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Sein anderes Gesicht

Sein anderes Gesicht

Titel: Sein anderes Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Fingernägel vornimmt.
    »An nichts. An Maeva, an Marlene, an all das. Pass auf dich auf, Steph«, sage ich zu ihr und erhebe mich.
    »Ja, Großmutter. Willst du nicht doch bleiben?«
    »Nein, ich muss gehen. Bis bald.«
    Ich küsse Peppina und mache mich auf den Weg.
    Ich gehe über den Hof an einer Gruppe spielender Kinder vorbei. Die Älteren werfen sich Bälle zu. Rein zufällig verfehlt ein Wurf meinen Kopf um zwei Zentimeter. Einer von ihnen kommt angelaufen, um den Ball zu holen. Als er aufsieht, bleibt er wie erstarrt stehen. Es ist einer der Jungs, die mich vor ein paar Nächten zusammengeschlagen haben. Der mit den Aknenarben. Ich sehe ihm direkt in die Augen. Seine Freunde rufen ihn. Er weicht meinem Blick aus und kehrt, den Ball dribbelnd, zu den anderen zurück. Ich mache, dass ich wegkomme.

KAPITEL 11
    Wieder in den Bus, wieder in die Altstadt, wieder nervöses Warten. Ich kaufe mir eine Schachtel Zigaretten, setze mich an einen der Tische vor Lindas Kneipe, rauche und trinke eine Halbe Bier nach der anderen, während ich die Passanten beobachte, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Linda hat mir erzählt, dass sämtliche Bewohner im Haus von Johnny und Bull von der Polizei vernommen werden sollen. Zwei Polizisten sind heute Morgen schon da gewesen und werden am Abend wiederkommen. Als die Bullen bei ihr einen Kaffee getrunken haben, hat Linda sie ein bisschen ausgefragt. Den ersten Untersuchungen zu Folge, ist Bull zu Tode geprügelt worden. Sämtliche inneren Organe waren geplatzt.
    »Unvorstellbar«, meinte der Ältere von beiden. Es ist also Mord gewesen. Das heißt, jeder der Dealer, die Bull frequentierte, käme in Frage. Noch ein Fall, der ungelöst zu den Akten gelegt werden wird?
    Allmählich wird es dunkel. Nach dem vielen Bier fühle ich mich ein bisschen betrunken. Ein Mann bleibt stehen und fragt mich nach meinen Tarifen. Ich jage ihn zum Teufel. Ein Tag ohne Bullen, ohne Leichen, ohne Sex: Ruhetag. Ich sehe mich schon zu Hause mit dem Strickzeug sitzen, die Füße in meinen Thermo-Hausschuhen, während im Fernsehen Erkennen Sie die Melodie läuft. Da entdecke ich Farida. Ich winke ihr zu.
    Sie kommt, die Arme mit Büchern beladen, herüber und sieht noch müder aus als gestern.
    »Ich kann nicht mehr. Ich glaube, ich gehe sofort, ohne einen Bissen zu essen, ins Bett«, sagt sie und lässt sich auf einen Stuhl fallen.
    »Die Polizei wird heute noch vorbeikommen und alle Mieter vernehmen. Bull ist ermordet worden.«
    »Was?! Du machst Witze, oder?«
    Ich erzähle ihr, was ich von Linda gehört habe. Verstört beißt sie sich auf die Lippen.
    »Zu Tode geprügelt? Das ist ja grauenvoll! Und die glauben, es war jemand aus unserem Haus?«
    »Sie suchen nach einer Spur. Sie werden jede Menge Fragen stellen. Ob du jemanden im Treppenhaus gesehen hast . Fragen in der Art .«
    »Außer Johnny habe ich niemanden gesehen.«
    »Ist dir jemals ein Asiate im Haus über den Weg gelaufen?«
    »Du meinst … außer den N'Guyen?«
    »Ja.«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    Und Johnny? Vielleicht hat er jemanden gesehen. Vielleicht hat der Typ ja auch ihn gefragt.
    »Als du Johnny getroffen hast, kam er da aus seiner Wohnung?«
    »Nein, er war gerade nach Hause gekommen. Ich habe ihn nach oben gehen hören und um Hilfe gerufen.«
    »Und er hatte keine Angst, sich seinen guten Anzug schmutzig zu machen?«
    Sie lächelt kurz, und ich weiß, was sie von ihm hält.
    »Nein, denn er trug Jeans.«
    »Und in Bulls Wohnung, ist dir da irgendwas aufgefallen?«
    »Bei seiner Unordnung . Ich habe deinen Ring neben dem Spülbecken gefunden und Johnny gebeten, ihn dir zu geben.«
    Sie hat das ganz natürlich, ohne jeden Hintergedanken gesagt.
    »Ach ja, danke übrigens. Ich hatte ihn Bull geliehen. Es wird merkwürdig sein, den Ring wieder zu tragen. Möchtest du was trinken.«
    »Nein, danke, ich bin hundemüde. Mach's gut, bis bald.«
    Ich sehe ihr nach, wie sie weggeht.
    Die Sonne ist untergegangen, es wird allmählich kühl, doch ich habe noch keine Lust, meinen Beobachtungsposten zu verlassen. Ich schlucke zwei der Tabletten, die ich von meinem Freund Marco habe, denn unter dem Gips tobt Dien Bien Phu, die letzte Schlacht. Allmählich strömen die Gäste ins Lokal, die noch schnell einen Aperitif trinken wollen. Gestern Abend saß ich hier mit Bull. Ich hatte seine miese Visage vor mir und merkte, dass ihm sein geheimnisvolles Getue ganz offensichtlich Spaß machte. Wenn nur Mossa nicht dazwischengeplatzt wäre! Hör

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