Seifenblasen kuesst man nicht
gestohlen. Die Trauer über das Zerwürfnis mit seinem Vater war vergessen. Er fixierte sie, als wäre sie das Wichtigste auf der Welt.
»Einem ⦠was?«, stammelte sie.
Er hatte verdammt noch mal recht. Viele Komplimente hatte sie nicht bekommen in ihrem Leben. Das lag aber auch daran, dass sie es â im Gegensatz zu Jasmin beispielsweise â nicht darauf anlegte. Wie würde sie in diesem Moment reagieren? Mit einem verführerischen Blick, der unausgesprochenen Aufforderung, dem Lächeln und dem Danke noch etwas folgen zu lassen? Was? Doch nicht etwa â¦
»Hi, Darlings!«
Sie fuhren auseinander. Die Stimme des Amerikaners riss sie heraus aus dem unsichtbaren Cocon, der sich um sie und David gebildet haben musste.
»Alles okay?«
David nickte und fuhr sich etwas nervös durch die Haare. Coralie spürte, wie das Blut in ihre Wangen schoss. Sie wurde rot. Meine Güte, sie wurde rot! Was musste David von ihr denken? Dass sie ernsthaft geglaubt hatte, er und sie ⦠würden sich ⦠hier ⦠vor allen Leuten â¦
»Alles okay«, antwortete David mit einem Grinsen. Er hatte sich wieder in der Gewalt. So schnell, wie man eine Lampe an- und ausknipste. Wahrscheinlich tat er das auch mit seinen Gefühlen. Man merkte ihm nun keine Spur von Unsicherheit mehr an.
Jasmin bekam mittlerweile eine Packung Popcorn nach der anderen herübergereicht, was nicht unbedingt zu ihrem paillettenbesetzten beigen Chiffontraum passte. Wahrscheinlich bereute sie gerade zutiefst, die süÃe Schwiegertochter in spe zu spielen, während die interessanten Dinge bei David abzulaufen schienen.
» Fine .« Coys Grinsen sah etwas gequält aus. »Ich wette, Darling, du hast dein Zeug früher, wenn du mit uns kommst, als wenn du hier in der Schlange stehst.«
Thomas Rumer verlieà gerade seinen Platz am Tresen und rollte davon. Jasmin hatte jetzt auch noch vier Flaschen Cola vor sich stehen und versuchte, wenigstens zwei davon zu nehmen, wobei sie die Hälfte des Popcorns über ihr Kleid und auf dem Boden verteilte. Rumer verschwand in der Menge, ohne ihnen auch noch einen Blick zuzuwerfen.
»Was ist denn mit ihm los?«, fragte Coralie verwundert. Eine merkwürdige Familie war das.
David wollte seinem Vater folgen, aber Coy hielt ihn zurück.
»Lass ihn. Es ist auch für ihn nicht leicht.«
Was denn?, wollte Coralie fragen. Aber dann hielt sie sich zurück. Die Rumers gingen sie nichts an. Sie wollte einfach nur eine Cola, einen Riesenbecher Popcorn und dann ins Kino. Jasmin sah nicht so aus, als ob sie irgendetwas davon auf die Reihe bekäme. Normalerweise hätte sie ihr geholfen. Wenn Jasmin eine normal nette Person gewesen wäre und nicht diese arrogante Kleptomanin, die noch nicht mal vor den Moves anderer haltmachte. Doch noch bevor sie irgendeine Idee hatte, wie sie sich am besten verdrücken konnte, schob Coy sie bereits vor sich her über den Flur auf eine unscheinbare Tür zu.
Vor ihr standen gleich zwei finster blickende Männer mit verschränkten Armen und Kragenmikrofonen. Ohne ein Wort der Erklärung wurden sie durchgelassen.
14.
Sie traten in einen nüchternen Raum, der als eine Art Garderobe für Gäste diente. Loungesessel und Sofas, ein paar niedrige Tische, auf denen Tabletts mit Häppchen standen. Gruppen von lachenden, plaudernden Leuten standen zusammen. In ihrer Mitte â Coralie stockte der Atem â Casper Kendall persönlich.
Er war kleiner, als sie gedacht hatte. Die Haare hatte er für die Rolle blond gefärbt, er trug eine Jeans und ein T-Shirt, und er sah nett aus, aber auf keinen Fall wie einer der bekanntesten Filmstars Hollywoods. Neben ihm stand Mia Myers â ungefähr zwei Meter groà und vierzig Kilo leicht. Ihre schulterlangen Haare waren tizianrot und glänzten, als hätte sie statt Haarspray Autolack benutzt. Sie lauschte gerade hingerissen einem Mann, der ihr bis zum Bauchnabel reichte. Coy trat auf die Gruppe zu.
»Was wird das hier?«, fragte Coralie leise. »Ich verpasse den Anfang, wenn ich nicht gleich zurückgehe!«
»Kapierst du das nicht?« Davids Flüstern klang heiser vor Aufregung. »Das ist der Wahnsinn! Da hinten steht der Chef von Chestnut. Coy hat angedeutet, dass er mich kennenlernen will.«
»Dann nur zu. Ich geh dann mal.«
Sie wollte sich umdrehen, aber David hielt sie fest. Die Berührung war wie ein
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