Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
werden wir auch vermutlich nie herausfinden, warum sie sterben musste. Wir brauchen viel mehr Informationen«, sagte Guido Ermter verärgert. »Aber das weißt du doch.«
»Ja, natürlich weiß ich das«, gab Uta scharf zurück. »Ihr habt euch jedoch so in den Gedanken verbissen, dass die Tote Sabine ist, dass ihr kaum andere Spekulationen zulasst.«
»Sabine ist immer noch nicht aufgetaucht, Uta«, sagte Fischer leise.
»Das weiß ich, das wissen alle. Und natürlich machen wir uns Sorgen … ich auch!« Es klang beinahe so, als würde sie mit dem Fuß aufstampfen wollen. »Und dennoch müssen wir unseren Fokus erweitern.«
»Guido, da ist gerade ein Fax gekommen.« Christiane Suttrop, Ermters Sekretärin, kam in den Raum. Sie gab dem Chef das Blatt.
Ermter runzelte die Stirn. »Das ist eine aktuelle Übersicht über Peter Goekens Konto. Er hat im September achtzigtausend Euro bekommen und bis letzte Woche etwa fünfzehntausend davon abgehoben. Immer in kleinen Häppchen, mal fünfhundert, mal achthundert. Es sind also noch gut fünfundsechzigtausend auf dem Konto.«
»Und in der letzten Woche?«
»Nichts«, antwortete Ermter. »Er hatte allerdings zwei Konten, wie ich gerade sehe.«
»Ja«, fiel Markus ihm ins Wort. »Das eine war das Konto für die Arge, da ging das ALG II ein. Davon hat er gelebt. Schau, hier ist die Übersicht.« Er schob Ermter einen Stapel Auszüge zu. »Das andere war das Konto mit den Extraeinnahmen. Davon hat er sich dann vermutlich Dinge geleistet.«
»Viel kann das ja nicht gewesen sein«, meinte Uta.
»Vermutlich hat er davon den Pizzaservice bezahlt, wenn ich so an seine Wohnung denke.« Ayla schüttelte sich.
»Guido?« Wieder kam Christiane in den Raum. »Noch zwei Faxe.«
Ermter nahm die Blätter entgegen, dann stand er auf. In diesem Moment klingelte das Telefon. Ermter ignorierte das Klingeln, doch Volker nahm das Telefon und drückte die grüne Taste.
»Volker Müller, KK 11.« Er blickte in die Runde, hob die Augenbrauen und verließ den Raum.
»Also«, Ermter räusperte sich, »hier kam gerade noch ein Kontoauszug beziehungsweise eine Mitteilung der Bank. Peter Goeken hat heute Morgen dreißigtausend Euro von seinem Konto abgehoben. Und zwar in Stuttgart.«
»Goeken ist wiederauferstanden?« Uta zog eine Grimasse.
Ermter warf ihr einen verärgerten Blick zu. »Ich rufe bei der Bank in Stuttgart an und kläre das.«
»Hat sich die Kollegin aus Spaichingen noch mal gemeldet?«, fragte Fischer. »Ob die Exfrau wieder aufgetaucht ist?«
Niemand schien hierzu neue Informationen zu haben.
»Na gut«, sagte Fischer. »Dann setze ich mich mit ihr in Verbindung. Vielleicht besteht da ein Zusammenhang.«
Gerade als er zur Tür ging, kam Volker wieder herein.
»Das war der Leiter der Hundertschaft. Gestern hatte die Hundestaffel die Suche im Gewerbegebiet abbrechen müssen, weil es zu sehr geregnet hat. Heute Morgen sind sie noch mal los und haben auch einige Teams ausgeschickt, um Anwohner zu befragen. Ein Hund scheint eine Spur zu haben. Ich fahre hin.« Er schaute sich um. »Wer kommt mit?«
»Ich.« Mehmet sprang auf.
»Okay«, sagte Ermter. »Fahrt vorher noch mal zur Wohnung der Schwägerin. Markus, du versuchst weiter, die Freundin der vermissten Prostituierten ausfindig zu machen. Uta, du begleitest ihn, deine Erfahrungen in dem Milieu sind sicher sehr wertvoll.« Er sah die Kollegen an. »Brauchen wir jemanden, der noch mal die Nachbarn im Gartenverein befragt?«
»Wir haben gestern alle abgegrast, die dort waren.«
»Wir sollten alle erreichen …« Ermter blätterte in den Unterlagen. »Konzentrieren wir uns für den Moment aber auf das Gewerbegebiet. Vielleicht gibt es endlich eine Spur von Sabine.«
Das wäre schön, dachte Fischer.
»Wie gefällt es dir bei uns, Mehmet?«, fragte Volker.
»Es ist nicht so viel anders als auf der Wache West. Schlechter Kaffee und Überstunden. Allerdings habe ich noch nie bei einem Mordfall ermittelt. Das ist ziemlich spannend.«
»Meistens ist das gar nicht so spannend, aber unsere Nerven sind wegen Sabine natürlich zum Zerreißen gespannt.«
»Ja, das kann ich verstehen. Ist immer schlimm, wenn Kollegen involviert sind.«
»Allerdings.«
Mehmet warf Volker einen Blick zu. »Was ist eigentlich mit dieser Uta? Hat die was mit dem Typen vom KK 2?«
»Uta und Tom?« Volker lachte. »Eher in ihren Traumvorstellungen. Uta ist schon gut«, fügte er dann an. »Aber sie ist nicht einfach zu nehmen. Und manchmal ein
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