Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
umgehört und eventuell etwas Relevantes erfahren.«
Fischer nickte ihm zu und eilte weiter nach unten. Im Foyer saßen die Kollegen der Wache.
»Guten Morgen«, grüßte Fischer. »Unser Kaffee ist ausgegangen. Könnt ihr uns etwas leihen?«
»Aber sicher.« Der Kollege ging in die Küche und kam mit einem Paket zurück. »Habt ihr Sabine gefunden?«
»Noch nicht.«
»Scheiße.«
Das Besprechungszimmer füllte sich nach und nach. Fischer stellte die Thermoskanne auf den Tisch, dazu Milch und Zucker.
Die Kollegen hatten sich ihre Körbe genommen und blätterten durch die Aussagen.
»Wir haben nicht wirklich viel bisher, oder?«, fasste Markus zusammen.
»Nein«, sagte Ermter. »Heute kommen wir an einige Daten, die uns vielleicht weiterhelfen könnten.«
»Es gibt da etwas«, meldete sich Tom Lähr zu Wort.
Alle schauten ihn an. Lähr setzte sich auf und legte zwei Blätter auf den Tisch.
»Just am Wochenende hat es in Oberhausen eine Schießerei zwischen zwei rivalisierenden Mafia-Gruppen gegeben. Wir wissen noch nicht genau, weshalb, aber entweder gibt es größere Reibereien oder jemand möchte aufräumen.«
»Und das steht im Zusammenhang mit unseren Fällen?«, fragte Fischer verblüfft.
»Es war eine 22iger.«
»Auch Zimmerpatronen?«
»Nein. Trotzdem kann man die Projektile vergleichen und schauen, ob es dieselbe Waffe war«, erklärte Lähr.
Ermter nickte. »Was hat das mit den Rivalitäten auf sich?«
»Ein Informant hat uns mitgeteilt, dass es einen Überläufer gibt. Also jemanden von hier, der Insiderwissen von einer Gruppe an die andere verkauft haben soll.«
»Goeken?«
»Möglich.«
»Damit hätten wir ein Motiv«, sagte Volker.
»Es könnte ein Motiv sein, wenn denn Goeken wirklich der Informant war.« Lähr kratzte sich am unrasierten Kinn.
»Glaube ich nicht.« Markus schüttelte vehement den Kopf. »Ich habe mir gestern Abend die Akten vorgenommen und bis zwei Uhr darin gelesen. Goeken hat quasi nur Unterschlupf geboten und vielleicht den einen oder anderen Botendienst übernommen. Alles in allem wusste er aber zu wenig, um eine Gefahr darzustellen. Wenn das KK 2 Informationen darüber hatte, wer wann in Deutschland war, dann hatten das die Rivalen voneinander auch. Sie haben vielleicht nicht die Amtswege, aber sie haben wesentlich mehr Geld als die öffentliche Hand und können ganz anders vorgehen, auch was Überwachung angeht. Die brauchen keine richterlichen Beschlüsse, die haben ihre eigenen Methoden.«
»Das stimmt natürlich. Aber wer weiß, ob nicht einer der ›Gäste‹ Goeken etwas erzählt hat, oder er hat heimlich etwas mitbekommen und sah seine große Chance?« Lähr zog die Augenbrauen hoch.
»Aber Goeken hatte doch gerade erst einen Batzen Geld von der Familie bekommen. Und dieses Geld hatte er kaum angerührt.« Markus schob die Blätter zusammen und legte sie in seine rote Pappmappe.
»Die neuesten Kontoauszüge von Goeken erhalte ich in den nächsten Stunden. Der letzte, den wir überprüft hatten, war von November. Im September hatte er das Geld bekommen. Achtzigtausend Euro sind zwar viel, aber auch wieder nicht so viel, wenn es die Chance gibt, mehr zu bekommen«, meinte Lähr.
»November? Ich dachte, ihr hättet das im Februar noch überprüft?« Markus sah ihn erstaunt an.
»Nein, er hatte sich ja zurückgezogen, und somit hatten wir keinen Anlass, weitere Kontobewegungen zu checken.«
»Aber das sind fast fünf Monate. In der Zeit könnte er das Geld schon längst verprasst haben und brauchte vielleicht mehr. Dann hätten wir den Ansatz eines Motivs.«
»Ich sagte doch, es wird heute noch überprüft.« Nun klang Lähr ein wenig verärgert.
»Außerdem«, sagte Markus und zog wieder einige Blätter aus den Akten, »habe ich nicht so ganz verstanden, was es mit diesen E-Mails auf sich hat. Sie wurden von Goekens Account geschrieben, haben aber scheinbar gar nichts mit ihm zu tun. Da geht es um Blumengroßhandel. War er nicht Metzger?«
»Das sind Fake-Mails, Codemails, wie auch immer du das nennen willst. Die Blumen stehen für andere Dinge. Für Drogen, für Transfer von Waffen oder Menschen.«
»Es kann also auch um Menschenhandel gehen?«, fragte Uta.
»Ja, natürlich. Prostitution, Menschenhandel … was auch immer euch einfällt.« Lähr verdrehte die Augen.
»Dann könnte die tote Frau auch ein Menschenhandelsopfer gewesen sein?«
»Uta, die tote Frau kann alles Mögliche gewesen sein. Wenn wir ihre Identität nicht ermitteln,
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