiche gefunden.« Ermter räusperte sich.
»Eine weibliche Leiche? Hmm.«
»Sie wurde auch mit einer 22iger erschossen. Ihre Identität ist noch nicht geklärt, aber seit Freitagnacht wird eine unserer Kolleginnen vermisst.«
»Davon hatte ich gehört. Ihr vermutet, dass sie …? Das wäre ja schrecklich.« Lähr stieß die Luft aus. »Von Mädchenhandel weiß ich nichts. Und auch nichts von Prostitution. Wie gesagt, er bot nur Unterschlupf.«
»Irgendjemand hat ihn und die Frau ermordet. Und dafür muss es einen Grund geben.«
»Also diese alte Gammelfleischgeschichte – da kann das Motiv nicht liegen, das ist Jahre her.« Lähr kratze sich hinter dem Ohr.
»Kalte Rache nach dem Tod eines Angehörigen?«, meinte Uta.
»Das wäre ja schon arktisch. Nein, das glaube ich nicht«, sagte Ermter entschieden.
»Die Eltern des Kindes hatten Goeken angezeigt, aber die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein. Danach sind die Eltern von hier weggezogen.« Fischer schaute in die Mappe. »Vor sechs Jahren. Nach Norddeutschland.«
»Und die anderen Angehörigen?«
»Gibt es nicht, jedenfalls nicht, soweit ich weiß.«
»Rache wegen eines ungeklärten Todesfalles? Nach Jahren? Das ist Blödsinn.« Ermter winkte ab. »Es muss etwas mit der Mafia zu tun haben. Warum hat Goeken seine Tätigkeit eingestellt?«
»Vielleicht«, meinte Mehmet, »sollte er wirklich andere, neue Aufgaben übernehmen. Er hat eine Pause eingelegt, damit er aus dem Fokus kommt. Und dann ist etwas schiefgegangen. Könnten ihn Rivalen getötet haben?«
»Möglich ist eine Menge, aber im Moment ist alles ruhig, und wir haben keine Informationen darüber, dass größere Aktivitäten geplant waren oder sind.« Lähr machte sich eine Notiz. »Ich kann Goekens Telefondaten überprüfen lassen. Und die neusten Kontoauszüge anfordern, vielleicht gibt es dort einen Hinweis. Aber das geht erst morgen.«
»Morgen, morgen, morgen … Verdammt, wir kommen einfach nicht weiter«, sagte Fischer wütend.
»Tut mir leid, Kollegen.« Lähr stand auf. »Ich lasse euch die Akten hier, vielleicht könnt ihr die Informationen ja für eure Ermittlung gebrauchen.« Er streckte sich. »Und lasst uns in Kontakt bleiben. Ich höre mich mal um, ob jemand etwas von Bewegungen in der Szene weiß.«
Ermter erhob sich ebenfalls. »Danke, Tom. Wenn dir oder deinen Kollegen noch etwas einfällt … Wir sind für jeden noch so kleinen Hinweis dankbar.«
»Was für ein Scheiß!« Jürgen Fischer fuhr seinen PC herunter. »Wir können im Moment nichts tun!«
»Vielleicht sollten wir prüfen, ob Goekens Bruder oder die Schwägerin auch etwas mit der Mafia zu tun hatten.« Guido Ermter gähnte.
»Wie kommst du darauf?«
»Nun, Sabine war bei der Schwägerin. Vielleicht wurde diese von den Mafiosi beobachtet, und deshalb ist ihnen Sabine in die Hände gefallen.«
»Das könnte sein.« Fischer rieb sich durch das Gesicht. »Gibt es etwas Neues von der Hundestaffel?«
»Bisher noch nicht. Ich ruf den Staffelführer noch einmal an, aber die hätten sich gemeldet, wenn sie eine Spur hätten.« Ermter wandte sich zum Gehen. »Wir machen morgen weiter.« Er nickte Fischer zu und verließ das Büro.
Fischer schaute sich noch einmal um, dann folgte er Ermter auf den Flur. Seine Schuhe quietschten auf dem grauen Linoleum, als er in Richtung Aufzug ging. Die meisten Kollegen hatten das Feld schon geräumt. Es gab buchstäblich nichts, was sie aktuell tun konnten.
Markus Thewissen hatte sich Goekens Akte des KK 2 mit nach Hause genommen und wollte die Unterlagen in Ruhe durchgehen. Er und Ayla hatten die Prostituierte nicht angetroffen, die ihre Kollegin als
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