Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
wenig faul. Aber sie kann sich auch in Dinge verbeißen, und dann wehe dem, dem sie auf der Spur ist.«
»Ja, so einen Kollegen haben wir auch.« Nachdenklich blickte Mehmet aus dem Fenster des Wagens. Die Wohnung auf der Blumentalstraße schien immer noch genauso leer zu sein wie gestern, jedenfalls hatte niemand auf ihr Klingeln geöffnet.
»Ich würde zu gerne mal reingehen und nachschauen«, sagte Volker. »Leider gibt das die Beweislage nicht her.« Er startete den Wagen.
Sie fuhren über den Ring und am Friedhof vorbei über die Heideckstraße und bogen dann von der Gladbacher Straße in die Oberschlesienstraße ein. Rechts von ihnen lag das riesige Thyssengelände.
»Was ist eigentlich mit dem Typen mit den kurzen grauen Haaren? Er ist krank, arbeitet aber trotzdem?«
»Bist du noch nicht lange in Krefeld?«, fragte Volker überrascht.
»Ich bin hier aufgewachsen, bin aber von Münster aus nach Dortmund versetzt worden.«
»Du warst in Münster auf der Schule?«
»Ja, genau. Und dann in Dortmund. Ich wollte wieder zurück an den Niederrhein, war zwei Jahre in Xanten und bin erst seit fünf Monaten hier in Krefeld. Ich war so glücklich, als die Versetzungsverfügung kam, das kannst du dir nicht vorstellen.«
»Stimmt, das kann ich mir nicht vorstellen.« Volker grinste. »Ich bin zwar schon ewig hier, aber es gibt schönere Flecken als Krefeld.« Er kaute nachdenklich an seiner Unterlippe. »Also weißt du nichts von Fischers Geschichte?« Er warf dem jungen Kollegen einen Blick zu.
»Nein. Was ist passiert?«
»Lange Geschichte, aber wir haben ja noch Zeit.« Volker bremste das dritte Mal vor einer Ampel. Eine grüne Welle gab es hier nicht.
Er fing an zu erzählen. Mehmet unterbrach ihn kein einziges Mal.
»Grundgütiger«, sagte er, als sie auf den Parkplatz des Gewerbegebietes Fichtenhain einbogen. »Das ist starker Tobak. Ich an seiner Stelle wäre in Pension gegangen.«
»So ist Jürgen nicht. Er ist Kriminalkommissar – von Kopf bis Fuß. Und – er mag Sabine.«
»Haben die beiden was miteinander?«
Volker sah seinen jungen Kollegen entsetzt an. »Nein! Jürgen ist mit der Staatsanwältin liiert. Die beiden lieben sich. Mit Sabine ist er nur befreundet. Ich schätze, das ist eine Tochter-Vater-Beziehung und nichts anderes.«
»Hätte ja sein können«, murmelte Mehmet und stieg aus dem Auto.
Drei T4-Einsatzfahrzeuge der Wache standen auf dem Parkplatz, zusätzlich noch ein weiterer Kombi der Hundestaffel.
»Die Kollegen sind alle schon vor Ort.« Volker zündete sich eine Zigarette an.
Er stapfte los, und Mehmet folgte ihm. Der Hundestaffelführer stand etwas abseits, der Spürhund lag auf dem Boden und hatte die Augen geschlossen.
»Wir sind vom KK 11«, stellte sich Volker vor.
»Müller, Rainer Müller.« Der Kollege der Hundestaffel reichte ihm die Hand.
Volker lächelte. »Volker Müller. Aber ich denke nicht, dass wir verwandt sind, oder?«
»Nicht dass ich wüsste. Ihr seid vom KK 11?« Er nickte Mehmet zu, schnalzte kurz. Der Hund öffnete die Augen und gähnte. »Wir haben eine ganz vage Spur. Die Kollegen sind dort drüben. Ich verspreche mir aber nicht viel davon.«
»Warum nicht?«, fragte Volker.
»Geh hin, dann weißt du, was ich meine.« Er zeigte zu einem Gebäude, das ein wenig abseits stand. Ein hoher Gitterzaun begrenzte das Grundstück, auf dem neben dem Hallengebäude einige Pferdehänger parkten. Das Tor war geschlossen, und davor standen etwa fünf Kollegen der Wache und ein weiterer Hundeführer mit seinem Tier.
»Die Asti drüben ist ein Leichenspürhund, kein Suchhund!«, sagte Müller, und man hörte deutlich den genervten Tonfall. »Benno ist in Mantrailing ausgebildet. Er hat hier angeschlagen. Weil er vielleicht eine Spur hatte. Von einem lebenden Menschen, dessen Spur er folgen sollte. Asti hat hier nichts gerochen, was einfach nur bedeutet, dass hier in der letzten Zeit keine menschliche Leiche war.«
»Okay.« Der Polizist nickte. »Aber wie sicher war dann Bennos … Bellen?«
»Er hat angeschlagen, aber ob das ein Hinweis darauf ist, dass die gesuchte Person in dem Gebäude ist oder war, ist erst mal noch zweifelhaft.«
»Sabine war hier, und zwar lebendig?« Volker zog aufgeregt das Handy aus der Jackentasche.
»Langsam – sie könnte hier gewesen sein. Aber wenn sie es war, dann tatsächlich lebend.« Der Mann lächelte.
»Ich habe Florian Krefeld angefordert, das Einsatzfahrzeug müsste gleich eintreffen.« Einer der Polizisten
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