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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Feuer gelegt, dass es ihr mit ihm ebenso ging, aber durch Florian hatte sich vieles verändert. Sie musste ihm etwas erzählen. Und es war etwas Unangenehmes. Er war schon lange genug im Polizeidienst, um diese Nuancen in Stimmen zu erkennen. Immer noch folgten sie dem Smart.
    »Verdammt!«, fluchte Oliver. »Sie will links auf die Blumentalstraße einbiegen.«
    »Ja und?«
    »Die Grünphase für die Abbieger ist sehr kurz, höchstens drei Autos schaffen es. Zwei sind zwischen uns, hoffentlich verlieren wir sie nicht.«
    »Blumentalstraße?« Fischer war in seine Gedanken versunken gewesen und hatte nicht auf den Weg geachtet, doch nun horchte er auf. »Da wohnt Maria Goeken. Dort endete Sabines Spur.«
    Oliver warf ihm einen Blick zu. »Meinst du, das hat etwas zu bedeuten?«
    »Das wäre allerdings sehr merkwürdig«, antwortete Fischer.

SIEBZEHN
    Ich habe ein gutes Leben, dachte Guido Ermter. Ich habe eine Frau, die ich liebe und die mich liebt. Im nächsten Jahr würden sie Silberhochzeit feiern. Natürlich hatte es Höhen und Tiefen in ihrer Ehe gegeben. Sie hatten sich gestritten, wieder versöhnt. In manchen Zeiten hatten sie sich gegensätzlich entwickelt, aber sie hatten auch immer wieder zueinandergefunden. Julia war der Beweis ihrer zu Fleisch gewordenen Liebe, hatte Ermter früher immer gedacht, als er das winzige, rosige Baby in den Armen gehalten hatte. Doch dann kamen die Zahnungsphase, die Trotzphase, die Pubertät. Man hörte die Warnung der anderen Eltern, nahm sie aber nicht ernst. Da war immer der Gedanke: Bei uns wird das anders, nicht so schlimm, wir werden es meistern. Sie hatten es gemeistert und gar nicht so schlecht, wie Ermter fand.
    Er erinnerte sich noch gut an die Abende vor fünf Jahren, als sein kleines Mädchen, das damals schon gar nicht mehr so klein war, das erste Mal ausgegangen war. In den Jugendtreff der Gemeinde zwar nur, aber er hatte sich trotzdem Sorgen gemacht. Loszulassen war viel schwieriger als ein Kind zu bewachen. Er hatte Julia vertraut, auch als sie damals dieser Ökovereinigung beigetreten war. Die Vater-Tochter-Beziehung war nie ganz einfach gewesen, aber er hatte Julia immer vertraut.
    Ob es besonders schwierig ist, wenn man einen Job wie meinen hat? Schwieriger als für andere Väter, weil man die Abgründe des Lebens nicht nur aus den Nachrichten kennt? Die Frage konnte er sich nicht beantworten. Haben wir etwas falsch gemacht?, fragte er sich nun und wusste, dass sich Sigrid die gleiche Frage stellte.
    »Guido?« Christiane Suttrop öffnete die Tür zu seinem Büro. »Ich habe zweimal geklopft«, sagte sie entschuldigend.
    »Oh. Ja?« Ermter schaute auf.
    »Die Kollegen aus Spaichingen sind gerade eingetroffen.«
    »Ich komme.«
    Maria Goeken war schon in das Verhörzimmer gebracht worden. Im Flur standen die beiden Schupos aus Spaichingen.
    »Sie hat nichts gesagt«, meinte der eine und reichte Ermter die Hand. »Kein Wort, die ganze Fahrt über.«
    »Ungewöhnlich für eine Frau«, murmelte Volker grinsend.
    »Danke, dass ihr die Fahrt auf euch genommen habt.« Ermter nickte ihnen zu. »Mal sehen, ob sie uns etwas erzählt. Habt ihr schon Kaffee bekommen?«
    »Gibt es hier irgendwo eine Gaststätte, wo wir eine Kleinigkeit essen können, bevor wir zurückfahren? Und vielleicht auch besseren Kaffee?« Der Schupo hielt den Becher hoch. »Schmeckt überall gleich schlecht bei den Behörden«, fügte er schulterzuckend hinzu.
    »Um die Ecke ist das Mikado«, sagte Uta. »Und den Nordwall hoch und dann rechts ist der Nordbahnhof. Gutbürgerliche Küche. Soll ich es euch auf der Karte zeigen?«
    »Danke, wir haben ein Navi.« Die Kollegen verabschiedeten sich.
    »Auf geht’s«, murmelte Ermter.
    »Darf ich dabei sein?«, fragte Claudia Simons, die Durchläuferin. Ihr Gesicht strahlte erwartungsvoll.
    Ermter nickte. »Vertu dich aber nicht. Das ist nicht wie in den amerikanischen Krimis.«
    Maria Goeken stand hinter dem Tisch, die Arme vor der Brust verschränkt. Ihre Miene drückte Missbilligung aus.
    »Setzten Sie sich«, sagte Ermter freundlich. »Möchten Sie ein Glas Wasser oder einen Kaffee?«
    »Ich habe lange genug in diesem verdammten Polizeiwagen gesessen. Und ich muss zur Toilette.«
    »Kein Problem.« Ermter öffnete die Tür. »Uta«, rief er. »Kannst du Frau Goeken bitte zur Toilette begleiten?«
    »Muss das sein?«, schnaubte Maria Goeken. »Bin ich etwa verhaftet?«
    »Sie stehen unter dringendem Tatverdacht«, sagte Ermter immer noch

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