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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Handgelenke, nachdem ihm die Handschellen abgenommen worden waren. Er setzte sich auf den Plastikstuhl im Verhörraum und sah Ermter missmutig an.
    »Sie kennen Peter Goeken?« Ermter zog seinen Stuhl näher zum Tisch.
    »Was?«
    »Peter Goeken. Sie kennen ihn?«
    »Kennen? Nein, so würde ich das nicht nennen. Er hat Fleisch von uns bezogen, als wir noch ein K1-Betrieb waren.«
    »Wie oft hatten Sie miteinander Kontakt?«, fragte Ermter.
    »Weiß ich nicht mehr. Hin und wieder halt. Warum wollen Sie das wissen?«, fragte Scheelen genervt.
    »Wir ermitteln in einem Mordfall.«
    »Ich sagte doch schon, dass ich niemanden ermordet habe. Warum sollte ich?«
    »Wir haben festgestellt, dass Sie Schulden haben.«
    »Ich habe einen Kredit aufgenommen. Das ist doch nicht verboten, oder?«, fauchte Scheelen.
    »Sie haben aber die Raten nicht zurückgezahlt.«
    Scheelen brummte etwas vor sich hin.
    »Bitte?«, fragte Ermter nach. »Können Sie das noch einmal deutlicher sagen?«
    »Stimmt, ich habe Schwierigkeiten mit den Raten. Aber das macht mich doch nicht zum Mörder.«
    »Was wissen Sie über Peter Goeken?«
    »Verdammt noch eins – nicht viel. Was soll ich schon über ihn wissen? War ein schmieriger Typ. Unangenehm.« Scheelens Stimme wurde lauter.
    Ermter sah sich um, Mehmet stand wachsam an der Tür.
    »Inwiefern war er unangenehm?«
    »Aufbrausend halt. Wenn ihm was nicht passte, ist er sofort an die Decke gegangen.«
    So wie du, Bürschchen, dachte Ermter. »Was hat ihm denn zum Beispiel nicht gepasst?«
    »Na, die Sache mit dem Fleisch. Er hat Fleisch von uns bezogen. Dann hat er Ärger mit dem Hygieneamt bekommen, weil Leute erkrankt sind, die bei ihm Fleisch gekauft haben. Er musste seine Metzgerei schließen. Er hat meinem Chef gedroht und ihn angezeigt.«
    »Ja?«
    Scheelen zuckte mit den Schultern. »Tja, auch bei uns wurden Mängel festgestellt. Wir wurden von T1 auf T4 runtergestuft, was scheiße ist.«
    Wieder stockte er.
    »Weil?«, fragte Ermter nach.
    »Weil wir jetzt nur noch die Hälfte an Umsatz machen. Tierfutter ist billig, Fleisch zum Verzehr kann man deutlich teurer verkaufen.« Er blickte Ermter nun offen ins Gesicht. »Unsere Löhne wurden gesenkt, deshalb habe ich auch Probleme mit den Raten für meinen Wagen.«
    »Dann waren Sie also nicht besonders gut auf Goeken zu sprechen?« Ermter lehnte sich zurück. Dies könnte, dachte er, tatsächlich ein Motiv sein.
    »Ach Blödsinn. Ich bin sauer auf meinen Chef. Der will immer alles so billig wie möglich, deshalb haben wir ja auch diese uralte Kühlung. Außerdem sind wir zu wenige Leute, um die Hygienevorschriften einhalten zu können. Aber das sieht er nicht, er will nur so viel Kohle wie möglich bei wenig Aufwand machen.«
    Ermter machte sich eine Notiz.
    »Wann haben Sie Goeken das letzte Mal gesehen?«
    Scheelen überlegte. »Kann zwei Jahre her sein. Vielleicht auch länger. Ich weiß es nicht mehr.«
    »Notieren Sie uns bitte ganz genau, wo Sie am vergangenen Freitag und Samstag wann waren«, befahl Ermter.
    »Bleibt uns nur noch, Scheelens Alibis zu überprüfen«, sagte Ermter zu Mehmet, nachdem sie Scheelen zurück in die Zelle hatten bringen lassen.
    »Irgendetwas macht ihn nervös, das merkt man. Er schwitzt und vermeidet direkten Blickkontakt«, sagte Mehmet.
    »Ja. Vielleicht ist er auf Droge. Ich werde einen Test veranlassen.« Ermter dachte nach. »Überprüfe den Chef von Scheelen. Er hätte ein Motiv. Vielleicht hat er Goeken für die Herabstufung des Betriebs verantwortlich gemacht.«
    »Er kann es nicht gewesen sein«, sagte Uta und klang triumphierend. »Ich habe ihn schon überprüft, er ist seit drei Wochen in Spanien.«
    Ermter schaute in die Runde. »Wir machen Schluss für heute. Es gibt niemanden mehr zu befragen, nichts abzusuchen, nichts nachzuforschen. Ich bleibe hier – ihr anderen könnt gehen, seid aber morgen früh um sechs zur Besprechung hier, bitte.«
    »Ich bleibe bei dir.« Roland Kaiser nickte Ermter zu. »Der Zustand meiner Mutter ist stabil. Ob ich nun hier sitze und Aussagen abtippe oder an ihrem Krankenhausbett, das spielt keine Rolle.«
    »Okay, danke.«
    Nach und nach verließen die Kollegen das große Gebäude am Nordwall. Die Putzkolonne polierte den alten Linoleumboden und die Fliesen, wischte Staub und leerte Papierkörbe.
    Guido Ermter setzte sich in sein Büro und nahm sich das Aktenkörbchen noch einmal vor. Er zuckte zusammen, als sein Handy klingelte.
    »Hallo, Göttergatte Nummer eins«,

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